Im Modelljahr 2022 hat Renault bei der Konzernmarke Dacia kein Lieferwagenangebot mehr. Stattdessen führt der neue Express die Idee weiter fort, dass ein Kastenwagen mit 3,3 m3 hinter der starren Trennwand immer noch deutlich preisgünstiger zu bekommen ist als andere Konkurrenten in der Lieferwagenklasse.
Wenige Anleihen vom Kangoo
Die Konkurrenz zeigt sich da bereits bei derselben Marke – oder eben doch nicht. Denn der neue Renault Kangoo sieht zwar äußerlich ziemlich ähnlich aus, im Detail geht er jedoch über das Express-Angebot weit hinaus, weil bei gehobenerer Ausstattung zwei Fahrzeuglängen geboten werden und die fehlende B-Säule auf der rechten Seite bei geschwenktem Trenngitter eine verblüffend innovative, extrem breite Ladeöffnung möglich macht.
Der Express belässt es dagegen bei der herkömmlichen Konstruktion der Karosserie, kann den Laderaum jedoch auf 3,7 m3 erweitern, wenn man die Option eines schwenkbaren Trenngitters nebst klappbarem Beifahrersitz bestellt. Dadurch erweitert sich die Ladelänge im unteren Bereich um 45 cm auf 236 cm. Die Nutzlast liegt je nach Ausführung zwischen 565 und 700 kg.
Was unter die Motorhaube passt, passt sich der Einfachheit halber dem Kangoo an: Derzeit gibt es einen Benziner mit 75 kW/102 PS sowie einen Diesel mit wahlweise 55 kW/75 PS oder 70 kW/95 PS. Zum Serienstart Mitte 2021 waren Motoren lediglich gemäß Schadstoffklasse Euro 6d Temp zugelassen, erfüllen inzwischen aber auch Euro 6d.
Am Testtag stand der Fronttriebler mit dem stärkeren Selbstzünder bereit und der erwies sich in seiner Leistung als völlig ausreichend für kurze oder mittellange Fahrten. Ein Hang zum Dröhnen stellte sich oberhalb von 2500 Touren ein, doch dank Sechs-Gang-Schaltung lässt sich die Drehzahl meist deutlich senken.
Für den Express mit Benzinmotor gibt Renault einen Netto-Basispreis von 15 520 Euro an, der 95 PS starke Diesel startet bei 17 820 Euro (alle Preise plus MwSt.).
Auf einen Blick
Stärken …
- Lieferwagen im vergleichsweise günstigen Preis-/Leistungssegment
- 3,3 m3 hinter der Blechtrennwand, bei schwenkbarem Trenngitter mit klappbarem Beifahrersitz um ca. 0,4 m3 erweiterbar (Option)
- Zweitonner (zulässiges Gesamtgewicht) erreicht Nutzlast zwischen 565 und 700 kg
- Zweite seitliche Schiebetür bestellbar
- Anhängelast (gebremst) bis max. 1200 kg (Option)
- Aggregatereihe mit einem Benziner und insgesamt drei Dieselvarianten erfüllen (inzwischen) Euro 6d
- Mit etlichen Optionen lässt sich einfache Grundausstattung für Cockpit und Frachtraum aufwerten
- Einige Fahrassistenten bzw. Lösungen zur Konnektivität wählbar
… und Schwächen
- Verwendeter Kunststoff im Cockpit wirkt nicht hochwertig
- Wenig geschützter Laderaum, doch optionale Möglichkeiten für Ausbau & Verzurrung
- Hecktüren lassen sich nicht bei Öffnungswinkel 90° arretieren
- Geöffnete Schiebetür rastet nicht sicher ein
- Deutliche Windgeräusche ab ca. 130 km/h
- Etwas seitenwindempfindlich
Der Autor
Thomas Dietrich, Fachjournalist aus
Solingen, berichtet im BM jeden Monat
über Neuheiten aus der Fuhrparkwelt.