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»Vorteile beider Werkstoffe nutzen «

Von der Manufaktur zur Serie
»Vorteile beider Werkstoffe nutzen «

Am Anfang war die Idee – ein Wendefenster zu entwickeln, das sich von den anderen abhebt. Aber was benötigt man für ein neues innovatives Fenster? Eine Menge Schweiß, Fleiß und ein gutes Team. BM sprach mit Andreas Moll über die Realisierung vom Entwurf bis zur Serienfertigung.

Der Vorarlberger Holzfensterhersteller hat das Handwerk im Holzhausbau gelernt – ein Geschäftszweig, der in den vergangenen zwei Jahren im Hause Walch stark reduziert wurde, um die Kraft ganz auf die Weiterentwicklung des Fensters konzentrieren zu können.

Das Stufenglasfenster wurde bereits mit 3 Auszeichnungen bedacht: mit dem Adolf-Loos-Staatspreis Österreich für Produkt-Design, mit dem Anerkennungpreis beim Innovationspreis Vorarlberg und mit dem Red Dot Design Award. Walch sucht noch Lizenznehmer, auch in Deutschland.
BM: Hat sich Ihr Fenstersystem bewährt?
Moll: Wir haben drei Jahre Entwicklungsarbeit hinter uns und seit einem guten Jahr sind wir am produzieren. Es gab Musterprojekte und Prototypen und wir haben das Ganze langsam gestartet, weil bei diesem Fenstersystem alles neu ist und kein Standard-Produktionsprozess funktioniert hätte. Daher mussten wir von der Verklebung bis zur Roboterprogrammierung alles selber entwickeln. Dafür haben wir uns ein Jahr Zeit gelassen und unsere Vorgaben an realen Projekten ausprobiert und durchgeführt. Bis heute haben wir ca. 1000 Fenster produziert, dazu eigene Fenstergriffe, die wir selbst entworfen und entwickelt haben. Neben all dem haben wir begonnen, geeignete Produktionsbedingungen zu schaffen und selber zu produzieren.
BM: Sie kommen in den Bereich einer industriellen und wirtschaftlichen Fertigung?
Moll: Ja. Zu Beginn des Jahres 2008 haben wir die Produktion der ersten Serie begonnen. Es war ein Auftrag über knapp 10 000 m2 Glasfläche. Wir hatten jedoch das Pech, dass der Auftraggeber finanzielle Schwierigkeiten bekam und der Bau nach ca. 800 m2 montierter Fassade gestoppt wurde. Aus den Erfahrungen dieser Serienfertigung heraus haben wir uns im Produktionsprozess neu eingerichtet und sind dabei, unsere Mannschaft darauf einzuarbeiten und Ende 2008 kann es richtig los gehen. Heute sind wir auch wieder stark im Verkauf tätig.
BM: Was mussten Sie unternehmen, um zur Serienproduktion zu gelangen?
Moll: Vor allem die Systemprüfungen waren zeitaufwändig, weil wir immer wieder Änderungen an der Technik vornehmen mussten. Wir verwenden viele Komponenten, die nicht standardmäßig sind, beispielsweise die Fensterdichtung. Wir haben eine spezielle Form und Geometrie und spezielle Einsatzzwecke. Das musste erst prozess- und seriensicher gemacht werden. Wir haben uns dafür einen eigenen Lieferanten gesucht, dann ein eigenes Werkzeug gebaut, das mittlerweile 3 – 4 mal geändert wurde und darauf lassen wir unsere eigenen Dichtungen produzieren, natürlich nicht hier am Standort in Ludesch. Wir haben unsere eigenen Beschläge und unser eigenes Glasfaserprofil aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff. Auch dieses Profil lassen wir mit eigenem Werkzeug produzieren, denn die Geometrie gab es am Markt natürlich auch nicht.
BM: Das Verkleben der Gläser mit dem Holz ist Grundlage der Konstruktion?
Moll: So ist es. Unser Fenstersystem würde ohne das Verkleben gar nicht funktionieren. Wir haben uns für das Verkleben entschieden, um damit die Materialvorteile von beiden Materialien zu nutzen: vom Glas, das in der Scheibe steif ist und vom Holz, das in der Tiefe eine Aussteifung gibt. Zusätzlich kommen wir beim äußeren Glas ohne Emaillierung aus, was kostengünstige SSG-Fassaden ermöglicht. Das ließ sich nur durch die Holz-Glas-Verklebungen von Sika und einem neuen Glasrandverbundsystem realisieren, die gemeinsam eine höhere Gasdichtheit und höhere Gasfüllgrade ergeben.
BM: Wie verläuft das Verkleben im Produktionsalltag?
Moll: Wir verwenden eine Silikon-Klebeschicht, bei der Holz und Glas direkt verklebt werden. Da das Silikon etwa 48 Stunden Aushärtezeit aufweist, verwenden wir zusätzlich ein doppelseitiges und druckreaktives Klebeband, das sofort abbindet. Dadurch kann ich das Fenster im Werk bewegen, ohne dass der Silikon, die eigentlich tragende Verklebung, schon ausgehärtet ist. Wir haben einen Produktionstisch entwickelt, der auf verschiedene Größen adaptierbar ist, auf den der Holzrahmen aufgelegt wird. Der Roboter übernimmt das Glas an einer Auffangstation, dann bringt er den Klebstoff auf und drückt das Glas in den Holzrahmen hinein, bei dem bereits das Klebeband angebracht ist. Durch Druck wird das Klebeband aktiviert und das Fenster wird abgestapelt. Dieser automatisierte Vorgang dauert ungefähr 10 Minuten, dann haben wir einen fertigen Fensterflügel mit der aufgeklebten Dichtung, der rechtwinklig ausgerichtet und stabil ist. Die Schwierigkeit dabei war, dass der Klebstoff mit einer Stärke von 5 Zehntelmillimeter und 50 mm Breite exakt aufgetragen wird, denn diese Klebschicht ist später sichtbar. Dazu habe ich eine Düse entwickelt, die diese Fläche so gleichmäßig mit dem Kleber abdeckt, dass man ihn sichtbar lassen kann. Einen Monat lang haben wir an dieser Düse gefeilt.
BM: Was unternehmen Sie zur Qualitätssicherung?
Moll: Wir haben ein eigenes Qualitätssicherungssystem mit Schwerpunkt Verkleben zusammen mit Sika aufgebaut. Das war Gegenstand eines Rahmenvertrags mit dem Klebstoffhersteller und Grundlage für dessen Zehnjahresgarantie für die Verklebung. Da haben wir einiges zu erfüllen. Von jedem Fenster und von jeder Verklebung gibt es ein Muster bei uns, das über 10 Jahre archiviert wird. Es gibt beispielsweise die laufende Klimakontrolle innen und außen und für den Wareneingang gibt es ein eigenes Prüfsystem, das ab 2009 extern überwacht wird.
BM: Gab es in der Vergangenheit Schäden?
Moll: Im Wesentlichen nicht. Anfangs wollten wir Standarddichtungen verwenden mit EPDM oder Kautschuk. Bei der Fixierung des Klebers haben wir uns dafür entschieden, alles mit einer Materialfamilie zu machen, damit es nicht zu ungewollten chemischen Reaktionen kommt, wie z. B. Weichmacherwanderungen, usw. Das ergab sich aus dem Ansatz, mit Silikon zu verkleben. Dieses Vorgehen ist für uns ein Teil der Qualitätssicherung.
BM: Wie ist Ihre Erfahrung beim Einbau – bietet die Verklebung den Vorteil, dass die Fenster auf der Baustelle nicht mehr nachjustiert werden müssen?
Moll: Das ist richtig. Früher haben wir keine eigenen Fenster gebaut. Aber die fremden Fenstersysteme, die wir eingebaut haben, mussten wir immer wieder einstellen. Bei unseren Fenstern ist dies nicht nötig. Das ist aber auch systembedingt durch unsere Geometrien, bei denen wir extrem genau arbeiten müssen. Wir sind auf 2–3 Zehntel Materialgenauigkeiten getrimmt und bei dieser Präzision gibt es nirgends mehr Luft. ■
Walch Fenster
A-6713 Ludesch
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