Der Investor aus den USA hatte die alteingesessene Schreinerei aus dem baden-württembergischen Salach mit der Fertigung von 58 Massivholztüren beauftragt – für die zehn edlen Häuser einer Lodge, schön gelegen an einem Fluss in einem der Nationalparks in Sambia. Wie es dazu gekommen ist? Der Startschuss zu dieser einzigartigen transkontinentalen Kooperation fiel schon einige Jahre früher: Damals absolvierte Daniel Schuster, ältester Spross des Familienunternehmens, einen mehrjährigen beruflichen Auslandsaufenthalt in Südafrika, wo er unter anderem die Inneneinrichtung eines Villenprojekts in Kapstadt gestaltete.
Viele Monate später, Daniel war längst nach Deutschland zurückgekehrt, läutete das Telefon seines Vaters Martin, der das Unternehmen in vierter Generation leitet. Am anderen Ende der Leitung: Die Schreiner-Kollegen aus Südafrika, die gerade mit der Inneneinrichtung von zehn Luxus-Lodges in Sambia beschäftigt waren und dringend Unterstützung bei der Fertigung von 58 hochwertigen Innen- und Außentüren benötigten. „Als Spezialist für hochwertigen Innenausbau dürfen wir viele besondere Projekte betreuen, doch dieser Auftrag war für uns eine wirklich außergewöhnliche Herausforderung – und gerade deshalb so reizvoll“, erinnern sich die Schusters.
Außergewöhnliche Materialien
Als erste Hürde erwies sich das Material: Der Auftraggeber wünschte sich Iroko-Holz, und zwar aus nachhaltigem, zertifiziertem Anbau. Mit diesem Wunsch rannte er bei Schuster offene Türen ein: „Für uns hat Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert, wir verarbeiten wo möglich nur FSC-zertifiziertes Holz.“ Doch während das sehr robuste Iroko in Afrika sehr weit verbreitet ist, ist es in Europa ein Nischenprodukt. Schließlich gelang es, sieben Baumstämme im richtigen Umfang zu beschaffen. Um zu verhindern, dass sich die Türen im anspruchsvollen Klima Sambias mit starken Temperaturschwankungen und hoher Luftfeuchtigkeit verziehen, wurden die Türfriese in drei Schichten verleimt.
Mit geölten Oberflächen auf Nummer sicher
Zuletzt galt es noch, für eine hochwertige Oberfläche der Massivholztüren zu sorgen. Deshalb griff Martin Schuster zum Telefon und wählte die Nummer von Hans-Jürgen Benzinger, Kundenbetreuer beim Oberflächenspezialisten Adler. Der hatte, wie meist, rasch den richtigen Rat zur Hand: Angesichts des tropischen Klimas in Sambia empfahl er, die Türen nicht zu lackieren, sondern zu ölen. Martin Schuster war anfangs skeptisch, galt es doch, mehr als 200 m2 Oberfläche zu behandeln – in Handarbeit wäre das kaum möglich. Deshalb riet Benzinger ihm, das neue Legno-Dura-Öl von Adler zu verarbeiten: „Dieses Öl verbindet eine sehr natürliche Optik und Haptik mit besonders hoher Widerstandsfähigkeit, weshalb es auch für Böden, Treppen oder Türen optimal geeignet ist. Und das Beste: Es kann nicht nur händisch, sondern auch im Spritzauftrag verarbeitet werden“, erklärt Benzinger. „So konnte die Oberflächenveredelung der Türen sehr effizient umgesetzt werden.“
Wenige Tage vor dem geplanten Liefertermin traf endlich auch der Zeltstoff aus Australien ein, mit dem die Innentüren bespannt werden sollten. Der Zeltstoff war bereits in anderen Bereichen der Lodges verwendet worden und sollte auch bei den Türen verbaut werden, um eine einheitliche hochwertige Optik zu erreichen. Zudem wurden die Massivholztüren noch mit edlen Messinggriffen versehen. Nun konnte alles für den Transport vorbereitet werden.
Montage zwischen Löwen und Elefanten
Kurze Zeit später wurden die 58 Türen in einem Container ins Flugzeug verfrachtet und 7500 km weiter südlich am Flughafen von Lusaka auf geländegängige Pick-ups verladen. Über Urwaldstraßen erreichte der Konvoi schließlich die Lodge, die inmitten eines Nationalparks an einem Fluss gelegen ist. Nach dem vielen Schweiß und Herzblut, all der Energie und Kreativität, die man bereits in das Projekt investiert hatte, war klar, dass auch bei der Montage nichts dem Zufall überlassen werden sollte. So ging, wieder einmal, Sohn Daniel auf die Reise, um vor Ort den Einbau der Türen zu begleiten – eine Erfahrung der ganz besonderen Art: „An einer Tür zu arbeiten, während nur ein paar Hundert Meter entfernt Elefanten vorbeiziehen oder ein Löwe eine Gazelle verspeist, das war schon einzigartig“, erinnert sich Daniel Schuster.
Die Chancen stehen gut, dass es nicht der letzte internationale Auftrag für den schwäbischen Familienbetrieb war. Den Kontakt zu den südafrikanischen Kollegen will man nämlich weiter pflegen – und schon bald wieder den eigenen Schreinernachwuchs zum Auslandseinsatz auf die Südhalbkugel schicken. (ra)
Schuster Innenausbau
73084 Salach
Adler-Werk Lackfabrik
6130 Schwaz, Österreich