An sich hatte sich die Bauherrschaft eine klassische, eingestemmte Treppe für ihre gerade neu erworbene Wohnung auf zwei Stockwerken vorgestellt. Ganz traditionell, wie eine Treppe halt so aussehen muss, gefertigt in Buche oder vielleicht auch in Eiche. Doch da hatte Jörn Brenscheidt, Geschäftsführer von Hokon in Witten, eine ganz andere Idee. Luftig und leicht sollte sie sein, die neue Treppe. Seine Kunden gingen darauf ein und ließen ihm freie Hand bei der Gestaltung und Konstruktion, sofern der gesteckte Kostenrahmen nicht überschritten werde. Entstanden ist eine moderne, zweifach viertelgewendelte Treppe aus Kompaktplatte mit Linoleum belegten Stufen aus Baubuche.
Die Natur als Vorbild
Zum Raum hin werden die 16 Stufen durch eine 13 mm starke Vollkernplatte getragen, die gleichzeitig Wange und Handlauf bildet. Die Fläche dazwischen wird durch eine unregelmäßige Gitterstruktur durchbrochen. Das als Voronoi bezeichnete Ornament, benannt nach dem russischen Mathematiker Georgi F. Woronoi, erinnert entfernt an Zellquerschnitte, wie man sie aus dem Biologieunterricht kennt. Die Konturen sowie die Öffnungen wurden auf dem 5-Achs-Bearbeitungszentrum (Routech/SCM) ausgearbeitet und die Kanten per Hand sauber geschliffen. Passend zur Farbe der mit Linoleum belegten Stufen wurden die Wangen mit einem anthrazitfarbigen Strukturlack (Remmers) lackiert, der eine grobe Stahloptik erzeugt.
Da die Befestigung der Stufen von außen nicht sichtbar sein sollte, wurden an den Innenflächen der Wangen auf dem Bearbeitungszentrum Sacklöcher gefräst und M10-Gewinde eingeschnitten. Diese nehmen die Tragbolzen für die mit 5 mm Distanz zur Wange angebrachten Stufen auf. Die Befestigung an der Massivwand aus Kalksandstein erfolgt – ebenfalls über eine 15 mm Schattenfuge getrennt – an eingeklebten Gewindebolzen. Die Stufen sind aus 40 mm starker Baubuche von Pollmeier, welche beidseitig mit Linoleum (Forbo) belegt sind, gefertigt.
Durchgängige CAD/CAM-Fertigung
Für eine exakte Bauaufnahme vor Ort nutzt Jörn Brenscheidt das lasergestützte Aufmaßsystem von Flexijet. Die weitere CAD-Bearbeitung erfolgte über Rhino bzw. über das darin integrierte Programm Grasshopper, mithilfe dessen die Kontur des komplexen Ornaments der Wangen berechnet wurde. Als Schnittstelle zum Bearbeitungszentrum nutzt der Wittener Treppenbauer in seinem Betrieb die Software von Compass.
Mit 12 Mitarbeitern, davon sechs Familienmitglieder, fertigt die Firma Hokon etwa 40 Treppen unterschiedlichster Bauweise für Kunden im In- und Ausland. Dabei schreckt Jörn Brenscheidt selbst vor komplexen Aufträgen nicht zurück. „Wir sind auf das spezialisiert,“ sagt er, „was sich andere nicht zutrauen!“ Momentan wird gerade eine riesige, über fünf Stockwerke reichende, komplexe Treppenanlage für das Verwaltungsgebäude einer Bank in Norwegen montiert.
Hokon – Jörn Brenscheidt GmbH
58456 Witten Herbede