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Tischlerei Beule hat von der Fällung bis zur Verarbeitung alles im Griff
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Frisch ausgezeichnet mit dem Alfred-Jacobi-Preis setzt die Briloner Tischlerei Beule ihren erfolgreichen Weg zu mehr Nachhaltigkeit fort und verarbeitet fast nur noch Holz aus der Region.

Christian R. Gülde

Da im vergangenen Jahr der Alfred-Jacobi-Preis, den der Fachverband Tischler NRW gemeinsam mit den mehr als 80 Unternehmen aus dem Kreis der „Tischlerpartner NRW“ vergibt, unter dem Motto „Alle Zeichen auf Grün – Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ stand, sah Tischlermeister Stefan Beule (41) seine Chance. Und er nutzte sie. In der Kategorie „Betriebe bis neun Mitarbeitende“ sicherte er sich mit seinem Team den Sieg. Insgesamt hatten sich rund 20 Betriebe für den Innovationspreis beworben. „Wir haben von den Tischlereien sehr starke und überzeugende Beiträge erhalten“, sagt Dr. Johann Quatmann, Hauptgeschäftsführer von Tischler NRW. „Das hat uns die Entscheidung in der Jury nicht leicht gemacht.“ Für Beule sprach letztlich sein ganzheitlicher Ansatz.

Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer

„Als ich mich vor rund sechs Jahren als Einzelkämpfer mit kleiner Werkstatt und Bulli selbstständig machte“, erinnert sich Beule, „ging es mir vor allem um berufliche Freiheit. Ich wollte mein eigener Chef sein und einfach schöne Möbel fertigen.“ Aus dem „Einzelkämpfer“ von damals ist inzwischen der Chef eines kleinen familiären Teams geworden. „Ein gut gelaunter Chef“, wie Beule lachend betont und seine Mitarbeiter ohne Umschweife bestätigen. Beule sagt, dass für ihn nicht nur nachhaltiges Arbeiten wichtig sei, sondern auch ein nachhaltiges Miteinander. „Es geht um Wertschätzung meinen Mitarbeitern und Auszubildenden gegenüber. Denn ich denke, dass wir im Handwerk eine große Chance haben, junge Menschen zu motivieren, ihre Talente zu fördern und weiterzuentwickeln – nicht nur fachlich, sondern auch persönlich. Ich möchte ihnen die Möglichkeit geben, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ein Teil von etwas Besonderem zu sein. In diesen Zeiten des Fachkräftemangels haben wir es selbst in der Hand, die Handwerker von morgen auszubilden. Aber wir müssen uns auch auf die heutige Jugend einstellen, ihnen auf Augenhöhe begegnen und vielleicht auch mal ein wenig anders kommunizieren, als es früher der Fall war“, findet Beule und zeigt damit, wie umfassend er den Begriff Nachhaltigkeit denkt.

Verantwortung übernehmen und handeln

In Zeiten, in denen sich viele junge Menschen als letzte Generation begreifen, übernimmt der zweifache Vater Beule auch als gestandener Handwerker Verantwortung, um seinen Teil dazu beizutragen, dass der selbsternannten letzten Generation noch viele weitere folgen und in einer lebenswerten Welt leben können. „Dabei bin ich alles andere als ein klassischer Öko“, betont er, „ich bin einfach Handwerker durch und durch. Und die Möbel, die wir fertigen, sollen mehr als einer Generation Freude bereiten.“ Deshalb überlegen Beule und sein Team bereits vor der Planung, welches Holz, welches weitere Material und welche Konstruktion ein langes Werkstückleben versprechen. Was Beule mit seinem Team fertigt, muss haltbar sein und sowohl harter Beanspruchung als auch einem launischen Zeitgeist standhalten.

Storytelling leisten die Möbel selbst

„Mit einer größeren Werkstatt, einer Gesellin, zwei Auszubildenden und vielen tollen realisierten Projekten sind wir an dem Punkt angekommen, an dem uns klar geworden ist, dass es nicht nur darum geht, schöne Möbel zu fertigen – wir Tischlerinnen und Tischler haben auch die Verantwortung, mit unserem wertvollen Lieblingsrohstoff Holz nachhaltig und ökologisch umzugehen“, sagt Beule und fügt hinzu: „Wir möchten in Zukunft ausschließlich Holz aus unserer Region verarbeiten, wir möchten den Kunden mit auf eine Reise nehmen, ihm zeigen, wie und wo der Baum gestanden hat – damit das Holz und das daraus gefertigte Werkstück einzigartig sind und eine eigene Geschichte erzählen.“

Global denken, lokal handeln

Beule nimmt seine Kunden aber nicht nur mit zu den Bäumen seiner regionalen Partner wie ortsansässigen Landschaftsgärtnern und Forstbetrieben, er macht auch Hausbesuche oder vielmehr Gartenbesuche. „Wer einen passenden Baum im Garten stehen hat, dem sagen wir: Rufe uns an, wir kommen vorbei, fällen den Baum und fertigen dir dein individuelles Möbelstück“, erklärt Beule. „Denn von der Fällung über das eigene Einschneiden der Bäume mit unserem mobilen Sägewerk bis hin zur fachgerechten Holztrocknung liegt alles in unserer Hand.“ Den weltumspannenden Wertschöpfungsketten, die allzu oft nur auf Kosten ihrer schwächsten Glieder existieren können, setzt Beule so ein regionales und faires Konzept entgegen.

Das mobile Sägewerk ist für Beule ein Segen

Mit seinem mobilen Sägewerk, ein LT 15 Classic Wide von Wood-Wizer, kann Beule Baumstämme mit einem Durchmesser von bis zu 90 cm und einer Länge von bis zu 5,40 m zuschneiden. „Ein Tischler, der seine Baumstämme selbst mit so einer Säge auf die Art und Weise schneidet, der weiß: Das macht einfach nur Bock“, freut sich Beule. „Das Schöne ist einfach, Du kannst selbst am Objekt entscheiden, was du daraus schneidest. Und das macht uns flexibel, unabhängig, kreativ im Handeln und hebt uns damit ab. Das ist der optimale Vorteil für unsere Kunden.“

Auf diese Weise hat sich Beule einen großen Holz-Fundus erarbeitet, aus dem sich der Kunde gezielt sein Holz für seine Möbelwünsche aussuchen kann. „Dicke Eichen- oder Eschenbohlen für einen schönen rustikalen Esstisch, Ahorn-, Nussbaum- und Rüsterbretter für feinste Regale und Sideboard-Schränke und tolle schmale Hölzer für dekorative Ideen aus Kirschbaum, Pflaume und Apfel“, schlägt Beule vor. „Die Säge gibt uns die Freiheit und die Chance, autark gegen den Markt zu arbeiten. Wir suchen unsere Hölzer weitgehend selber aus und schneiden auch nur die Hölzer, die wir wirklich verarbeiten können.“ Natürlich erfordert die Fertigung auf diese nachhaltige Weise viel Zeit – für die Planung, die Holzauswahl, das Sägen und vor allem die Trocknung. Aber dank hauseigener Trockenkammer können Beule und sein Team das regionale Holz für die Verarbeitung in der eigenen Werkstatt optimal vorbereiten.

Manchmal darf der Baum auch stehen bleiben

Zur Nachhaltigkeit gehört für Beule auch, alten Schätzen zu neuem Glanz zu verhelfen und ausgediente Möbel sinnvoll zu verwerten, um dadurch Ressourcen zu sparen. „Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, unseren Kunden diesen Service zu bieten“, sagt Beule. „Die Möbel aus Spanplatten werden wir in Zukunft selber thermisch verwerten. Aus den Resten der Vollholzmöbel werden jedoch bei uns wieder neue Produkte. So entsteht ein wertvoller Kreislauf.“ Ob Renovierung eines alten Küchentischs mit Möbellinoleum und veganem Wasserlack, neue Hocker aus ausgedienten Hoteltüren oder Visitenkarten, Fächer, Bauklötze und vieles mehr aus Massivholzresten – Beule und sein Team gehören nicht zu den von dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde beschriebenen Menschen, die von allem nur den Preis, aber nicht den wahren Wert kennen.

Tischlerei Beule

59929 Brilon

www.tischlerei-beule.de

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