Kurz vor dem Navigationsziel ragt markant ein Wohngebäude zwischen den Firmenhallen im Industriegebiet heraus. Wie sich herausstellt, befinden sich darin zum Teil die Büro- und Aufenthaltsräume der Schreinerei Kopp. Die Fertigungshalle mit ca. 1200 m² schließt direkt an das Gebäude an und wird durch ein zweistöckiges, 4500 m² großes Lager ein paar Straßen weiter ergänzt.
Vom Möbel- zum Messebau
Das Familienunternehmen startete vor 60 Jahren als Möbel- und Innenausbau-Schreinerei, fokussiert sich aber seit den 1980er-Jahren auf den Messe- und Systembau.
Derzeit befindet sich die Schreinerei im Übergang von der zweiten zur dritten Generation: Willi Kopp (56) hat die kaufmännische Leitung inne und betreut die Monteure. Sein Sohn Steffen (30) managt zusammen mit Adrian Carosella (40) die Arbeitsvorbereitung und Projektplanung. Insgesamt sind in der Schreinerei 27 Mitarbeiter beschäftigt.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Ein wichtiger Baustein ihrer Erfolgsgeschichte ist das Hegen und Pflegen langjähriger Kundenbeziehungen. „Wir sehen uns als Partner bei der gemeinsamen Projektabwicklung und haben für unsere Kunden immer die Kosten und Einsparmöglichkeiten im Blick.“ Zu ihren Stammkunden zählen Kärcher, Ireks, G-U, BKS u.v.m.
Im Team herrscht ebenfalls ein starker Zusammenhalt und das zeigt sich auch an der geringen Mitarbeiter-Fluktuation. Bei Auftragsspitzen ziehen alle zusammen an einem Strang, um die Projekte rechtzeitig fertigzustellen. Das wissen und schätzen auch die Chefs.
Termingetreue Fertigstellung
2020 lag der Messesektor schlagartig für zwei Jahre brach. Dennoch konnte dieser Zeitraum überbrückt werden, da die vielseitig ausgebildeten Schreiner nun verstärkt für den privaten Innenausbau eingesetzt wurden.
Seit das Messe- und Ausstellergeschäft Anfang 2022 wieder an Fahrt aufgenommen hat, kann sich die Firma Kopp vor Aufträgen kaum retten. Trotz der Rohstoffknappheit und den Lieferengpässen ist der Messebauer in der Lage, die Aufträge stets termingerecht zu liefern. Das ist, neben den engagierten Mitarbeitern, auch dem geschickten Material- und Lieferantenmanagement von Adrian Carosella, Schreinermeister und Prokurist, zu verdanken.
Anschaffung eines technischen Highlights
Vor gut zwei Jahren investierte die Firma Kopp in eine neue Anlage, die heute das Herzstück der Produktion bildet: eine liegende MayerPlattenaufteilsäge des Typs PS 2Z mit automatischem Flächenlager. Nach der guten Erfahrung mit der bis dato genutzten Plattensäge P9 entschied sich der Messebauer wieder für eine Säge von Mayer.
Intelligente Automation
Die neue PS Z2 wurde individuell für die Schreinerei Kopp angepasst: Der Verfahrweg des Materialschiebers ist auf 6800 mm verlängert, da sich das angrenzende Plattenlager in einem anderen Raum als die Grundmaschine befindet.
Die Schnittlänge der Säge beträgt 5200 mm. Platten können bis zu einer maximalen Größe von 5000 x 2070 mm bearbeitet und sowohl längs als auch quer auf der Säge abgelegt werden. Im regulären Lager befinden sich allerdings nur Platten mit den maximalen Abmessungen von 4100 x 2070 mm. Größere Platten werden im angrenzenden Kragarmlager aufbewahrt und bei Bedarf mit dem Gabelstapler herausgeholt, am Einlagerungsplatz positioniert und vom Vakuumkran für den Auftrag geholt.
Der Saugrahmen des Vakuumkrans fährt dabei motorisch aus und passt sich dem Plattenformat automatisch an. So können Platten bis zu einer Länge von 5000 mm und einem Gewicht bis zu 350 kg aufgenommen werden. Jede Platte wird bei der Aufnahme gewogen, vermessen und bei Bedarf in der Lage korrigiert. Die Hubeinrichtung in Doppelscherenausführung unterstützt einen sicheren Transport und eine exakte Ablage der Platte auf der Rollenbahn, die die Platte mithilfe des Materialschiebers zur Säge befördert.
Von der Planung zum Zuschnitt
Mit AutoCAD werden in der Arbeitsvorbereitung 2D-Zeichnungen von eigenen oder externen Planungen gezeichnet, daraus Stücklisten in Excel erstellt und der Lagerbestand abgeglichen. Der Werkstattleiter und Schreinermeister Tobias Naake kümmert sich dann um die Schnittoptimierung und übergibt die Stückliste im CSV-Format an die Zuschnittoptimierungssoftware Ardis. Diese generiert den Schnittplan und den Lagerauftrag, reserviert automatisch die benötigten Platten und schickt alle Daten ans Lager.
Der Schreinergeselle Nico Falkenberg kann dann am Bedienpult der Säge die Daten für den Zuschnitt über die Software und die Maschinensteuerung PC 7000 abrufen und den Auftrag der Reihe nach abarbeiten. Die übersichtliche Gestaltung der Menüführung ermöglicht ihm eine einfache und intuitive Bedienung der Anlage.
Vom Zuschnitt zum fertigen Produkt
Während des Zuschnitts erstellt der Labeldrucker zur Identifikation für jedes Werkstück selbstklebende Etiketten, die manuell angebracht werden.
Die Material- und Lagerverwaltungssoftware führt Plattenreste, deren Größe zuvor definiert wurde, zurück ins Lager. Alle anderen Abschnitte werden manuell in ein Kleinreste-Lager einsortiert oder entsorgt.
Nach dem Zuschnitt laufen die Werkstücke durch das 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum Morbidelli Author 600 S von SCM und die Kantenanleimmaschine Twister von Ott weiter über den Lackierraum bis hin zur Endmontage, wo die fertigen Möbel zusammengebaut, verpackt und für die Montage verladen werden.
Optimierung der Fertigungsabläufe
Die Schreinerei Kopp ist mit ihrer Säge-Lager-Kombination zufrieden, denn sie gestaltet viele Prozesse einfacher und ergonomischer: Zeit- und kraftaufwendiges Handling der Platten per Hand entfällt, beim Umstapeln genauso wie beim Transport vom Lager zur Säge. Die neue Anlage hat den gesamten Fertigungsablauf umstrukturiert und so optimiert, dass die Wertschöpfungskette vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt geradlinig durchläuft.
Kopp GmbH
71397 Leutenbach-Nellmersbach
Kleinteile-Magazin
