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Holz – geschnitten

Werkstattbesuch beim Künstler und Holzschneider Gert Fabritius
Holz – geschnitten

Der Künstler Gert Fabritius widmet sich in einem großen Teil seines Werkes der alten Kunst des Holzschnittes. Das jedoch nicht auf eine rückwärtsgewandte, historisierende Art, sondern in einer zeitgemäßen, auf das Wesen der dargestellten Figuren und Charaktere eingehenden Weise.

Autor: Heinz Fink

Der Hochdruck zählt zu den ältesten Verfahren der Menschheit, um ihre Bildvorstellungen festzuhalten. Der Holzschnitt, auch als Xylographie bezeichnet, stellt eine Variante des Hochdruckes dar. Dabei werden aus einer Holzplatte mithilfe von Schnitzmessern und anderen Werkzeugen – nach einer Vorzeichnung – die nicht druckenden Teile entfernt. Die verbleibenden erhabenen Linien und Flächen werden mit Druckfarbe eingefärbt und auf das zu bedruckende Material, zumeist Papier, abgedruckt. Dabei entsteht ein spiegelbildliches Abbild des geschnittenen Motivs.

Aus der Fläche herausgearbeitet
Gert Fabritius, ein in Stuttgart lebender und arbeitender Zeichner, Maler und Holzschneider, widmet sich in seinem Werk in besonderer Art der Technik des Holzschnittes. Dabei hat er diese alte Technik weiterentwickelt und ihr in seinen Arbeiten eine ganz eigene Ausprägung gegeben.
Auch er schneidet seine zuvor zeichnerisch entwickelten Motive und Szenen in Holzplatten. Dabei benutzt er bevorzugt Pappelsperrholz, das sich aufgrund seiner gleichmäßigen Struktur und geringen Härte bestens zur Bearbeitung mit dem Messer eignet. Präzise schneidet er die vorgezeichneten Linien und Konturen in das weiche Holz und arbeitet dann mithilfe eines Klüpfels und Stechbeitel diejenigen Bereiche heraus, welche nicht drucken sollen.
Dabei begrenzt sich der Einsatz seiner Hilfsmittel nicht auf die klassischen Werkzeuge wie Schneidemesser und Schnitzeisen. Um besondere Zeichnungen und Texturen zu erzielen, greift er auch mal zur Kettensäge oder zum Winkelschleifer. So enstehen feine Ritzungen, flatternde Konturen und spezielle Effekte, die sich im späteren Druck als eigenständige Strukturen abzeichnen.
„Fertig“ ist noch lange nicht fertig
Ist der Druckstock nach Meinung des Meisters „fertig“, wird dieser mithilfe einer Gummiwalze gleichmäßig mit Druckfarbe eingefärbt. Dabei zeigt sich schon ein erster Eindruck des späteren Druckmotivs. Fabritius überprüft das Ergebnis, arbeitet wenn notwendig nach, verbessert und vertieft den Ausdruck des Motivs. Unterschiedliche Bereiche des Druckstockes werden unter Umständen in verschiedenen Farbtönen gefärbt: So kann zum Beispiel die Schrift eines Bildes in einer anderen Farbe als die eigentliche Figur in einem Druckgang gedruckt werden.
Vom Druckstock zum Abbild
Ist der hölzerne Druckstock nach kritischer Begutachtung des Künstlers wohlgeraten, geht es an den eigentlichen Druck. Dies geschieht auf einer tonnenschweren, alten Druckpresse, die Fabritius vor vielen Jahren von einer aufgelösten Druckerei gekauft hat. Die Druckplatte wird mit der eingefärbten Fläche nach oben und darauf das zu bedruckende Material gelegt – für die ersten Probe- oder Andrucke auf Büttenpapier. Weitere Papierschichten oder auch eine Filzzwischenlage gewährleisten den gleichmäßigen Abdruck der Farbe auf den Träger. Sodann setzt Fabritius mithilfe eines Speichenrades die Walzen der Durchlaufpresse in Bewegung. Zwischen zwei zylindrischen, stählernen Trommeln – unten und oben von gleichem Durchmesser – gleitet so der Drucktisch samt Druckstock und Bildträger hindurch. Dahinter wird beides abgenommen und das von der Farbe noch feuchte Papier vorsichtig abgezogen und kritisch begutachtet. Auch in diesem Stadium kann der Künstler noch weitere Bearbeitungen des Druckstockes durchführen.
Doch für Fabritius ist mit dem Abdruck seiner Holzschnitte auf Papier oder Leinwand ein Kunstwerk noch lange nicht fertig. Vielmehr bearbeitet er das Ergebnis oft weiter: Er unter- und übermalt den Druck, fügt malerische Elemente hinzu, collagiert Druck und Druckstock und vereint sie wiederum zu eigenständigen Installationen. So bekommen seine Holzschnitte eine ganz eigene, persönliche Ausprägung.
Der Weg vom Wort zum Bild
Die thematischen Quellen seiner Arbeit findet Fabritius vielfach in der Literatur. Der als Auslandsdeutscher in Bukarest geborene Fabritius studierte an der Kunstakademie im siebenbürgischen Klausenburg und war ab 1967 als Pressezeichner und Buchillustrator tätig. Aus dieser Zeit enstammt auch seine Affinität zum lesbaren Wort: In seinen Arbeiten finden sich Textzitate und Inhalte der Werke von Klassikern wie Nitzsche, Camus, Kafka, Rilke oder zeitgenössischen Autoren wie Eugène Ionesco oder Oskar Pastior. Auch Figuren der griechischen Sage, wie Minotaurus und Sisyphos und deren Geschichte tauchen in seinen Werken auf.
Seit seiner Übersiedlung nach Deutschland im Jahr 1977 arbeitet Gert Fabritius als freischaffender Künstler in den Bereichen Holzschnitt, Zeichnung und Malerei und hatte über Jahre hinweg einen Lehrauftrag als Kunsterzieher an einem Gymnasium.
Beobachtungen auf Papier gebannt
Neben Holzschnitten, Zeichnungen, Collagen und Installationen fertigt Fabritius sogennannte „Tagebuch-Auf-Zeichnungen“. In großformatigen Skizzenbüchern notiert, zeichnet und reflektiert er das Gelesene und Gesehene. Den Bleistiffzeichnungen, Aquarellen und Collagen fügt er oft Anmerkungen und Textfragmente bei. Diese Aufzeichnungen finden unter Umständen Eingang in seine späteren künstlerischen Arbeiten, deren „hölzerner Ursprung“ oft erst auf den zweiten Blick deutlich wird. Vielleicht schlägt hier auch die Herkunft seiner Vorfahren aus einem alten Holzberuf durch – denn sein Großvater mütterlicherseits war Fassbinder, auch Küfer genannt. I
Gert Fabritius „AtelierHaus“
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