Treppenbauer Johannes Wunsch hat für das katholische Pfarrhaus in Forbach (Schwarzwald) eine außergewöhnliche Treppenanlage gebaut. Beim Bau der handwerklich anspruchsvollen Treppe kam ausschließlich Räuchereiche zum Einsatz.
„Soli Deo Gloria“ – Mit diesen Worten, abgekürzt „SDG“, unterzeichnete Johann Sebastian Bach seine Werke. Die deutsche Übersetzung dieses lateinischen Signums heißt: „Nur zur Ehre Gottes“. Bach stellte nicht sich selbst und sein geniales Werk in den Mittelpunkt, sondern weist mit diesen Worten darauf hin, dass er seine Begabung als Geschenk Gottes versteht.
Dieser Gedanke findet auch im katholischen Pfarrhaus der Kirchengemeinde Forbach im Schwarzwald Ausdruck. Bei einer Komplettrenovierung des Anwesens aus dem Jahre 1838 wurde auch das Treppenhaus vollständig neu gestaltet. Zunächst wurde die Möglichkeit einer Restaurierung geprüft. Aber die Grundrisse und Erschließungswege hatten derart schwerwiegende funktionale Mängel, dass dies keinen Sinn machte.
Pfarrgemeinderat, Pfarrer und ausführendes Architekturbüro ließen Treppenbauer Johannes Wunsch bei den Gestaltungsvorschlägen freie Hand. Es galt, einen Gestus in der Gestaltung zu finden, der auch glaubwürdig aus dem Jahre 1838 stammen könnte.
Als einziges Material wurde Räuchereiche verwendet. Jeder Materialmix wurde vermieden. Trotz einer gewissen formalen Zurückhaltung sollte eine angemessene Würde und vornehme Gediegenheit zum Ausdruck kommen. Die Stufen mit dem klassischen griechischen Profil werden wandseitig von gestemmten Wangen aufgenommen. An der Lichtseite sind sie auf den Trageholm aufgesattelt. Dadurch wird der ganze Verlauf logisch ablesbar und bekommt eine plastische Wirkung.
Die Stäbe haben einen quadratischen Querschnitt und sind mit zwei zarten Zierbünden versehen – ein bescheidener, aber markanter Schmuck. Das Profil an diesen Zierbünden entspricht dem Handlaufprofil. Der Höhenverlauf wurde so angelegt, dass das Handlaufprofil an den Eckübergängen sauber auf Gehrung durchlaufen kann. Die Viertelpodeste sind ebenfalls auf Gehrung angelegt.
Der Antrittspfosten auf der ersten Stufe bildet den geometrischen Ursprung und das energetische Zentrum der Anlage. Durch eine Rahmenkonstruktion mit Füllungen erhält er eine eigene Architektur. Auf diesen Füllungen wurde an der Stirnseite eine Intarsienarbeit mit dem lateinischen Signum „Soli Deo Gloria“ und auf den beiden Seitenfüllungen das Wappen – in heutigem Sprachgebrauch das „Logo“ von Bach – eingearbeitet. Bach hat dieses Ornament, das aus den stilisierten Buchstaben seines Namens „JSB“ besteht, selbst entworfen. ■
Gestaltung und Ausführung:
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