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Vertrauen ist die Basis

Schreinerei Kopf zeigt, wie eine Betriebsübergabe reibungslos klappt
Vertrauen ist die Basis

Ein kompetenter Steuerberater, eine transparente Betriebsbewertung, eine willige Bank – viel scheint es nicht zu sein, was man für eine reibungslose Betriebsübergabe braucht. Doch in der Schreinerei Kopf zeigte sich, worauf es wirklich ankommt: Offenheit, Ehrlichkeit, Vertrauen und: eine langfristige Planung.

BM-Redakteurin Regina Adamczak

Eigentlich wollte Gerd Kopf seine Schreinerei nicht schon im Jahr 2019 übergeben. Da war er gerade mal 60 Jahre alt und hätte sich vorstellen können, noch ein paar Jahre in der Schreinerei zu arbeiten, die er vor 30 Jahren in Stuttgart selbst gegründet hatte. Quasi bei Null hatte er angefangen, in einer Garage. Doch es ging schnell voran, Mitarbeiter wurden eingestellt, eine größere Werkstatt gemietet, Maschinen gekauft. Seine Frau managte das Büro. Gerd Kopf hat es gerne gemacht, wollte immer selbstständig sein, doch: „Es war auch harte Arbeit. Die Sechs-Tage-Woche reichte meist nicht aus. An Freizeit und Urlaub war kaum zu denken“, erinnert sich der Schreinermeister und Holztechniker noch sehr genau.

Man muss loslassen können

Dass er Unterstützung brauchen könnte, war ihm bewusst. Er fand sie in Michael Hagenlocher. Hagenlocher war schon seit 1996 im Betrieb, erst als Geselle, dann absolvierte er die Meister- und Technikerschule. Anschließend arbeitete er in einem anderen Betrieb, doch Gerd Kopf holte ihn zurück und so stieg Hagenlocher 2003 in die Arbeitsvorbereitung ein. Stück für Stück wurden seine Freiräume größer: Er bekam eigene Projekte, baute seinen eigenen Kundenstamm auf. „Gerd Kopf hatte Vertrauen in mich und er war bereit, Verantwortung abzugeben“, sagt Hagenlocher rückblickend. Und Kopf fügt hinzu: „Man muss loslassen können, aber so ein Vertrauen muss auch wachsen.“

2015 ist Michael Hagenlocher mit in die Geschäftsführung eingestiegen. Dies bedeutete nicht nur ein Mehr an Verantwortung, sondern auch die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen: „Jetzt erst bekam ich den betriebswirtschaftlichen Einblick, hatte Zugang zu Bankkonten und Bilanzen.“ 25 Mitarbeiter zählte das Unternehmen inzwischen. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Und nun begannen auch die ersten Sondierungsgespräche bezüglich der möglichen Übernahme. Aber nicht mit Schlips und Kragen. Vielmehr tagsüber – wenn es die Arbeit erlaubte – oder auch nach Feierabend beim Grillen: „Könntest Du Dir vorstellen …?“, so Kopf ganz vorsichtig. In seiner eigenen Familie gab es niemanden, der Ambitionen hatte, den Betrieb zu übernehmen.

Verantwortung teilen

Für Michael Hagenlocher war klar: Er wollte! Auch seine Familie stand auf seiner Seite. Doch eines wollte er nicht: Dass eine Sechs-Tage-Woche nicht ausreicht, dass er keine drei Wochen Urlaub machen kann, dass keine Zeit für seine Familie bleibt. Und so kam Stephan Westphal ins Boot.

Der gebürtige Rostocker ist Tischler mit Leib und Seele. „Ich wusste schon mit drei Jahren: Das ist mein Ding!“ Er absolvierte den technischen Betriebswirt schon während seiner Ausbildung, wurde Bester im Leistungswettbewerb und wollte in Stuttgart Erfahrungen sammeln. 2009 marschierte er spontan mit Flip-Flops in die Schreinerei Kopf. „Obwohl ich da so locker reinkam, hat sich Gerd Kopf 1,5 Stunden Zeit für mich genommen und mir alles gezeigt.“ Westphal war beeindruckt. Zwei Jahre arbeitete er als Geselle, dann folgte die Meister- und Technikerschule. Anschließend zog es ihn zurück nach Hamburg: Anspruchsvollste Projekte in einem renommierten Innenausbaubetrieb. Aber auch hier: Überstunden waren die Regel, eine interessante Erfahrung zwar, doch nichts für die Dauer. Als 2016 die Schreinerei Kopf anrief, passte es für Stephan Westphal, doch eine Bedingung hatte er: Acht Monate Auszeit. Er wollte eine Fahrradtour ans Schwarze Meer machen und noch als Entwicklungshelfer arbeiten. Kopf stimmte zu.

Schnell bekam Westphal eigene Aufträge, übernahm Projekte, ging in den Erstkontakt mit Kunden. „Das war neu für mich.“ Doch so ins kalte Wasser geworfen, lernte er schnell dazu und Hagenlocher merkte: „Da kann ich mich verlassen, wir harmonieren und ergänzen uns.“ Was lag also näher als zu fragen: „Wollen wir das nicht zu zweit stemmen …?“

Kompetente Unterstützung

Und so überraschte Michael Hagenlocher Gerd Kopf dann doch etwas, als er sagte: „Ja, ich übernehme den Betrieb, aber wenn, dann sofort und auch nicht alleine.“ Kopf lächelt, als er sich daran erinnert: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Und die ersten Pfähle waren ja bereits eingeschlagen: Es gab eine erste Betriebsbewertung, bei Investitionen war Hagenlocher eingebunden gewesen. „Eine Übergabe sollte sich über drei bis fünf Jahre erstrecken und will sorgsam vorbereitet sein.“ Kopf hatte im Kollegenkreis einige Übergaben scheitern sehen und wollte alles richtig machen. „Es gibt einen Maschinenpark, Inventar, Warenwerte, Immobilien und es gibt auch einen ideellen Wert – all das muss sorgsam bewertet werden. Der Übernehmende muss ein Gefühl für Zahlen bekommen, die Banken müssen im Boot sein.“

Eine große Unterstützung war dabei der Steuerberater, der gleichzeitig Jurist und Wirtschaftsprüfer ist, und schon lange für das Unternehmen gearbeitet hat. „Durch diese umfassende Kompetenz haben wir uns einige Schleifen mit anderen Beratern gespart“, so Kopf. Doch das Ausschlaggebende war die faire Vermittlung: „Der Steuerberater hat immer beide Seiten im Blick gehabt und das Beste für jeden herausgeholt“, sagt Michael Hagenlocher. Somit konnten sich beide Parteien auf einen Berater einigen und damit Zeit und Geld sparen. Wobei Gerd Kopf auch klar macht: „Jede Beraterminute ist gut investiertes Geld.“

Seit 2019 ist die Übergabe perfekt

Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Handwerkskammer übernahm die Betriebsbewertung zum Stichtag, zwei Banken wurden konsultiert, vergünstigte Kredite beantragt, Versicherungen überarbeitet. Dass die Immobilie langfristig gemietet ist, hat die Sache finanziell entspannt. Ein weiterer wichtiger Baustein war die Pensionszusage an Gerd Kopf: Diese wurde entkoppelt und in eine Pensionskasse ausgelagert. Anfang 2019 war alles in trockenen Tüchern: Seit dem 1.1.2019 sind Michael Hagenlocher und Stephan Westphal die zwei Entscheider der Schreinerei Kopf.

Den Kunden gegenüber wurde die Übergabe geschmeidig kommuniziert: „Wir ziehen uns in die zweite Reihe zurück“, schrieben Sigrid und Gerd Kopf in einem gemeinsamen Flyer. „Wir sind seit vielen Jahren bei Kopf“, heißt es in eben diesem Flyer von Seiten Michael Hagenlocher und Stephan Westphal. Und weiter: „In jedem Fall bleiben Qualität, Service und Engagement auf dem gewohnt hohen Niveau.“ Denn das ist den beiden wichtig: „Wir haben einen guten Ruf und einen hohen Anspruch.“ Fertigungsschwerpunkt ist hochwertiger Innenausbau, zum größten Teil für Privatkunden. Individuelle Lösungen, gerne platzoptimiert, wie es in einer Großstadt wie Stuttgart häufig gefragt ist. Schön, aber auch funktional soll es sein.

Mitarbeiter und Familie einbeziehen

Auch die Mitarbeiter wurden frühzeitig informiert. „Sie haben gemerkt, dass an der Übergabe konstruktiv gearbeitet wird, das schafft ein gutes Gefühl“, so Kopf. Und Westphal setzt hinzu: „Für unsere 25 Mitarbeiter bedeutet die Übernahme Arbeitsplatzsicherheit. Sie sind dankbar, dass wir den Betrieb übernommen haben. Gerade unsere langjährigen Mitarbeiter wollen ungern noch einmal in einem anderen Betrieb von vorne anfangen müssen.“

Doch auch die Familie muss bereit sein, die Konsequenzen zu tragen: Das Mehr an Verantwortung, das finanzielle Risiko, das Weniger an Zeit. Katja Hagenlocher hat eine Weiterbildung zur Betriebswirtin des Handwerks absolviert und ist von Sigrid Kopf schrittweise in die Buchhaltung eingearbeitet worden.

Ringen um die beste Lösung

Und jetzt, zwei Jahre nach der Übernahme? Ist immer noch alles eitel Sonnenschein? Michael Hagenlocher und Stephan Westphal schauen sich an. „Wir sind nicht immer einer Meinung und über manches diskutieren wir länger“, sagt Hagenlocher. Doch: „Das zeigt, mit wie viel Herzblut wir um die Sache ringen“, ergänzt Westphal. „Akzeptanz ist ein hohes Gut.“ Und es sei auch bereichernd, andere Meinungen zu hören, Rat holen zu können. Zudem steht Gerd Kopf bei Bedarf mit seiner Erfahrung immer noch beratend zur Seite. „Unser Superjoker“, lacht Hagenlocher. Indessen hat Kopf sich seit der Übernahme immer weiter aus dem Geschäft zurückgezogen. Das Chefbüro wurde sofort übergeben. Nur einen Schreibtisch hat er noch. „Ich werde mehr und mehr unsichtbar“, lächelt Gerd Kopf. „Aber ich habe auch noch viele Träume für mein Leben nach der Arbeit. Meine Lebensbalance stimmt.“

Gemeinsam Richtung Zukunft

Nun sind Hagenlocher und Westphal am Zug. „Wir ziehen an einem Strang.“ Am Ende wollen die beiden engagierten Geschäftsführer zufriedene Kunden und so geht keine Rechnung raus, ohne dass davor nicht zum Telefon gegriffen wurde: „Sind Sie zufrieden?“, lautet dann die Frage. Michael Hagenlocher berichtet von einer Kundin, die antwortete: „Nein!“ Und die folgende Schrecksekunde auskostete, um dann hinzuzusetzen: „Ich bin begeistert!“ So soll es bleiben, sind sich Michael Hagenlocher und Stephan Westphal einig.

Kopf Gmbh

70197 Stuttgart

www.kopf.de

Instagram: @kopfschreinerei

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