Man erkenne eine immer stärkere Entwicklung hin zur Individualisierung im Treppenbau, beschreibt Tilo Hauck, Geschäftsinhaber von treppen.de und Ausrichter des jährlich veranstalteten Branchenwettbewerbs Treppen des Jahres, den wichtigsten Trend in der Branche – denn alle diesjährigen Siegertreppen, die sich in einer der 14 Kategorien durchsetzen konnten, sind Unikate. Und das Mitbewerberfeld war stark: 381 Treppenanlagen wurden in diesem Jahr zum Wettbewerb eingereicht, die meisten davon in den Katagorien Geradlinigkeit (57) und Tradition (61).
Absolut minimiert
Die Siegertreppe in der Katagorie Extravaganz lehnt sich an Vorbilder aus der Natur sowie aus der formalen Ästhetik moderner Bauwerke und technischer Konstruktionen an. Mit ihrer Treppenstufe Milan haben die Treppenbauer von Wunsch-Treppen aus Forbach eine innovative Bauart für ganz besondere Treppenanlagen gefunden. Gleich einer Wurzel, so entspringt jede einzelne Stufe gewissermaßen aus einem Geflecht an der Wand und verjüngt sich am Ende bis auf wenige Millimeter. Ziel dieses Designs ist es, auf ästhetisch anspruchsvolle Weise sichtbare Kraftlinien für die Treppe zu schaffen. Die tragenden Rippen bestehen aus vier gelaserten Längs- und acht stabilisierenden Quersträngen. Konzipiert als Kragarmstufen, finden Treppen dieser Bauart bevorzugt in modernen Innenräumen ihren Einsatz. Die Jury würdigte den einzigartigen Ansatz dieser außergewöhnlichen Treppenkonstruktion.
Große Handwerkskunst
Die Siegertreppe in der Kategorie Nostalgie stammt aus der Werkstatt des norwegischen Treppenbauers Melby in Eide: Die historische Wendeltreppe in einer Kirche erfüllt dank höchster handwerklicher Güte nicht nur Design- sondern auch Funktionsansprüche aufs Beste. Die aus Kiefernholz gefertigte Treppe schwingt sich elegant um eine massive Mittelsäule empor. Außenwange, Geländer und Kassetten als Füllungen sind formverleimt. Neben allem nostalgischen Flair spiegelt die mattierte Oberflächengestaltung durchaus auch zeitgenössischen Geschmack wider – ein gelungenes Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Filigran gefaltet
Treppenbau Diehl aus Frankfurt am Main siegte in der Kategorie Markant. Die frei im Raum stehende Faltwerktreppe verbindet auf überzeugende Weise ein äußerst filigranes und leichtgewichtiges Erscheinungsbild mit Belastbarkeit und Stabilität. Die Kombination der verschiedenen Materialien ist den Treppenbauern dabei ebenso gelungen wie das Aufgreifen aktueller Design-Trends. Besonders lobte die Jury den Ansatz, der aus Räuchereiche und Sicherheitsglas-Geländer errichteten Treppenanlage trotz der Wendelung eine absolut geradlinige Wirkung zu verleihen. Diese skulpturartige Treppenanlage so zu errichten, dass die Konstruktion der sehr anspruchsvollen Statik gerecht wird, erfordert enorm präzises Arbeiten vonseiten der Treppenbauer.
Schweres leicht gemacht
Den Sieg in der Kategorie Formensprache trug die Holzmanufaktur Ballert aus Köngen davon. Auf den ersten Blick wirkt die Treppenanlage auf den Betrachter robust und massiv. Um jedoch die strengen Gewichtsvorgaben einhalten zu können, wurden für die zweiläufige Treppe mit Halbkreispodest ganz bewusst Leichtbaumaterialien wie Balsa- und Pappelholz eingesetzt. Die Treppe ruht auf einer Tragkonstruktion aus Stahl. Ihre optische Wirkung und besondere Formensprache erhält sie durch den reizvollen Kontrast zwischen mattschwarzer Außenverkleidung und den naturfarbenen Stufen aus massivem Eichenholz.
Interner Wettbewerb
Als zentrale Plattform des Treppenbau-Handwerks mit mehr als 500 Mitgliedsunternehmen ruft treppen.de einmal jährlich den Branchenwettbewerb Treppen des Jahres aus, an dem alle Mitglieder des Fachportals teilnehmen dürfen. Eine unabhängige Fachjury aus einem Architekten, einem Fachredakteur, einem Zimmermeister und einem Schreinermeister bewertet die Einreichungen und wählt in jeder Kategorie eine Siegertreppe. Dabei entscheiden sowohl der handwerkliche Anspruch wie auch Fragen des Designs und Raumkonzepts. (hf)
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