Gewölbte Decken aus dem Baukasten

I Gewölbte Decken sind wieder gefragt. Selbst Architekten von internationalem Rang realisieren diese aktuell in renommierten Bauvorhaben. Auch in Gebäuden, die sich an historischen Vorbildern orientieren, kommen gewölbte Decken zum Zug, wie in der Kirche St. Maria Verkündigung in Schramberg. Hier wurde 2011 das Kirchenschiff mit einer gewölbten Holzkassettendecke überspannt. Den Auftrag, die Decke zu planen, erhielt Holz- und Bautechniker Marcus Heumesser.

Rund 6 t schwer sind die Eichenteile, aus denen sich das Holzgewölbe zusammensetzt. 314 Rahmenteile aus massivem Eichenholz und 160 Füllungen hängen an gebogenen, verdeckten Stahlträgern, zusammengesetzt aus 423 m Formstahl.

Dank der gewölbten Kassettendecke strahlt der Innenraum der Marienkirche Eleganz und Weite aus. Der Planungs- und Montageaufwand allerdings war gewaltig. Kein Wunder, dachte sich der Konstrukteur, dass heute nur so selten gewölbte Kassettendecken gebaut werden. Eigentlich schade – lassen sich doch die gewölbten Decken sowohl in der modernen Architektur als auch in historische Gebäude sehr gut intergieren. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Schramberger Projekts, so erzählt Heumesser, beschäftigte ihn darum immer wieder die Frage: Lässt sich eine gewölbte Holzkassettendecke nicht so konstruieren, dass sie heute am Markt mithalten kann. Weniger Einzelteile und eine schnellere Montage waren sein Ziel.

Er ersetzte die Träger aus Formstahl durch eine Konstruktion, bei der die sichtbaren Holzbalken die Last abtragen. Doch dabei blieb der Schwabe nicht stehen. Die Seitenkapellen der Marienkirche in Schramberg waren schmäler als das Mittelschiff.

Darum hatten die Decken unterschiedliche Radien und wurden aus unterschiedlichen Einzelteilen zusammengesetzt.

„Kann man die Einzelteile nicht so konstruieren, dass sie für unterschiedliche Gewölberadien verwendet werden können?“ Und außerdem wollte er die Montagezeit erheblich verkürzen. In Schramberg arbeiteten vier Mann über drei Wochen lang, bis die Decke fertig montiert war. Das muss schneller gehen, dachte sich der 34-Jährige.

Das Ergebnis seiner Überlegungen lässt sich sehen: Ein durchdachtes Baukastensystem für gewölbte Unterdecken. Es kommt ohne aufwendige Unterkonstruktion aus und verwendet nur wenige und ausschließlich rechtwinklige Bauteile. Der besondere Clou: Die Bauteile sind von der Intensität der Wölbung unabhängig. Die Montage des Gewölbes ist einfach und mit geringem Personaleinsatz zu bewältigen. Die Füllungen können fast beliebig gestaltet werden und können auch aus ganz unterschiedlichen Materialien bestehen. Fast jede optische Anforderung kann umgesetzt und viele funktionale Forderungen wie Akustik, Wärmedämmung und Brandschutz, können verwirklicht werden.

„Dieses Baukastensystem für gewölbte Unterdecken ist eine absolute Neuheit“, sagte Heumesser, ging damit zum Patent- und Markenamt und lies sein Deckensystem als Gebrauchsmuster schützen. Jetzt sucht er nach Innenausbauern, die Interesse an diesem Baukastensystem haben. I

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