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Zertifizierung leicht gemacht

Die Tischlerei Röwekamp und Stumpe setzt auf Nachhaltigkeit
Zertifizierung leicht gemacht

Die Tischlerei Röwekamp und Stumpe aus Telgte im Münsterland ist zertifizierter FSC- und PEFC-Betrieb. Eigentlich wollten sich Manfred Röwekamp und Hans Stumpe schon kurz nach der Betriebsgründung zertifizieren lassen. Doch: zu teuer! Erst die Zertifizierung über das Meisterteam ließ den Traum Wirklichkeit werden.
von Anna-Katharina Ledwa

I „Was die Nachhaltigkeit angeht, bevorzugen wir machbare Schritte. Und wir wollen unsere Kunden auf diesem Weg mitnehmen“, sagt Hans Stumpe, als ich ihn frage, was ihm in Sachen ökologisches Wirtschaften besonders wichtig ist. Er möchte hochwertige Tischlerarbeiten für alle zugänglich machen und nicht nur exklusive Produkte für eine besonders gut betuchte Kundschaft fertigen.

Einzel-Zertifizierung zu teuer
Der Weg hin zu den FSC- und PEFC-Zertifikaten war allerdings nicht einfach. Eigentlich wünschten sich Manfred Röwekamp und Hans Stumpe schon eine FSC-Zertifizierung seit sie den Betrieb zusammen führen, also seit dem Jahr 2003. „Ich habe mich in das Thema hineingelesen und mir Informationsmaterial schicken lassen“, erzählt Dorothee Stattmann, die unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist. „Doch leider mussten wir unseren Wunsch nach dieser Auszeichnung erst einmal wieder verwerfen. Zu teuer für den Anfang.“
Gemeinsame Zertifizierung macht’s möglich
Etwa acht Jahre nach Firmengründung kam dann der Kontakt zum Meisterteam zustande. Endlich stand der Zertifizierung mit dem FSC-Siegel nichts mehr im Wege. Durch den Zusammenschluss mehrerer Handwerksbetriebe in der Modul-Gruppe des Meisterteams war das FSC-Zertifikat durch eine Gruppenzertifizierung möglich (siehe Kasten). Seit einem Jahr hat Meisterteam den Status als Multi-Site-Organisation und bietet auch das PEFC-Zertifikat an. Vor allem die Fensterbauer aus der Gruppe haben dies angeregt, da sie Material mit PEFC-Zertifikat oft einfacher beschaffen können als solches mit FSC-Zertifikat.
Obwohl in der Modul-Gruppe mehrere Betriebe desselben Gewerks sind, komme kein Konkurrenzgedanke auf, so Stumpe. „Ganz im Gegenteil. Die Unterstützung untereinander ist toll und wir sind vielmehr Geschäftspartner, die sich gut ergänzen.“ Einer dieser Partner ist von Anfang an die Firma Herbert-Fenster gewesen, die auf hochwertige Fenster und Türen spezialisiert ist (siehe Kasten).
Unterstützung bei der Verwaltung
Alle Mitgliedsbetriebe werden bei der Einhaltung der Richtlinien unterstützt. „Vor allem bei dem hohen Verwaltungsaufwand wird uns unter die Arme gegriffen. Das wäre für eine kleine Tischlerei wie uns ohne Hilfe gar nicht möglich,“ ergänzt Dorothee Stattmann. Großartig umstellen musste sich die GbR Röwekamp und Stumpe nicht, als das Zertifikat da war. Ihren bisherigen Lieferanten konnten sie treu bleiben und laufend wird nach neuen Ausschau gehalten, die den Ansprüchen der FSC- und PEFC-Zertifikate genügen. „Nur bei der Kontrolle sind wir aktiver und genauer geworden,“ erklärt Stattmann. „Sind die Zertifikate echt? Sind sie noch gültig? All das ist nun unsere Pflicht. Wenn etwas in der Produktionskette nicht stimmt, müssen wir das erklären, nachbessern und nachweisen. Und soweit will man es nicht erst kommen lassen.“ Mit den Siegeln der Nachhaltigkeit darf keinesfalls leichtfertig umgegangen werden. Sogar für die Verwendung des FSC-Logos auf Firmenflyern muss eine Genehmigung eingeholt werden.
Wenn man heute mit der Tischlerei in Kontakt kommt, sind die beiden Zertifikate nicht mehr wegzudenken. Ob auf der Webseite, auf Flyern oder gerahmt in der Werkstatt – überall ist die ökologische Verantwortung, die sich das Unternehmen auf die Fahne schreibt, präsent.
Klein angefangen
Manfred Röwekamp und Hans Stumpe haben zusammen die heutige GbR gegründet und ergänzen einander mit ihren unterschiedlichen Fachkenntnissen. Stumpe ist als Tischlermeister vor allem für den Handwerksbereich zuständig. Röwekamp hingegen, Tischler und Fußbodenleger, kommt aus der Vertriebsbranche und ist viel in ganz NRW unterwegs.
Mit nur einem Gesellen hat alles am heutigen Standort in Telgte angefangen. Das Umfeld und die Gegebenheiten haben gepasst. Nicht in einem Gewerbegebiet, sondern auf dem Land zwischen Wald und Feldern. Ein Gebäude mit altem Maschinenbestand wurde gepachtet und der kleine Betrieb konnte ohne große Investitionen sofort starten. Heute beschäftigt das Unternehmen zehn Mitarbeiter.
Mitarbeiter werden einbezogen
Doch nachhaltig Arbeiten heißt nicht Däumchen-Drehen. „Auch bei uns sind kurze Lieferzeiten und eine schnelle Auftragsabwicklung absolut wichtig. Auch wir machen Überstunden“, sagt Stumpe und lacht. „Eine ökologische Ausrichtung bedeutet nicht automatisch weniger Arbeitsmoral.“ Doch ihm ist auch wichtig, dass der Arbeitsalltag ausgeglichen ist. Nicht umsonst ist die Tischlerei Röwekamp und Stumpe als attraktiver Arbeitgeber und familienfreundlicher Betrieb ausgezeichnet worden. So ist zum Beispiel Mitarbeiter Matthias Scholz gerne hier angestellt: „Auch wenn ich als Tischlermeister nicht mehr oft in der Werkstatt stehe, kann ich meine Projekte doch von Anfang bis Ende betreuen. Das ist toll.“ Ob spontaner Urlaub für Familienangelegenheiten, der Lieferservice einer „Greenbag“ oder das Job-Bike: Auf Wünsche und Anregungen wird eingegangen und gegenseitige Unterstützung ist selbstverständlich.
Dass ganzheitlich gedacht wird, zeigt sich auch darin, dass Ökostrom verwendet wird.
Gewerkeübergreifende Projekte
Die Tischlerei fertigt Innenausbau und Möbel, verlegt Fußböden, betreut aber auch gewerkeübergreifende Bau-und Sanierungsprojekte. „Das ist unsere Stärke. So muss der Bauherr sich nicht um die Koordination vieler Gewerke kümmern, sondern bekommt alles aus einer Hand,“ sagt Stattmann. Beratung hat bei Röwekamp und Stumpe den gleichen Stellenwert wie die handwerkliche Ausführung. „Wir arbeiten viel mit Kooperationspartnern zusammen. Für die Betreuung und Abwicklung der Aufträge sind wir zuständig und Unterstützung in der Ausführung bekommen wir dann von unseren Partnern,“ erklärt Hans Stumpe.
Viele neue Kunden
Bewährt haben sich die Zertifizierungen mittlerweile allemal. „Wir haben viele neue Kunden gewonnen. Vor allem Familien und ökologisch Interessierte, die es sich das zweite Mal schön machen wollen, spricht das Unternehmen an“, sagt Stumpe , als ich ihn nach der Zielgruppe frage. Außerdem sind Beteiligungen an großen öffentlichen Ausschreibungen, die heutzutage immer öfter FSC-Zertifikate verlangen, sehr aktuell. Zum Beispiel war das Unternehmen im vergangenen Jahr Zulieferer für ein Bauprojekt in London.
Doch letztendlich darf jeder bei der sympathischen Tischlerei anfragen. „So bekommen Kunden manchmal auch Öko, obwohl sie kein Öko wollen. Eine Bangkirai-Terrasse oder Fenster aus nicht zertifiziertem Tropenholz kommen bei uns nicht auf den Tisch,“ bringt es Hans Stumpe lächelnd auf den Punkt. I
Röwekamp & Stumpe GbR
48291 Telgte-Raestrup

Die Autorin

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Anna-Katharina Ledwa ist Tischlerin und Projektgestalterin (HWK), arbeitet als Gesellin und entwickelt nebenberuflich eigene Produkte.

Pioniere in Sachen Zertifizierung

Die Modul-Gruppe im Meisterteam

Als das Meisterteam im Jahr 2002 mit seiner Modul-Gruppe an den Start ging, war das quasi Pionierarbeit. „Wir waren die erste Tischlergruppe in Deutschland, die den anspruchsvollen FSC-Standard in Form einer Gruppenzertifizierung erreicht haben“, bringt es Meisterteam-Geschäftsführer Thomas Schley auf den Punkt.
Und Manfred Tschöpe, der Leiter der „Modul-Gruppe“, setzt hinzu: „Modul ist die Abkürzung für ,Meisterteam organisiert den Umweltschutz langfristig‘. Damit wollen wir deutlich machen, dass Ökonomie und Ökologie keine Gegensätze sind.“
Das Meisterteam ist als Multi-Site-Organisation für beide weltweit anerkannten Zertifizierungssysteme FSC und PEFC zertifiziert. Unter dem Schlagwort „Multi-Site-Zertifizierung“ wird Unternehmen mit mehreren Betriebsstätten bzw. Gruppen mit einer zentralen Koordinationsstelle die Umsetzung der Chain-of-Custody (Produktkette) ermöglicht. Dazu akzeptieren alle teilnehmenden Standorte Sanktionierungen bei Regelverstößen und interne wie externe Überwachungsaudits.
„Die Unternehmen in der Gruppe arbeiten partnerschaftlich zusammen, ein Konkurrenzdenken gibt es nicht“, freut sich Manfred Tschöpe. „Beim Thema Nachhaltigkeit allgemein und Zertifizierung im Besonderen geht es auch um die Zukunftssicherung und die wirtschaftliche Stärkung unserer Mitglieder.“

Vertrauensvolle Partnerschaft

Auch Herbert-Fenster setzt auf Zertifizierung

Mit der Firma Herbert-Fenster aus Emsdetten arbeitet die Tischlerei Röwekamp und Stumpe seit 2002 eng zusammen. Die beiden Unternehmen haben sich bei regionalen Nachhaltigkeitsprojekten kennengelernt und eine Geschäftsbeziehung aufgebaut. Dass sie gemeinsam in der Modul-Gruppe des Meisterteams sind, hat das Vertrauen weiter gestärkt. „In Sachen Fenster und Türen greifen wir gerne auf die hochwertigen Produkte von Herbert Fenster zurück“, sagt Hans Stumpe. „Das sind echte Spezialisten mit jahrelanger Erfahrung.“
Die Firma Herbert-Fenster ist Gründungsmitglied der Modul-Gruppe. Seit 16 Jahren ist das Unternehmen nach FSC zertifiziert und seit einem Jahr nun auch nach PEFC. „Wir setzen damit ein Statement für Nachhaltigkeit. Es ist uns wichtig, an die nachfolgenden Generationen und die begrenzten Ressourcen zu denken,“ erklärt Christiane Hinrichs, die Enkelin des Firmengründers Franz Herbert. „Außerdem wird in öffentlichen Ausschreibungen mittlerweile oft der Nachweis des FSC- und PEFC-Zertifikates verlangt. Doch auch Kunden, die kein zertifiziertes Holz fordern, bekommen welches. Das ist sozusagen unser kleines Give-away,“ schmunzelt Hinrichs.
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