Schiebetüren sorgen aufgrund ihrer Größe für helle Räume und damit für ein angenehmes Wohnklima. Ein „Nachteil“ ist vielleicht, dass solche Elemente extrem schwer sind. Aber Schiebetüren sind mittlerweile echte Hightech-Bauteile geworden, die sich trotz ihrer Größe dank moderner Schiebetechnik – dem sogenannten Soft-Close – mühelos bewegen lassen. „Manch einer kennt es aus der Küche, wo Schranktüren und Fronten geräuschlos zugleiten“, erklärt Frank Lange, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade. „Genauso bremsen moderne Fensterflügel vor dem Schließen von alleine ab, wodurch ein Quetschen der Finger verhindert wird. Anschließend gleitet der Flügel sanft in den Rahmen und schließt sicher.“
Möglich machen dies eine innen liegende Feder und eine Dämpfung. Schiebt man ein Element auf, spannt sich einerseits die Feder, andererseits fährt die Dämpfung aus. Wenn man es wieder schließt, entspannt sich die Feder und die Dämpfung verlangsamt automatisch den Schließvorgang. Dabei zieht sich das Element bis auf den letzten Zentimeter von alleine zu. Auf diese Weise werden Verletzungen verhindert und die Schiebetüren fallen nicht mit einem lauten Knall zu.
Und noch ein weiterer Aspekt wird bei Schiebetüren immer wichtiger: die Barrierefreiheit. Denn die „Stolperfalle“ von früher, wenn es auf den Balkon oder die Terrasse ging, ist out. Heute werden viele Durchgänge barrierefrei ausgeführt.
Klassisch barrierefrei sind Hebeschiebetüren mit barrierefreien Tür- bzw. Bodenschwellen, die eine freie Passierbarkeit mit Krücken, einem Rollator oder einem Rollstuhl ermöglichen. Wobei die Anbieter nicht mehr nur allein ältere Menschen mit Handicap im Blick haben. Barrierefreiheit bedeutet heute mehr Komfort für die ganze Familie.
„Einen Schritt weiter in Sachen Komfort gehen motorisch betriebene, per App oder Fernbedienung ansteuerbare Elemente, die es in den unterschiedlichsten Ausführungen gibt“, so Frank Lange.
Nachfolgend beleuchten wir die Beschlagtechnik. Hierzu haben wir – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – die Hersteller befragt, die ihre Produkte über den Fachhandel vertreiben.
Foto: Matthias Fischer
BM sprach mit der Bernd Schnieder GmbH
»Der Trend geht zu immer größeren Elementen«
Wir wollten wissen, wie Praktiker das Thema Schiebetüren bewerten. Hierzu sprachen wir mit den beiden Geschäftsführern der Bernd Schnieder GmbH in Bottrop, Leonard Grewing und Bernhard Roring, die sich auf Fenster, Türen, Möbel und Einrichtungen spezialisiert haben.
BM: Würden Sie sagen, dass Schiebetüren allgemein immer größer und schwerer werden?
Bernhard Roring: Ja, das können wir bestätigen. Seit etwa zehn Jahren gibt es einen Trend zu immer größeren Elementen, da man mehr natürliches Tageslicht im Gebäude haben möchte.
BM: Mit welchen Flügelgewichten arbeiten Sie heute?
Leonard Grewing: Das „klassische“ Kunststoff-Hebe-Schiebe-Element hat bei uns eine Größe von 2,60 m in der Länge und 2,20 m in der Höhe bei einem Durchschnittsgewicht von ca. 400 kg. Aktuell übrigens vielfach in der Farbe Anthrazit.
BM: Wie wichtig ist den Kunden das Thema Barrierefreiheit – sprich Nullschwelle?
Leonard Grewing: Gerade im Neubau wird heute fast ausschließlich eine Nullschwelle von den Bauherren verlangt, auch wenn die durchaus schon mal 10 mm hoch sein darf.
BM: Inwieweit werden motorische Steuerungen nachgefragt – eventuell auch in der Nachrüstung?
Bernhard Roring: Automatische Steuerungen werden praktisch überhaupt nicht nachgefragt, da die Elemente extrem leichtgängig sind.
BM: Wie teuer ist für ein „normales“ Einfamilienhaus eine hochwertige Komfort-Schiebetür mit Nullschwelle (Durchschnittswert)?
Bernhard Roring: Eine Hebe-Schiebe-Tür mit den eingangs genannten Maßen kostet den Kunden etwa 3500 Euro, ohne Montage.
BM: Mit welchen Preisen hat ein Bauherr vor etwa zehn, fünfzehn Jahren kalkulieren müssen?
Leonard Grewing: Damals war die Technik oft noch anders, aber ein vergleichbares Element war rund 800 bis 1000 Euro günstiger.
Die Fragen stellte Matthias Fischer.
Der Autor
Matthias Fischer ist seit 2009 freier Fachjournalist und Fachbuchautor. Er verfügt über 25 Jahre Branchenerfahrung und hat viele Jahre als stellvertretender Chefredakteur eines Baufachmagazins gearbeitet.