Mancher Entscheider im Handwerksbetrieb mag hoffen, dass im Fuhrpark in nächster Zeit möglichst kein Fahrzeug ausfällt – und dann eine Neuanschaffung ansteht. Jetzt einen Diesel kaufen, der sich womöglich doch nicht als so schadstoffarm entpuppt und irgendwann keine freie Fahrt in einer Umweltzone bekommt?
Diffuse Ängste lassen so manchen Schreiner, Tischler oder Fensterbauer abwarten und auf einen fernen Tag hoffen, an dem der Elektroantrieb erschwinglich ist bzw. der Diesel das tut, was eine möglichst günstige Umweltbilanz von ihm erwartet.
Doch zur Tat schreiten ließe sich schon jetzt. An den reduzierten Emissionen eines Erdgas-Turbos hat sich seit Jahren allenfalls etwas zum noch Besseren verändert.
Der Ducato Natural Power leistet mit seinem Drei-Liter-Vierzylinder 100 kW/136 PS und vermag, Grenzwerte gemäß Euro 6 deutlich zu unterbieten. Übliche Verdächtige wie Feinstaub, Stickoxide oder CO2 spielen nur eine untergeordnete Rolle. Allenfalls stört der Aufpreis von 5900 Euro gegenüber einem vergleichbaren Diesel-Ducato. Doch in der Bilanz der Gesamtkosten rechnet Fiat vor, dass der Mehrpreis durch das preisgünstigere Erdgas sowie weitere Faktoren nahezu kompensiert wird.
Schwerwiegender wirkt sich die verminderte Nutzlast aus, denn das Erdgas wird unter dem Fahrzeugboden in mehreren Stahltanks mitgeführt. Statt 1450 kg Fracht sind daher beispielsweise bei der Großraumvariante L4H2 nur 1065 kg zugelassen.
Ausgereifte Technik
Waren es vor Jahren noch einige Handicaps wie ein dünnes Tankstellennetz oder leistungsschwache und bollernde Ottomotoren, mit denen sich der Erdgasfahrer anfreunden sollte, so ist das Vergangenheit.
Das Erdgas-Konzept im Ducato, das in Kombination mit etlichen Frachtraumgrößen zur Verfügung steht, ist ausgereift und dank Turbo so leistungsstark, um über die Cityregion hinaus auf Tour zu gehen.
Bis zu 400 km soll die Reichweite nach Herstellerangabe betragen. Für den Erdgas-Ducato als 3,5-Tonner L2H1 ist ein Netto-Einstiegspreis von 36 650 Euro gelistet.
Auf einen Blick
Stärken …
- Turbomotor 140 Natural Power mit 100 kW/136 PS für Erdgas optimiert, für Benzin-Betrieb ist 15-l-Reservetank eingebaut
- fünf Stahltanks für 36 kg Erdgas erzielen Reichweite von max. 400 km (lt. Hersteller)
- Laderäume dank drei Radständen und zwei Dachhöhen von 10 bis max. 15 m3
- Fronttriebler mit unkompliziertem Handling und Fahrverhalten
- diverse Assistenzsysteme als Option verfügbar
- Gute Sicht in Außenspiegeln, auch Weitwinkelsegmente verstellbar
- Fahrer-Arbeitsplatz ausreichend dimensioniert
- zahlreiche Ablagen, im mittleren Sitz klappbare Konsole integriert
- mäßige Fahrgeräusche, auch bei höherer Geschwindigkeit
… und Schwächen
- Frachtraum als Basis spartanisch ausgestattet, doch wertig ausbaubar (Option)
- Instrumententräger für Multimedia vorbereitet (Option), doch recht zerklüftet
- Tacho-Layout nicht gut ablesbar
- Leseleuchte nicht blendfrei
- Hecktüren können im Schwenkbereich (maximal 270°) nicht einrasten
Der Autor
Thomas Dietrich, Fachjournalist aus
Solingen, berichtet im BM jeden Monat
über Neuheiten aus der Fuhrparkwelt.