Baumrindenvlies aus Uganda gilt als das älteste Textil der Menschheitsgeschichte. Es wird auch „Das Tuch der Könige“ genannt, waren doch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die schönsten und edelsten dieser Tuche den Königen des fast tausendjährigen Königreichs Buganda vorbehalten, der nach Bhutan zweitältesten Königsdynastie der Erde. Der handwerklichen Herstellung des Rindentextils wurde von der Unesco in 2005 der Status des „Meisterwerks des immateriellen Kulturerbes“ zuerkannt, bevor es 2008 – als bisher einziger Werkstoff – zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Arbeitsintensive Fertigung
Um das Material herzustellen, wird die permanent nachwachsende Rinde des ostafrikanischen Feigenbaums „Mutuba“ (Ficus natalensis) jährlich geerntet, ohne dabei den Baum zu fällen. Anschließend wird sie in einem arbeitsintensiven Verfahren tagelang mit einem Holzhammer geklopft, bis daraus allmählich ein Vlies entsteht. Textilhistorisch ist es der Vorläufer aller nicht gewobener Vliesstoffe. Es bildet die Basis für eine breite Palette von Textilien und Verbundwerkstoffen, die durch energiearme, teils gänzlich emissionsfreie Verfahren gewonnen und unter dem Markennamen Barktex vertrieben werden.
Gerbstoffe halten Mücken fern
Das Mono-Material enthält keinerlei Farben, Binder, Bleichen, Klebstoffe oder sonstige Additive. Die für Menschen nicht wahrnehmbaren Gerbstoffe, die den lebenden Baum vor übermäßigem Insektenbefall schützen, halten Mücken aus den Räumen fern – ganz ohne Chemie. Dies machen sich auch Hotels zunutze, weshalb auch das Restaurant im Schloss Elmau, dem Konferenzraum der G7-Staatsführer, auf die Wandverkleidung setzt – eine Flaggschiff-Referenz.
Je nach Lichtsituation und Blickwinkel gewinnt das erstaunlich weiche aber robuste Rindentuch die Anmutung von Leder oder auch die Leichtigkeit und Transluzenz zarter Organza-Stoffe. (ra)
Bark Cloth
79285 Ebringen