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Sägeraue Charaktere

Ein Besuch im Atelier des Schwabacher Bildhauers Clemens Heinl
Sägeraue Charaktere

Das Ideal der menschlichen Figur und dessen Abbildung beschäftigte Künstler zu allen Zeiten und in allen Kulturen. Von urzeitlichen Figuren, über klassische Statuen bis hin zu zeitgenössischen, eher abstrakten Umsetzungen: Die Nachzeichnung des menschlichen Körpers fasziniert den Menschen bis heute. So auch den Bildhauer Clemens Heinl aus dem mittelfränkischen Schwabach.

Schon beim Betreten des Geländes, einer alten am Ufer des fränkischen Flusses Rednitz gelegenen Mühlenanlage, empfängt den Besucher der Geruch von frisch geschnittenem Holz – aber auch das ohrenbetäubende Geräusch einer Kettensäge im Einsatz. Biegt man um die Hausecke in den Ateliergarten sieht man den Bildhauer in Bergen von groben Sägespänen und abgeschnittenen oder weggespaltenen Holzstücken an einer übergroßen, menschlichen Figur arbeiten. Umringt von zahlreichen fertiggestellten und angefangenen Arbeiten, arbeitet er konzentriert und mit Schnittschutzkleidung, Helm und Visier ausgerüstet an einem eichenen Rohling. Mit Kettensäge, Beil und Schnitzeisen modelliert er menschliche Figuren aus dem rohen Baumstamm. Faltenwürfe der Kleidung, Gesichtszüge und Fingerglieder formt er mit der Kettensäge wie andere Künstler mit dem Pinsel und Farben auf der Leinwand malen oder mit dem Bleistift auf dem Skizzenblock zeichnen.

Und tatsächlich steht die Zeichnung bis heute am Anfang seines künstlerischen Schaffens: Schon vor und während seines Studiums an der Nürnberger Kunstakademie zeichnete und skizzierte Heinl nach der Natur und schärfte in Aktstudien sein Auge für den menschlichen Körper. Wobei ihm die vorangegangene Ausbildung zum Orthopädiemechaniker und lange Jahre der anschließenden Gesellentätigkeit dabei sicherlich hilfreich waren. Aber auch der in diesem Handwerk notwendige Umgang mit Maschinen und Werkzeugen, sowie den verschiedensten Materialien wie Holz, Leder, Metall, Gips und Kunststoffen hat ihm für seine spätere künstlerische Laufbahn wertvolle Erfahrungen gebracht.
Am Anfang steht die Zeichnung
Noch heute geht jeder Arbeit Heinls eine eingehende zeichnerische Auseinandersetzung mit dem Modell voraus: Studien am lebenden Modell oder von Fotografien dienen dazu, das Wesen und die Charakterzüge des Porträtierten zu erfassen. Sozusagen ein Herausmodellieren der Persönlichkeit mit dem Stift. Erst danach wird der passende Stamm ausgesucht und für die Bearbeitung vorbereitet. Je nach Größe der späteren Figur können die mächtigen Rohlinge nur noch mit dem Kran und Hilfsvorrichtungen in Position gebracht werden.
Nach der sicheren Fixierung des Stammes mittels eiserner Bauklammern und anderer Hilfsmittel beginnt die grobe Ausarbeitung des Rohlings. Rinde und überflüssiges Material wird mit Kettensägen verschiedener Größe entfernt. Dazwischen wird immer wieder zum Kohlestift gegriffen und die spätere Kontur auf der Holzoberfläche aufgezeichnet. So kommt der Bildhauer, im ständigen Abgleich mit den zeichnerischen Vorstudien, der fertigen Form der Figur Schritt für Schritt näher. Feinere Details werden auch einmal mit dem scharfen Beil oder einem Schnitzeisen nachgearbeitet. Nie jedoch glättet Heinl seine Arbeiten vollkommen, stets bleiben die Werkspuren sichtbar und damit auch bei einer fertigen Figur der skizzenhafte Charakter erhalten.
Farbig gefasst
Viele Werke Heinls bleiben auch nach Fertigstellung in rohem, unbehandeltem Zustand und wirken allein durch ihre lebhafte Oberflächenstruktur. Andere wiederum erhalten leichte farbliche Akzente, wie Betonungen der Haare, Augen oder Lippen oder sind komplett in kräftigen Farben gefasst.
Ein weiteres Markenzeichen Clemens Heinls sind Figuren, deren Köpfe und Hände in Wachs modelliert, anschließend in Bronze gegossen und in die Körper aus Holz eingefügt werden. Die in Metall fein ausgearbeiteten Körperteile mit detaillierten Augen, Gesichtszügen, bis hin zu den plastisch hervortretenden Adern, verleihen seinen Figuren einen besonderen, eindringlichen Ausdruck. Neben kleineren Arbeiten von ca. 30 cm Größe und nur wenigen Kilogramm erschafft der Künstler aber auch überlebensgroße Figuren von mehreren Tonnen Gewicht. Seine Aufträge findet er im privaten Bereich, durch Galeristen, aber auch über Ausschreibungen zu Wettbewerben für Kunst im öffentlichen Raum. Dabei bleibt Heinl, ungeachtet der Verschiedenartigkeit der Aufgaben, aber stets seiner Leidenschaft zur immer neuen Betrachtung der menschlichen Figur, in all ihren verschiedenen Ausprägungen, treu. Wobei: Einige tierische Gesellen finden sich darunter auch! (Heinz Fink) ■
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