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Wir müssen Bestleistungen bringen«

TSD-Geschäftsführer Martin Paukner im BM-Interview
Wir müssen Bestleistungen bringen«

Im Sommer 2012 übernahm Martin Paukner die Hauptgeschäftsführung von Tischler Schreiner Deutschland, dem Bundesinnungsverband des Tischler-/Schreinerhandwerks. Mit dem erklärten Ziel, die Zukunftsfähigkeit des Gewerks zu sichern, erwarteten ihn denn auch gleich vielfältige Herausforderungen. BM sprach mit dem Verbandsmanager.

BM: Herr Paukner, seit eineinhalb Jahren sind Sie nun schon bei den Tischlern und Schreinern. Was war rückblickend die markanteste Änderung gegenüber Ihrer bisherigen Verbandstätigkeit?

Martin Paukner: Nach mehr als 13 Jahren direkter Verbandsarbeit für Betriebe steckt man natürlich voll im Saft. Neben der Lust auf die „Bundesliga“ überzeugte mich bei Tischler Schreiner Deutschland von Anfang an die Vision von einem zukunftsfähigen Gewerk. Dass die Branche noch dazu erfolgreich am Markt platziert ist, rundet das Bild ab.
BM: Welche großen Herausforderungen sind denn für die Zukunftsfähigkeit des Tischler- und Schreinerhandwerks entscheidend?
Paukner: Um diese Frage zu beantworten, muss man sich zunächst unseren Blickwinkel verdeutlichen. So folgt unsere Organisation dem Credo, dass immer der Mitgliedsbetrieb im Mittelpunkt steht. Unser Hauptanliegen ist demzufolge, dass unsere Mitglieder ihre gute Marktposition nachhaltig festigen und Stück für Stück ausbauen können. Damit das gelingt, müssen wir in drei großen strategischen Handlungsfeldern Bestleistungen erbringen …
BM: … und welche Handlungsfelder sind das?
Paukner: Das sind die Interessenvertretung der Branche gegenüber Politik, Verwaltung und den Sozialpartnern, die Sicherung des Nachwuchses und natürlich die Vermarktung des Gewerks.
BM: Mit anderen Worten: Sie wollen das Branchenmarketing weiter intensivieren …
Paukner: Ja, unbedingt! Da sind wir absolut fokussiert. Unser Ziel ist, dass die Marke „Tischler Schreiner Deutschland“ das Aushängeschild der Branche am Markt wird. Wenn Kunden irgendwo in Deutschland auf den orangefarbenen Würfel treffen, dann sollen sie sofort wissen, was sie erwarten können. Nämlich höchste handwerkliche Qualität und Individualität vom Tischler/Schreiner.
BM: Das sind sehr ambitionierte Ziele.
Paukner: Das stimmt, ist aber auch notwendig. Denn den Kampf um den günstigsten Preis können wir nicht gewinnen. Dazu sind unsere Produkte viel zu aufwendig. Hohe individuelle Kundenwünsche können nicht am Fließband erfüllt werden.
BM: Das leuchtet ein, aber wie wollen Sie diese Marktdurchdringung erreichen?
Paukner: Erstens, indem wir die Marke konsequent verbreiten. Bereits heute – drei Jahre nach ihrer Einführung – nutzen bis zur Innungsebene mehr als 70 Prozent der Organisation das gemeinsame Erscheinungsbild. Als Verbände gehen wir dabei natürlich mit gutem Beispiel voran und haben erst im vergangenen Jahr auf der Ligna ein viel beachtetes Zeichen gesetzt und uns mit unserem schlüssigen Auftritt als leistungsfähige Organisation präsentiert.
Zweitens muss es uns jetzt noch besser gelingen, die Leistungen unserer Branche stärker in unseren Markenauftritt zu integrieren. Was uns beispielsweise in der Nachwuchskampagne, bei der neuen Berufskleidung oder im Rahmen unserer gemeinsamen Internetpräsenzen schon sehr gut gelungen ist, müssen wir kurz- bis mittelfristig auch bei unseren Qualitätsgemeinschaften oder unseren Systemlösungen schaffen. Denn gerade diese Bereiche, in denen die Betriebe ihren Kunden höchst markttaugliche Konzepte und Produkte anbieten können, erhöhen unseren Marktwert und müssen unbedingt in unser Erscheinungsbild integriert werden. Dann wird das Bild rund.
BM: Sie sprachen eben die Nachwuchskampagne an: Müssen wir nicht langsam Angst haben, dass uns der Tischler- und Schreinernachwuchs ausbleibt?
Paukner: Die Herausforderung ist da, aber Angst müssen wir nicht haben. Denn wer sich frühzeitig mit der Aufgabe beschäftigt, kann die schlimmsten Auswirkungen, die uns im Zuge der demografischen Entwicklung erwarten, doch erheblich abmildern. Ich denke, ein großer Vorteil ist, dass wir uns seit geraumer Zeit intensiv mit diesem wichtigen Thema beschäftigen. Außerdem sind wir der Überzeugung, dass zukunftsfähige Nachwuchsarbeit nur professionell vor Ort erfolgen kann. Unser zentrales Ziel ist demnach die Professionalisierung der Nachwuchsarbeit auf Innungs- und Betriebsebene.
BM: Und wie wollen Sie das erreichen?
Paukner: Indem wir – quasi wie in einem Werkzeugkasten – eine Vielzahl professioneller Instrumente entwickelt haben, kann schon heute jedes Innungsmitglied sofort tätig werden. Gleichzeitig arbeiten wir gerade an einer Lösung, wie der Einsatz unserer Nachwuchskampagne flächendeckend in die tägliche Innungsarbeit integriert werden kann.
BM: Funktioniert das?
Paukner: Ganz klar: ja! Viele Innungen sehen, dass die Kampagne einen Wettbewerbsvorteil bei der Rekrutierung von qualifiziertem Nachwuchs bringt. Außerdem ist die Resonanz zur Kampagne sehr positiv. Dennoch gilt auch hier: Wir können und müssen uns immer verbessern.
BM: Als dritte Herausforderung sprachen Sie die grundsätzliche Interessenvertretung an. Welche Prioritäten setzen Sie hier?
Paukner: Wenn Sie unsere Arbeit der letzten Jahre nehmen, sehen Sie, dass die Innungsorganisation massiv in die Zukunftsfähigkeit des Gewerks investiert hat. Wir sind ja schließlich auch keine Bank. Bei uns wandert das Geld direkt in die operative Arbeit für Innungen und Betriebe. Das betrifft aber nicht nur Marketing und Nachwuchswerbung, sondern auch unsere weitere Gremienarbeit. Ob bei Gesetzesvorhaben, Bildungs- oder Sozialthemen – wir haben uns breit aufgestellt, wenn es um gute Marktbedingungen für das Tischler- und Schreinerhandwerk geht. Nehmen Sie beispielsweise die SOKA-Bau oder die Berufsgenossenschaft – ohne Interessenvertretung hätte die Branche hier ziemlich alt ausgesehen. Fakt ist doch: Während von dieser Arbeit das gesamte Gewerk profitiert, wird sie nur von unseren 15 000 Mitgliedsbetrieben finanziert.
BM: … was knapp der Hälfte aller Betriebe entspricht. Was wollen Sie hier unternehmen?
Paukner: Wir müssen noch aktiver auf die Nichtmitglieder zugehen. Ihnen klarmachen, wie wichtig es ist, dass sich jemand für ihre Interessen stark macht und was die Auswirkungen sind – in Heller und Pfennig. Wir müssen zeigen, dass Innungsarbeit eigentlich die kostengünstigste Variante der strategischen Beratung eines Tischler-/Schreinerbetriebes ist. Das Angebot reicht von der Optimierung der Betriebsprozesse bis hin zum Marketingpaket fürs Internet.
BM: Stichwort: Politische Arbeit. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein? Denken Sie, dass die neue Bundesregierung die richtigen Weichen stellt?
Paukner: Natürlich sind am Anfang die Erwartungen an die Politik immer groß. Aber ich schaue nach vorn. Man muss nämlich auch sehen, was davon real umsetzbar ist und die Chancen ergreifen, die sich einem bieten. Und da gibt es aktuell Licht und Schatten für unsere Betriebe.
BM: Was konkret erwarten Sie von der neuen Bundesregierung?
Paukner: Ganz klar, dass sie den positiven Signalen, zum Beispiel bei den Themen Meisterbrief, Haftungsbeschränkung und Erbschaftssteuerreform, entsprechende Taten folgen lässt. Dass etwa der Meisterbrief als Qualitätssiegel des deutschen Handwerks erhalten bleibt. Dass die Reform des Erbschaftssteuerrechts Unternehmensübergaben bei kleinen und mittleren Betrieben und damit den Erhalt von Arbeitsplätzen unterstützt und nicht gefährdet. Oder dass beispielsweise die eklatante Haftungslücke für Aus- und Wiedereinbaukosten geschlossen wird. Denn noch bleiben Tischler und Schreiner auf diesen Kosten sitzen, auch wenn es sich um Produktmängel handelt, die eigentlich der Lieferant oder Hersteller zu verantworten hat.
BM: Was sagen Sie dazu, dass die neue Regierung die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns von 8,50 Euro beabsichtigt?
Paukner: Also erst einmal ist es doch so, dass Innungsbetriebe ihren hoch qualifizierten Fachkräften auch entsprechende Löhne zahlen. Zudem richtet sich der Mindestlohn gegen die Art von Konkurrenz, die dem guten Ruf und dem Qualitätsanspruch des Gewerks schadet. Dennoch müssen Zeitpunkt und Höhe mit Bedacht gewählt werden, will man vor allem in strukturschwachen Regionen keine negativen Auswirkungen auf die Beschäftigung riskieren. Außerdem muss es Ausnahmen geben. Ein Mindestlohn von 8,50 Euro auch für Auszubildende und Praktikanten ist nicht zu realisieren.
BM: Und wie steht es mit der Energie- und Rentenpolitik?
Paukner: Vor allem müssen die Energiekosten sinken. Nehmen Sie eine gut ausgestattete Tischler-/Schreinerwerkstatt. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat dazu geführt, dass die Energiekosten eines Betriebes über die letzten Jahre stark gestiegen sind und weiter steigen werden. Das müssen Sie am Markt erst wieder reinholen. Wo soll das hinführen? Auch in der Rentenpolitik ist Skepsis angebracht. Die anstehenden Mehrausgaben der Rentenkassen in zweistelliger Milliardenhöhe werden jetzige und künftige Beitragszahler belasten.
BM: Langweilig wird es Ihnen und Ihrem Team demnach nicht …
Paukner: Auf keinen Fall (lacht). Aber das soll es ja auch nicht.
BM: Herr Paukner, vielen Dank für das interessante Gespräch. I
Das Interview führte BM-Chefredakteur Christian Närdemann.

Zur Person
Martin Paukner wurde 1969 in Baden-Württemberg geboren. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann studierte er Betriebswirtschaftslehre in München. 1999 begann der heute 44-Jährige beim Verband Druck und Medien Bayern. Dort übernahm er ab 2001 – im Zuge der strategischen Neuausrichtung des Verbandes – die Geschäftsführung von drei spezialisierten Servicetöchtern und eines Innovationsclusters. Im Januar 2006 wurde er zum Stellvertreter des Hauptgeschäftsführers berufen. Seit dem 1. Juli 2012 ist Martin Paukner Hauptgeschäftsführer von Tischler Schreiner Deutschland mit Sitz in Berlin.
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