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Vorteile erkannt

Seel-Fensterbau setzt auf Accoya
Vorteile erkannt

Wegen unsicherer Lieferbarkeit von Tropenholz, schwankender Qualität und teilweise unbekannter Herkunft haben modifizierte Hölzer auch für Fensterhersteller als Alternative an Bedeutung gewonnen.

I Durch Acetylierungs-Verfahren können wesentliche Eigenschaften heimischer Holzarten eine deutlich höhere Einstufung in der Resistenzklasse erreichen. Unter dem Markennamen Accoya wird eine mit Essigsäureanhydrid modifizierte Radiata Pine vertrieben und bevorzugt für den Fensterbau und Haustüren eingesetzt.

In puncto Dauerhaftigkeit und Maßhaltigkeit werden damit sogar die besten tropischen Harthölzer übertroffen. Die veränderte Situation am Holzmarkt hat naturgemäß aber auch Folgen für die Beschichtung.
Bei der Acetylierung werden Hydroxylgruppen in der Zellwand durch Essigsäureanhydrid in Acetylgruppen überführt. Dabei fällt Essigsäure an, die mehr oder weniger mit Dampf ausgewaschen wird. Eine abschließende Beschichtung von acetyliertem Holz muss diesem Anforderungsprofil gewachsen sein und stabil bleiben.
Oberflächenspezialist Remmers war bereits 2006 Partner bei dem Projekt „Acetylierung von Holz im Außenbereich”. Es wurden frühzeitig umfangreiche Tests mit unterschiedlichen Beschichtungsaufbauten durchgeführt. Das Ergebnis, der vierstufige Beschichtungsaufbau mit den Induline Premium Coatings hat sich dabei auch bei der neuen Holzart Accoya als Systemempfehlung bewährt.
Von besonderer Bedeutung ist dabei die Stufe 1, die Imprägnierung mit Induline SW-900, aktuell bestätigt durch die EU-Zulassung nach der „BPD“ Richtlinie 98/8/EG. Sie schützt nicht nur die empfindlichen Hirnhölzer und Schlitz-Zapfen-Verbindungen vor eindringender Feuchtigkeit, sie egalisiert gleichzeitig auch den Untergrund zur Verhinderung von Flecken bei Lasuraufbauten. Auch die weiteren Stufen werden wie gewohnt durchgeführt: Grundierung mit Induline GW-201, Zwischenbeschichtung mit Induline ZW-400 und Endbeschichtung mit Induline DW-601. Bei der Imprägnierung und Grundierung wird durch Zugabe eines pH-Puffers der pH-Wert reduziert und stabilisiert.
Seel-Fensterbau setzt auf Accoya
Das tropische Laubholz Meranti wird von vielen Fensterherstellern vorgezogen, weil es sehr homogen und deshalb leicht zu verarbeiten ist. Der Hauptgrund für seine angebliche Unentbehrlichkeit war aber der niedrige Preis für hohe Qualität in puncto Härte, Stehvermögen oder Resistenz gegen Witterungseinflüsse.
Diese Marktsituation ist im Wandel, verfügbar sind heute immer schlechter werdende Meranti-Qualitäten bei steigenden Preisen. Das Unternehmen Seel-Fensterbau in Löningen, im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg, fand bereits einen interessanten Ausweg aus dieser Situation.
Bauherren haben bei Seel die freie Wahl. Holzfenster und Holz-Aluminium-Fenster werden in nahezu allen zugelassenen Holzarten gefertigt. Vor allem bei Accoya gibt es eine verstärkte Nachfrage, denn die Verwendung der massiven, lamellierten Kanteln bietet eine stattliche Reihe von Vorteilen. Das erkannte auch die Bauherrin des ambitionierten Bauvorhabens „Komplettrenovierung des Pellenhoffs“, erbaut 1866. Sie entschied sich für den Einbau von Accoya-Fenstern.
„Außergewöhnlich hochwertige Fenster“
Inhaber Alfred Seel ist begeistert von der dauerhaften Maßhaltigkeit. Auch halte die Beschichtung länger als auf anderen Hölzern. Er kommentiert: „Ich spreche aus Erfahrung, wir verarbeiten Accoya seit fünf Jahren. Die astfreie Oberfläche ist und bleibt nach dem Aushobeln sehr glatt. Die abschließende Beschichtung mit dem Remmers-Induline- System sorgt im Ergebnis dann für ein außergewöhnlich hochwertiges Holzfenster.“
Auf mögliche Nachteile angesprochen, entgegnet Seel: „Anfänglich wollten wir unsere Fenster aus Accoya-Vollholz fertigen, doch das hatte Folgen für die Beschläge. Sie vertrugen die Essigsäure nicht und rosteten. Das Problem wurde gelöst, da die Kanteln in der Beschlagebene und innen jetzt aus hiesigen Hölzern bestehen. Accoya-Holz ist vergleichsweise teurer, allerdings sinkt der Preis kontinuierlich. Generell konkurrieren wir mit Kunststofffenstern. Die Kunden haben meistens einen begrenzten Etat und tun sich mit der Entscheidung schwer. Vor- und Nachteile sind dann individuell abzuwägen.“
Seel zur Oberflächenbehandlung: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Oberfläche von vornherein glatt und geschlossen ist, sodass der Zwischenschliff entfallen kann. Dadurch wird ein Arbeitsgang zwischen Grundierung und Beschichtungsaufbau eingespart. Wir setzen seit vielen Jahren bei der Beschichtung unserer maßhaltigen Bauteile auf die Zusammenarbeit mit Remmers bzw. dessen Induline-System, das auch für Accoya-Holz bestens geeignet ist.“ I

Accoya-Holz kontra Kunststoff-Fenster

Zusatzinfos zum Beitrag: „Vorteile erkannt“

Dipl.-Ing. Armin Benscheidt, Ingenieurbüro Benscheidt, 49838 Gersten, zum beschriebenen Projekt:
„Kennzeichnend für das 1866 erbaute 34 m lange niederdeutsche Hallenhaus „Pellenhoff” im niedersächsischen Haselünne (Landkreis Emsland), ist das sog. 2-Ständer-Gerüst mit aufgerähmten Dachbalken und einer Sparrenschwelle. Die Außenwände sind massiv mit Backsteinen im Kreuzverband gemauert. Die Giebel zeigen noch keine aufwändig gemauerte Ziegelzier, wie sie bei späteren Ziegelmassivbauten üblich wird. Der Pellenhoff hat bereits einen Schornstein und eine Scherwand (Trennwand) zwischen Küche und Stall.
Im Emsland sind die meisten Bauernhäuser um 1866 noch sogenannte Rauchhäuser ohne Schornstein und Scherwand, in denen der Rauch durchs Dielentor und das auf dem Dachboden gelagerte Heu und Stroh nach draußen zieht.
Geplant war der Umbau des ehemaligen Bauernhauses zu einem Wohnhaus mit Naturheilpraxis.
Um die späteren Energieverbrauchskosten und die CO2-Emissionen des großen Hauses (500 m2 ausgebaute Wohn- und Praxisfläche) möglichst niedrig zu halten, bestand von Anfang an die Absicht, den Energieverbrauch auf ein Passivhaus ähnliches Niveau zu senken (errechneter Endenergiebedarf nach EnEV 14,0 kwh/(m2a)). Aus diesem Grund wurden zunächst Kunststofffenster favorisiert, weil mit ihnen, trotz der glasteilenden Mittelsprossen, ein Wärmedurchgangskoeffizient uw = 0,9 W/(m2K) erzielt werden kann, der nur unwesentlich über dem angestrebten Wert von 0,8 liegt.
Das ist der höchste noch akzeptierte Wert für Passivhäuser, der wegen der Fensterteilung nach den historischen Vorbildern nur schwer erreichbar ist. Die Bauherrin sah auch einen Kostenvorteil in den längeren Wartungsintervallen bei Kunststoff-Fenstern.
Dass in ein so altes Haus bei einer Erneuerung eigentlich Holzfenster gehören, war allen Beteiligten selbstverständlich klar, sie würden auch zur eingeplanten Naturheilpraxis besser passen. Aber die praktischen Erwägungen sprachen zunächst dagegen und weiße Holzfenster aus Tropenholz schieden von vornherein aus. Die Bauherrin: „Dann lieber Kunststofffenster!”
Die zunächst angedachten Lärchenholzfenster hätten einen (noch schön gerechneten) uw-Wert von 1,1 erzielt, was den planenden Ingenieur nicht gerade begeisterte. An dieser Stelle wurde dann von der Firma Seel Accoya ins Spiel gebracht: Aus nachhaltiger zertifizierter Forstwirtschaft, schnell wachsendes Weichholz und deshalb gute Wärmedämmwerte, widerstandsfähig wie hochwertiges tropisches Hartholz, sehr maßhaltig mit überdurchschnittlicher Oberflächengüte und daraus resultierender längerer Haltbarkeit der Oberflächenbeschichtung.
Die Bauherrin stimmte zu. Ihr Konzept: die Holzfenster außen weiß lackieren und auf der Innenseite durch Beschichtung mit einer farblosen Lasur die natürliche Holzstruktur sichtbar erhalten.
So konnten die Wünsche der Bauherrin und des Planers auf ideale Weise berücksichtigt werden.
Die Fensterrahmen bestehen nun aus drei Schichten, außen Accoya, mittig und innen europäisches Kiefernholz. Bei einer Verglasung mit einem ug-Wert von 0,6 beträgt der erreichte uw-Wert noch akzeptable 1,0.
Das Kiefernholz ist innen sichtbar und hat eine ausreichende Härte, um auch eine rauere Behandlung zu überstehen. Eine Nachbehandlung der Außenseiten wird wahrscheinlich nicht vor 10 Jahren notwendig werden. Bei Tests in Holland war nach 9,5 Jahren Standzeit noch keine Nachbehandlung nötig.

Fünf Fragen an Stefan Schmiemann, Fa. Roggemann

Zusatzinfos zum Beitrag „Vorteile erkannt“

Das Bremer Unternehmen Enno Roggemann, Bremen, ist exclusiver Lieferant von Accoya-Holz. Fünf Fragen an Stefan Schmiemann von der Firma Enno Roggemann.
Welche Anwendungsbereiche sind besonders interessant für Sie?
Unser Markteinstieg mit Accoya – Holz liegt ca. 6 Jahre zurück. Wir begannen mit einer Fensterkantel in Vollholzsegment, lamellierte, größere Profile kamen später hinzu. Gut entwickelt haben sich weiterhin Terrassendielen und Zaunelemente für den Gartenbereich sowie für den Fassadenbau, Klappläden, Dreischichtplatten und verschiedene vorprofilierte Fassadenbretter. Stark nachgefragt und neu auf den Markt ist eine Accoya-Kantel. Sie hat einen Dreifachaufbau. Innen und Mittellamelle in Kiefer keilgezinkt, die Außenlamelle in Accoya. Diese sind durchgehend in 4,80 m Länge und lieferbar für IV 66 , IV 78 und IV 90. Das gesamte Accoya-Program wird mit Schnittholz in allen Dimensionen von 26 bis 100 mm praktisch astrein abgerundet. Dieses Produkt kam ja auch bei dem Bauvorhaben Pellenhoff zum Einsatz.
Accoya werden quasi wundersame Eigenschaften nachgesagt. Beispiele sind Dauerhaftigkeit, höhere Maßhaltigkeit, oder ein verringerter Wartungsaufwand …
…was auch genau so stimmt. Die Maßhaltigkeit besteht auch über Jahre hinaus, selbst bei direkter Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeitseinwirkung. Ich habe der Tischlerei Seel bereits 2008 Accoya für ihre Fensterfertigung angeboten. Alfred Seel ist ein Mann der Tat und hat die Probelieferung sofort zu einem Musterfenster verarbeitet, mit Induline beschichtet und ohne Schutz ins Freie gestellt. Das Ergebnis vier Jahre später ist verblüffend: es ist keine Veränderung erkennbar, auch nicht bei der Beschichtung.
Welche Holzarten werden so veredelt?
Es hat sich heraus gestellt, dass die Radiata Pine aus Neuseeland als Accoyaholz am besten geeignet ist. Sie wächst dort in reichlichen Mengen nach und ist von der internationalen Non-Profit-Organisation Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert. Die Radiata Pine wächst astfrei auf 4,80 m Länge – ein sehr wichtiger Gesichtspunkt für hochwertige Holzbauteile. Was viele noch nicht wissen: Accoya hat die Zulassung in die Holzartenliste HO.06-4 erreicht. Im Rahmen dieser Prüfungen wurden auch Verbundlaminate wie Accoya/Eurpine (europ. Kiefer) mit geprüft.
Kann dank Accoya auf den Einsatz von Tropenhälzern verzichtet werden?
Die Accoya-Kantel wurde im März 2010 in die Holzartenliste des Verbands der deutschen Fenster- und Fassadenhersteller aufgenommen. Es stammt aus schnell wachsenden, nachhaltig bewirtschafteten Forsten. Bevorzugte Qualität: die Radiata-Kiefer aus Neuseeland. Accoya ermöglicht den Verzicht auf tropische Harthölzer. Auf dem deutschen Markt werden nur 0,7 % des gesamten Einschlages des Tropenwaldes importiert. Das Gros geht in die Sperrholzindustrie in Richtung Asien und weitere Länder und die haben alle noch Aufklärungsbedarf.
Welchen Ratschlag haben Sie für Fensterbauer?
Beim Einkauf nicht auf den letzten Cent achten, sondern mehr auf Qualität setzen. Der Endkunde erinnert sich länger an eine gute und reklamationsfreie Leistung als an den einmal gezahlten Preis.
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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