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Vier in einem Boot

Vier Schreinereien produzieren gemeinsam
Vier in einem Boot

Zusammen fertigen, zusammen sparen … das ist das erklärte Ziel von vier alteingesessenen Schreinereien aus Oberbayern – die meisten schon seit Generationen in Familienhand. Hans Bichlmaier, Ernst Diez, Hans Wastl und Klaus Wittmann haben ihre Produktion zusammengeführt. Dass so eine wesentlich effektivere Fertigung möglich ist: Keine Frage. Dass dabei keiner von ihnen seine Eigenständigkeit aufgeben muss: Umso besser.

Denn wohl gemerkt: Nur die Produktion wurde zusammengelegt, die Betriebe als solche sind immer noch als eigenständige Unternehmen am Markt aktiv. Sie betreiben Kundenaquise, sie entwerfen, sie planen. Sie haben eigene Ausstellungsräume. Auch Montage und Service liegen immer noch in ihren Händen. Alles also, wobei der direkte und persönliche Kontakt zum Kunden gefragt ist.

Gefertigt jedoch wird im Schreinerwerk. Diese zentrale Produktionsstätte wurde im oberbayerischen Nörting aufgebaut, auf halbem Weg zwischen München und Ingolstadt, verkehrsgerechte Anbindung inbegriffen. 25 Mitarbeiter sind aus den einstigen Fertigungen in die neue Produktionsgesellschaft gewechselt. Auf über 2000 m² befinden sich Fertigung, Lager, Büros und Sozialräume. Das neue Gebäude zeigt viel Holz, durch große Fensterflächen flutet Licht in die Räume.
Die fertigungstechnische Ausstattung lässt zu wünschen nichts übrig: Aus den Unternehmen wurden nur die besten Betriebsmittel in die Fertigung integriert. Neu angeschafft wurde das CNC-Bearbeitungszentrum „Bima-Cut”, eine Fertigungszelle mit integrierter Plattenaufteilung für eine mannarme „Just-in-time” Komplettbearbeitung. Die „Bima-Cut” erspart die Plattenaufteilung auf konventionellen Plattensägen und das damit verbundene aufwändige Materialhandling.
Die vier Betriebe bestellen im Schreinerwerk die von ihnen benötigten Produkte. Anhand von CAD-Zeichnungen und Materialliste wird in Zusammenarbeit mit Schreinerwerk die Kalkulation erstellt. Ist der Auftrag bestätigt, gehen die Teile in die Fertigung, nach Fertigstellung holt der Auftragnehmer sie ab und bezahlt den vereinbarten Preis.
Inzwischen ist auch eine Datenbank aufgebaut worden, auf die alle jederzeit und von überall her in Echtzeit über einen gemeinsamen Server Zugriff haben – auf Lagerbestände und dergleichen mehr.
Die Produktionsgesellschaft Schreinerwerk arbeitet nicht gewinnorientiert. Lediglich die laufenden Kosten (Selbstkosten und Fixkosten) werden gedeckt. Der Erfolg zeichnet sich schon heute ab: Die Fixkosten haben sich für den einzelnen Betrieb gedrittelt. Eventuelle Überschüsse werden reinvestiert. Die einfache Formel lautet: Je mehr Arbeitsstunden, desto günstiger wird der Stundensatz. Und damit steigt der Gewinn des einzelnen.
Ein von den Mitarbeitern eigenständig geführtes Unternehmen, unter der fachkundigen Leitung von Alfons Filser, schafft für die beteiligten Firmen Freiräume zur Akquisition und Betreuung der Kunden sowie Zeit, strategische Ziele konsequent zu verfolgen.
Wie es begann
Getroffen haben sich die vier Kollegen schon vor einigen Jahren in einer Erfahrungsaustausch- Gruppe zum Thema Kooperation. Ein erstes Ergebnis war die Gründung der Vertriebskooperation Maxl (BM berichtete: 3/2002), an der sieben Schreinereien beteiligt sind. Das Schreinerwerk ist allerdings eine ganz andere Idee, die seit knapp zwei Jahren intensiv verfolgt wird. Hans Bichlmaier aus Ingolstadt, Ernst Diez aus Freising, Hans Wastl aus Nörting und Klaus Wittmann aus Gaimersheim wollten trotz der zugegebenermaßen wirtschaftlich nicht allzu rosigen Zeiten immer noch ordentliches Geld verdienen. Und so durchleuchteten sie alle ihre Unternehmensbereiche auf ihr Sparpotenzial hin: Einkauf, Raumkosten, Betriebsmittel, Personalkosten … Sie kamen zu dem Schluss, dass sich durch die gemeinsame Produktion die Betriebsmittel besser auslasten lassen, die Raumkosten sinken würden, im Einkauf Geld zu sparen sei. Kurz: Fixe und variable Kosten würden sinken, Liquidität und Gewinn würden steigen. Einschränken wollte sich natürlich keiner der vier, das Gegenteil war vielmehr der Fall: Zugriff auf ein modernes Bearbeitungszentrum zu haben, schien beispielsweise allen erstrebenswert. Die Mehrzahl der Betriebe hatte bisher keine CNC-Bearbeitungsmöglichkeiten.
Doch einfach von selbst gründet sich so ein relativ komplexes Unternehmen nicht. Finanzielles Know-how ist unerlässlich. Und Hans Wastl hat einiges in Bewegung gesetzt: Irgendwann saßen dann Experten vom bayerischen Wirtschaftsministerium und von der Regierung Oberbayern mit am runden Tisch. Dazu die Finanzierungsexperten der Banken. Gelder von zwei Förderprogrammen flossen in das Projekt, das den Standort Bayern nachhaltig sichert.
Seit April diesen Jahres läuft die Fertigung nun auf vollen Touren. Zwei Monate dauerte der Übergang von den Einzelbetrieben zur gemeinsamen Fertigung. Zu der offiziellen Eröffnung im Juli waren über 1000 Menschen gekommen. Die Professionalität des Betriebes überzeugt die Kunden. Besser, schneller, kostengünstiger. Die Kunden profitieren. Angestrebt ist ein Zweischicht-Betrieb. Sollten Kapazitätsgrenzen auftreten, sind auch Neueinstellungen denkbar. 40 bis 50 Mitarbeiter könnten sich theoretisch auf der Fläche von 2000 m² tummeln. Vorstellbar wäre auch, Vertrieb und Montage unter einem Dach zusammenzufassen. Zuzeit hat noch jeder Betrieb ein oder zwei Monteure, bei Bedarf wird gegenseitig ausgeholfen.
Die Kooperation von solch leistungsfähigen Betrieben bedeutet auch geballtes Know-how. Das Produktspektrum ist breit: Von Sonderfenstern für den Denkmalbereich über Wintergärten bis zu Innenausbauten für Privatkunden und große Objekte, Küchen, Bäder, Licht, Raumkultur … jeder der vier hat Schwerpunkte, von denen die anderen profitieren. Jeder kann am Wissen und am Erfahrungsschatz des anderen teilhaben und Beratung als Dienstleistung in Anspruch nehmen. Auch für Anregungen, zum Beispiel im Bereich Marketing, sind die Partner dankbar. „Befruchtendes Konkurrenz-Denken” nennt Hans Wastl das.
Die Grundlage der Kooperation ist kein blauäugiges „Wir-verstehen-uns-schon”, sondern vielmehr ein freundschaftlich sachliches, geschäftliches Denken. Dass das Schreinerwerk die Betriebsform der Zukunft ist, davon sind die vier ideenreichen Unternehmer überzeugt.
Regina Adamczak

Interessiert?
Das Schreinerwerk bietet beste Voraussetzungen für Neueinsteiger und Umsteiger. Interessenten aus ganz Deutschland sind eingeladen, sich unverbindlich zu informieren. Die Produktionsgesellschaft ist offen für weitere Beteiligungen.
Zudem bietet Schreinerwerk eine kostengünstige Möglichkeit zur Fertigung von Teil- und Gesamtleistungen als Zulieferprodukte.
Schreinerwerk GmbH & Co KG
85414 Nörting
Tel 08166 99799-0
Fax 08166 99799-30
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