1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Praxis- und Kollegentipps » Zu Gast beim Kollegen »

Saubere Arbeit

Schreinerei Bottlang investiert in Absaug- und Brikettiertechnik
Saubere Arbeit

Nicht immer nur auf’s Geld schauen – auch mal an die Gesundheit der Mitarbeiter denken, Arbeitsabläufe optimieren, die eigene Sicherheit erhöhen. Das hat eine kleine Schreinerei am Bodensee getan. Und letztendlich hat sich das auch finanziell ausgezahlt.

Autor: Natalie Ruppricht, BM-Redaktion
„Fast wie im Urlaub“, denke ich, als ich von Stuttgart nach Radolfzell-Liggeringen am Bodensee fahre. Sylvia und Ewald Bottlang empfangen mich auf ihrem idyllischen Balkon zwischen Werkstatt, Büro, Privathaus und viel Grün. Eine große Schale mit frischem Obst steht auf dem Tisch und ich bekomme einen Cappuccino. Die beiden sind aber nicht nur gute Gastgeber, sondern auch Inhaber einer Schreinerei, über die ich schreiben will.

Eine lohnende Investition
Der Grund für meinen Besuch klingt erst mal unspektakulär: 2014 hat Ewald Bottlang (54) eine neue mobile Absaugung angeschafft, die Power Unit 250 P-BP von Al-ko. „Eigentlich wollten wir nur eine Brikettierpresse nachrüsten“, lacht der Schreinermeister. „Aber mit den Maschinen ist das heute ja wie mit den Autos – die entwickeln sich so schnell weiter.“ Und weil auch in Sachen Arbeitsschutz und Sicherheit viel passiert, ist es schließlich doch eine neue Anlage geworden.
Das Besondere: Die gesamte Investition (ca. 35 000 Euro) ist KfW-finanziert und zudem gab es vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) einen Zuschuss in Höhe von 3600 Euro. Dazu später mehr …
Der Betrieb im südlichen Baden-Württemberg arbeitet noch viel mit Massivholz, kauft wenig zu. Das Produktspektrum reicht vom Möbel- und Innenausbau über Haustüren bis hin zur einen oder anderen Treppe aus Eigenfertigung. Hinzu kommen Reparaturen, Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten. In der Werkstatt steht eine Kreissäge von Altendorf, ein Weinig-Vierseiter, eine Breitbandschleifmaschine von Bütfering und eine Furnierpresse. Seit Kurzem gibt es außerdem eine Plattensäge (Striebig) sowie einen Kantenanleimer (Holz-Her).
Die Sache mit den Spänen
Wir alle wissen: Wo gehobelt, gesägt und geschliffen wird, fallen Späne. Die zwei Sammelbehälter des alten Mobilentstaubers waren immer schnell voll – und so standen auf dem Dachboden, wo die Absaugung untergebracht ist, teilweise bis zu 100 Säcke mit Staub und Spänen. Etwa einmal im Monat hat Ewald Bottlang einen Container bestellt und seine Mitarbeiter kippten den Inhalt der Säcke aus der Luke. Das war natürlich immer eine große Sauerei – und viel Arbeit. „Die Zeit ist das Geld, nicht wahr?“, kommentiert Bottlang. Heute produziert die integrierte Weima-Presse aus den Spänen Briketts, welche aufgrund der hohen Verdichtung etwa 70 % weniger Platz benötigen als das Rohmaterial. Demnach muss man die Säcke nicht mehr so häufig wechseln. Und: Im Winter machen die Briketts auch noch warm. Die Presse verarbeitet 50 bis 70 kg Material pro Stunde. Das ist nötig, wenn der Vierseiter im Einsatz ist, damit es keinen Materialstau gibt.
Safety first – auch beim Absaugen
Das alles hätte man aber auch ohne den neuen Entstauber haben können. Eine Brikettierpresse hätte gereicht. Sylvia Bottlang jedoch findet, dass man kontinuierlich investieren muss und nicht an der falschen Stelle sparen darf. Also haben sie beschlossen, auch beim Thema Absaugen auf den aktuellen Stand der Technik zu setzen.
Ein Beispiel, warum sich das lohnt: Die Berufsgenossenschaft lässt inzwischen die Rückführung der gefilterten Luft zu – vorausgesetzt, der Feinstaubgehalt liegt unter 0,1 mg/m3. Das hat der alte Entstauber nicht geschafft, denn „danach hat früher kein Hahn gekräht“, so Maschinenhändler Wolfgang Rauscher. Die Anlage hat also fleißig warme Luft in der Werkstatt angesaugt, die dann oben auf dem Dachboden blieb – unten kühlte der Arbeitsraum aus. Moderne Modelle halten die gesetzlichen Staubemissionswerte natürlich ein. So auch die Power Unit: Die warme, gefilterte Luft wird jetzt über einen Rückluftkanal in die Werkstatt zurückgeführt.
Darüber hinaus ist die Schallbelastung mit 72 dB(A) wesentlich geringer. Standard ist inzwischen auch ein integrierter Vorabscheider, der die Standzeit der Hauptfilter erhöht, sowie die automatische Druckluftabreinigung („Opti Jet“). Ein weiteres Argument für Ewald Bottlang: die serienmäßige Löscheinrichtung. Diese besteht aus einem 15-l-Wassertank und einem Sensor, der die Temperatur misst. Entstehende Brände werden sofort gelöscht. Solange nichts passiert, ist diese Einrichtung völlig wartungsfrei. Im Gegensatz dazu müssen die von vielen Herstellern verwendeten Feuerlöscher regelmäßig geprüft werden, was jedes Mal Kosten verursacht.
Auch ein Argument: die Größe
Ewald Bottlang hat seinen Meistertitel 1986 in Waldshut gemacht, 1991 gründete er die Schreinerei. Anfangs hatte er nur einen Mitarbeiter. Heute sind es vier Gesellen und drei Auszubildende. Wie in vielen mittelständischen Handwerksbetrieben, die über die Jahre gewachsen sind, herrschen auch bei Bottlangs beengte Platzverhältnisse. Für ein Spänesilo war auf dem Gelände kein Platz. Deshalb steht die Anlage an derselben Stelle wie die vorherige: auf dem Dachboden über der Werkstatt. Sie dorthin zu bringen, war Maßarbeit. Die Power Unit 250 BP misst etwa 2305 x 1329 x 2609 mm (LxBxH). Sie wurde in zwei Teilen geliefert, die gerade so durch die Öffnung in der Hauswand passten.
Fördermittel fürs Energiesparen
Neben der Brikettierpresse standen bei der Schreinerei 2014 weitere Investitionen an: die Kantenanleimmaschine, neue Wärmepumpen für die Heizung und der Ersatz sämtlicher Beleuchtungsmittel durch energiesparende LEDs. Dafür hat Sylvia Bottlang (51), gelernte Bankkauffrau, ein KfW-Darlehen beantragt. Das wird nur gewährt, wenn neue Maschinen mindestens 20 % weniger Energie benötigen als die alten. Die geschätzte Stromeinsparung muss die Steinbeis Beratungszentren GmbH bestätigen. Hierbei fiel dem Sachverständigen Heinz Pöhler auf, dass es außerdem Fördermittel geben könnte – und er empfahl, einen „Investitionszuschuss zum Einsatz hocheffizienter Querschnittstechnologien im Mittelstand“ zu beantragen, da Einsparungen von mehr als 30 % zu erwarten waren. Nachdem Al-ko in Entstauber und Presse extra die notwendigen Motoren der Wirkungsgradklasse IE3 (Premium) eingebaut hat erhielt das Ehepaar zusätzlich zum zinsgünstigen KfW-Kredit noch einen Zuschuss von 3600 Euro.

Der Bafa-Zuschuss: Tipps für die Förderung
Während es sich beim KfW-Kredit um ein zinsgünstiges Darlehen handelt, muss man den Bafa-Zuschuss – bis zu 30 % der Kosten von hocheffizienten Querschnittstechnologien – nicht zurückzahlen. Beides kann man unabhängig voneinander beantragen. Dazu berechnet man, welche Einsparungen sich durch die neue Technologie ergeben. Wichtig: Alle Anträge müssen gestellt sein, bevor eine Bestellung getätigt wird. Und: Die Finanzierung darf nicht vom Zuschuss abhängen. Das Geld wird im Nachhinein überwiesen, wenn Nachweise und Rechnungen eingereicht wurden.

Das ist mir aufgefallen: Unternehmerfrau mit Biss

3811014

„Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass einer kommt und mir sagt, wie’s geht“, erinnert sich Sylvia Bottlang an die Antragsphase für KfW-Kredit und Bafa-Zuschuss zurück. Doch der Ehrgeiz hatte sie gepackt: „Ich wollte es einfach wissen.“
Ich kann diese Frau nur bewundern. Denn obwohl die Zinsen derzeit ohnehin niedrig sind, hat sie sich durch den Bürokratie-Dschungel gekämpft und damit weiteren finanziellen Spielraum für die Schreinerei ihres Mannes geschaffen. Sie erkennt Investitionsbedarf und gibt das Geld an der richtigen Stelle aus. Gerade im Mittelstand ist das nicht immer selbstverständlich. Ihre Erfahrungen teilt sie großzügig: mit Kollegen, ihrem Elektriker, dem Händler. Sie rät: „Vorher Angebote einholen und im Zweifel mehr beantragen als nötig.“
Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de