BM: Wie sieht die aktuelle Nachversorgungssituation für Fenster und Türen in Deutschland und der Schweiz aus und welche Erfolge konnten Sie hier schon erzielen?
Dr. Christian Faden: Obwohl 2019 ein Grundlagen- und Aufbaujahr ist, wird natürlich auch konkretes Geschäft gemacht. Die Resultate der Startphase stimmen uns ebenso zuversichtlich wie die realistischen Perspektiven. Bei allen Gesellschaften, trotz des rückläufigen Sicherheitsgeschäftes 2019, sehen wir wachsende Umsätze. Aber um die nötigen Strukturen und die Basis für die effiziente Marktoffensive zu schaffen, war zunächst viel konzeptionelle Arbeit erforderlich wie z. B. die Einführung eines einheitlichen IT-Systems, die Erstellung von Marketing-Broschüren und Online-Auftritten sowie die Koordination der beteiligten Netzwerkpartner.
Dr. Eckhard Keill: Mit dem Rückgang der registrierten Einbruchzahlen um rund 40 % seit 2015 sind die privaten Investitionen in zeitgemäße Sicherheitstechnik nach Auskunft unserer RPS-Partnerfirmen signifikant gesunken. Zum Teil haben sie sich sogar halbiert. Im Sog der geringeren medialen Aufmerksamkeit betrifft das auch die Prävention. Unsere Branche muss sich daher von der Hoffnung auf ein Selbstläufergeschäft mit Einbruchschutz verabschieden und stattdessen wieder eine aktive Kommunikation betreiben, um das hohe Sicherheitsbedürfnis der Menschen erneut wachzurütteln und um die Notwendigkeit effizienter Maßnahmen zu thematisieren. Aber eine solche Marktkonsolidierung hat
auch was Gutes. Sie beenden die mitunter aufgetretene Goldgräberstimmung und spielen damit letztlich den Firmen mit langjähriger Sicherheitskompetenz in die Karten. Die Entwicklung begünstigt daher auch den Trend zu mehr Qualität. Ansonsten entwickeln sich die für RPS relevanten Marktfelder kontinuierlich positiv. Das gilt z. B. für die steigende Wartungsintensität bei immer größeren und schwereren Elementen. Zusätzlich registrieren wir ein erhebliches Potenzial auf dem Gebiet der Schlussabnahmen im Neubau. Fensterbauer würden hier trotz oft ungeklärter Schuldfragen häufig mit Nachbesserungsbedarf etwa bei der Bändereinstellung konfrontiert. Gerade bei weit vom Firmensitz entfernten Objekten bietet ihnen RPS dafür eine wirtschaftliche Lösung.
BM: Durch mehrere Firmenakquisitionen wurde die Roto Frank Professional Service GmbH gegründet und weiter ausgebaut. Sind weitere Akquisitionen geplant?
Dr. Christian Faden: Der Ausbau des Netzwerkes durch geeignete Partner hat in Ballungsregionen für uns eine hohe Priorität. Das bedeutet jedoch nicht, das wir bei unserem fixierten Anforderungsprofil Abstriche machen. Deshalb muss es sich um versierte, größere und etablierte Betriebe handeln. Denn Qualität geht vor Zeit. Wenn die Gespräche gut verlaufen, könnte die Übernahme von zwei weiteren Firmen bis Ende 2019 möglich sein.
BM: Wie wird das Nachrüst- und Servicegeschäft von den Fensterbetrieben angenommen? Und gibt es schon erste Kooperationen?
Dr. Christian Faden: Wir sind gerade dabei, einen Beirat für die Divisions-Gesellschaft aufzubauen, das voraussichtlich noch 2019 konstituiert wird und mit seiner Expertise das Nachversorgungs-Engagement weiter professionalisieren soll. Dabei geht es u. a. um ein jeweils bedarfsgerechtes Zielgruppen-Marketing. Hier unterscheiden wir zwischen den B2C- und B2B-Adressaten. Beim Letzteren geht es primär um die Fenster- und Türenhersteller als traditionelle Marktpartner. Mit einigen Unternehmen haben wir schon konkrete Kooperationsvereinbarungen getroffen. Auf unserer B2B-Liste stehen Fertighausproduzenten, die Wohnungswirtschaft, Versicherungen und Bauelementehändler. Dabei haben wir die Gespräche entweder direkt oder über die jeweiligen Verbände und/oder erste gemeinsame Veranstaltungen eröffnet. Das durchweg positive Echo und die Aufgeschlossenheit für das Konzept bestätigt uns, das wir auf dem richtigen Weg sind. Auf unserem Fachportal www.roto-professional-service.de erhalten Interessenten genaue Informationen über die technischen Leistungen und den Full-Service-Modulen.
BM: Und was wird für die Endkundenansprache getan, also dem klassischem B2C-Geschäft?
Dr. Christian Faden: Mit unserem neuen Portal www.service-friends.de wenden wir uns an die B2C-Zielkunden wie Eigenheimbesitzer, Vermieter und Mieter. Unsere Plattform korrespondiert mit der Wort-/Bildmarke „Service Friends für Fenster und Türen“, die die beteiligten Firmen auf lokaler Ebene als Mitglieder des Verbundes ausweisen. Der Online-Auftritt stellt unsere Dienstleistungspakete vor und erleichtert über ein rege genutztes Kontaktformular die Endverbraucher-Feedbacks. In 2020 wollen wir zudem unsere Aktivitäten über Social-Media-Kanälen weiter ausdehnen.
Die Interviewfragen stellte BM-Redakteur Stefan Kirchner
Roto Frank Professional Service GmbH
Positives Aufbaujahr
Im Januar 2019 hat sich die Roto Frank Gruppe organisatorisch in drei weitgehende selbstständige Divisionen neu aufgestellt. Hinzugekommen ist die Roto Frank Professional Service GmbH (RPS). Damit zeigt die Roto Frank Holding AG, wie wichtig der Bereich der Nachversorgung bei Endkunden ist und festigt sich als Ansprech- und Projektpartner für Endkunden, Hersteller und Händler. Der Dienstleister bietet u. a. Instandsetzungen, Reparaturen Nachbesserung und Aufwertung von Fenstern und Türen. Seit Oktober 2017 sind jetzt fünf im Nachversorgungsgeschäft erfahrene Fachbetriebe aus Deutschland und der Schweiz dabei. Dazu gehören die Tischlerei Wollenberg GmbH
aus Berlin, die Pfeil und Söhne Service GmbH aus München und die Wiedemann Sicherheitsbeschläge GmbH aus Hannover. In der Schweiz sei mit Dachfenster Helfenstein aus Cham im Kanton Zug inzwischen ein weiteres Unternehmen hinzugekommen. Es werde mit seinen fünf Beschäftigten in die bereits 2018 erworbene Dachfenster Keller GmbH (Thalheim bei Winterthur) eingegliedert.