BM: Was sind die besonderen Herausforderungen bei der Herstellung von stilgerechten historischen Fenstern und Türen?
Werner Erwig: Das kann man nicht pauschal sagen. Es können schwierige Profilgeometrien sein, Radien im Flügelinnenprofil, die für die Glasindustrie nicht umsetzbar sind, oder nicht zu vereinbarende Anforderungen, z. B. schmale Profile bzw. Sprossen und eine zertifizierte Einbruchhemmung. Aber weil Niveau eben auch für sehr schwer zu erfüllende Anforderungen Lösungen bietet, fühlen sich unsere Kunden sehr gut bei uns aufgehoben. Auf Basis unserer umfangreichen Erfahrung und anhand von CAD-Zeichnungen unterstützen wir sie beim originalgetreuen Design ebenso wie in Fragen zu Bauanschlüssen.
BM: Wie lässt sich moderne Technik mit einer stilgerechten Optik vereinen?
Werner Erwig: Das ist bis zu einem gewissen Grad schon sehr gut möglich. Es ist eine Frage der Investitionen in hochgradig flexible Fertigungsanlagen, entsprechende Werkzeuge und Fachpersonal. Diese Investitionen erlauben uns, Fachpartnern und Endkunden eine sehr breite Lösungsvielfalt zu bieten. Stich- oder Rundbogenfenster, ovale Fenster, Kittfalzoptik – das sind ja noch die einfachsten Anforderungen. Richtig spannend wird es bei Aufträgen wie z. B. Jugendstilelementen inklusive der passenden Sprossen. Da steigen die meisten Hersteller in unserer Größenordnung aus.
BM: Mit welchen Bautiefen arbeiten Sie und welche Verglasungen setzen Sie ein, um in den filigranen Profilen einen hohen energetischen Wert zu erzielen?
Werner Erwig: Im Denkmalschutz arbeiten wir mit 68 und 82 mm Bautiefe – und das nicht nur in den Holzarten, die wir im Standardsortiment haben. Mit 82 mm Bautiefe können wir auch historisch gestaltete Fenster mit Top-Wärmedämmwerten fertigen: Mit der entsprechenden Dreifachverglasung erzielen wir Werte bis 0,83 W/m2K.
BM: Passende historische Beschläge sind das i-Tüpfelchen und setzen besondere Akzente. Wo beziehen Sie diese?
Werner Erwig: Es gibt genügend Anbieter für solche Beschläge. Wir setzen aber auf Markenbeschläge und die langjährigen Partnerschaften mit unseren Beschlaghändlern. Diese haben eine große Auswahl an verschiedensten Beschlägen und Schlössern jeglicher Architektur-Stilrichtungen. Mit diesen finden wir immer eine passende Lösung zur Zufriedenheit des Kunden.
BM: Wie entwerfen Sie Fenster bzw. Haustüren, wenn in einem historischen Gebäude eine „Bausünde“ durch stilgerechte Elemente ersetzt werden soll und dazu keine Originalaufzeichnungen mehr vorliegen?
Werner Erwig: In diesen Fällen muss man sich regelrecht an die Optik und Ausführung der Fenster und Haustüren herantasten: Ist der Baustil noch erkennbar? Gibt es ein Baujahr des Hauses? Stehen ähnliche Gebäude in der Nähe, an denen man sich eventuell orientieren könnte? Wie steht das Denkmalschutzamt zu unseren Vorschlägen? Wir haben einige Fachleute bei uns in der Technik und der Produktion, die sich zum Teil seit über 40 Jahren mit diesen Herausforderungen auseinandersetzen. Dieses große Wissenspektrum hilft ungemein dabei, um den Fenster- oder Haustürstil zu analysieren und das passende Bauelement zu fertigen.
BM: Drechseln Sie auch, zum Beispiel Kapitelle, beziehungsweise setzen Sie alte historische Elemente wieder instand?
Werner Erwig: Nein – beim Drechseln arbeiten wir mit Partnern zusammen, die sich darauf spezialisiert haben und ihr Handwerk verstehen. Auch für die Reparatur gibt es Spezialisten. Das ist ja reine Handarbeit.
BM: Was ist bei der Montage von historischen Elementen zu beachten?
Werner Erwig: Da unser Unternehmen ausschließlich über Fachpartner anbietet, haben wir mit Fragen zur Montage nicht so häufig zu tun. Unsere Aufgabe ist es vielmehr, noch vor Angebotsabgabe die Voraussetzungen für eine hochwertige Montage zu schaffen. Es gilt beispielsweise, die Beschaffenheit der Anschlüsse besonders zu hinterfragen. Zudem ist zum Beispiel zu berücksichtigen, wie weit die Kämpfer-/Sohlbankprofile zurückgesetzt sein müssen, damit der Anschluss fachgerecht ausgeführt werden kann.
Das Interview führte BM-Redakteur Stefan Kirchner.