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„Airbag“ für die Säge

Festool trifft Sawstop: Sicherheitstechnik AIM auf dem Vormarsch
„Airbag“ für die Säge

Wie wäre es, wenn auch Blätter mobiler Tischkreissägen bei Hautkontakt automatisch stoppen, bevor ihre scharfen Zähne tief ins Fleisch schneiden? Mit dem Schwesterunternehmen Sawstop will Festool eine solche Sicherheitstechnik auch in Deutschland etablieren. Wir haben AIM ausprobiert.
Dieser Beitrag verrät samt Videos wie das Prinzip funktioniert. Details und Infos zur TTS-Tochter erklärt das folgende Interview mit Festool-Geschäftsführer Christian Oltzscher.

 

BM-Redakteur Marc Hildebrand

Vor Unachtsamkeit ist kein Schreiner oder Tischler gefeit – bei der Arbeit an Kreissägen oft mit dramatischen Folgen: Über 14 000 meldepflichtige Unfälle verzeichnet hier die Statistik in Deutschland. In den USA reduziert die Firma Sawstop solche Unfälle bereits seit 2004 mit der AIM-Technik – Active Injury Mitigation, zu Deutsch: aktive Verletzungsminderung.

Nun soll das System auch hierzulande Einzug halten, denn seit Juli 2017 gehört Sawstop wie auch Festool zu Tooltechnic Systems (TTS).

Das rege Interesse im Handwerk bewiesen raunende Menschentrauben vor den Festool- Showbühnen auf der Messe Holz-Handwerk. Dort wurde Sawstops AIM im März dieses Jahres der Öffentlichkeit schon live vorgeführt. Das Ziel: den „Airbag“ für mobile Tischkreissägen unter Festools Fittichen als Verletzungsverminderung in Europa salonfähig machen. Bei Festool in Wendlingen, haben wir die besondere Kreissäge selbst ausprobiert und dem Blatt hautnah auf den Zahn gefühlt.

Was ist AIM und wie funktionierts?

AIM ist unauffällig in einer normalen mobilen Tischkreissäge integriert (s. Galeriebild 2). Herzstück ist die Cartridge – eine Kartusche, die einen Alublock per Feder ins Sägeblatt treibt, wenn es bei laufendem Betrieb in Kontakt mit menschlicher Haut kommt (Galeriebilder 3, 8 und 10).

„In 5 ms stoppt das Blatt und verschwindet zugleich aus dem Gefahrenbereich in den Maschinentisch. Ernsthafte Schnittverletzungen werden so verhindert“, erklärt Markus Schmid, Entwickler bei Festool im Bereich Sägen bzw. AIM. Und in der Tat: An unserer Testwurst waren nur minimale Spuren sichtbar (Bild 5). Ausgelöst wird die Funktion über einen kapazitiven Sensor. Registriert dieser den Kontakt des Werkzeugs mit menschlicher Haut, geht alles blitzschnell: ein Knall – alles steht still (zu sehen im Demovideo auf BM-Online).

Im regulären Sägebetrieb überwacht die AIM-Steuerung wartungsfrei kontinuierlich die Funktion. Den aktuellen Status zeigen eine rote und eine grüne LED am Netzschalter. Was Leuchten oder Blinken bedeutet, erklärt eine Bildlegende. Die Leitfähigkeit von Materialien kann vorab geprüft werden, ohne dass der Mechanismus auslöst. Dazu hält man sie ans stehende Sägeblatt. Bei Bedarf lässt sich die „Active Injury Mitigation“ deaktivieren.

„Finger save“ – Säge schnell wieder in Einsatz

Kam es zum Ernstfall, ist die Säge in rund 90 s wieder einsatzbereit. Man benötigt nur eine neue Cartridge: Abdeckung auf, Sägeblatt samt Kartusche und Alublock lösen und ersetzen – fertig (Galeriebild 6). Im Anschluss prüft das System den korrekten Einbau. Sobald die Lampe durchgehend grün leuchtet, kann es weitergehen.

Sawstop empfiehlt, ein neues Sägeblatt zu verwenden. Hier ist man übrigens an keinen Hersteller gebunden. Einzig der Durchmesser muss passen, damit AIM funktionstüchtig ist und nach dem Systemtest die grüne LED leuchtet.

„Sawstop inside“ – wann ist`s soweit?

Bis AIM ins Festool-Kleid schlüpft, wird es wohl noch etwas dauern – will man doch „seinen Fans“ wie gewohnt erst das „perfekte Tool“ präsentieren. Doch vielleicht wird es dann ein Markenzeichen wie heute Tanos` Systainer.

www.festool.de

www.sawstop.com


BM-Videos: So siehts aus

Abgetaucht: AIM reagiert beim Würstltest

(BM-Video: Marc Hildebrand)

 

Unter die Haube geblickt: So funktioniert Sägeblatt- & Cartridgewechsel

(BM-Video: Marc Hildebrand)

 


Im BM-Interview:

Christian Oltzscher, Festool-Geschäftsführer und TTS-Vorstandsmitglied (Vertrieb, Marketing, Service)

BM-Foto: Marc Hidlebrand

 

 

BM: Soll AIM unter Festools Fittichen zukünftig Veränderungen bei Sicherheitsstandards auslösen, die auch von der Berufsgenossenschaft getragen werden?
Oltzscher: In erster Linie wollen wir gemeinsam mit Sawstop die aktuelle Technik weiterentwickeln, um dem Schreiner- und Tischlerhandwerk auch langfristig größtmöglichen Schutz bei Sägearbeiten anzu‧bieten. Dabei wollen wir Handwerker auch in unachtsamen Momenten bestmöglich unterstützen. Aus diesem Grund fokussieren wir uns zuerst auf die Themen Sicherheit und Qualität. Darüber hinaus haben wir keinen Einfluss darauf, inwiefern AIM in Zukunft ein relevanter Punkt für die Berufsgenossenschaft wird. Bis jetzt gibt es hier keine Rücksprachen mit der BG.

 

BM: Was kostet die Instandsetzung nach dem Auslösen der Sicherheitsfunktion?
Oltzscher: Der Ersatz der „Cartridge“– Sawstop nennt es einen Fingersave – kostet in den USA zwischen 69 und 90 USD. Sawstop rät, nach dem Auslösen ein neues Sägeblatt zu verwenden. Aktuell bewerten wir bei Festool noch, ob und – wenn ja – wie wir die Technologie einsetzen. Dann wird eine Preisbewertung für Europa möglich sein.

 

BM: Plant TTS auch als AIM-Systemgeber für andere Maschinenhersteller aufzutreten?
Oltzscher: Das ist vorstellbar, steht aber aktuell nicht auf unserer To-Do-Liste. Vorrangiges Ziel für uns ist es, eigene Sägen in unserem Segment auf dem europäischen Markt einzuführen.

BM: Seit wann existiert das Unternehmen SawStop?

Oltzscher: Unternehmensgründer Dr. Steve Gass entwickelte bereits 1999 die AIM-Technologie in der heimischen Scheune und gründete darauf aufbauend mit zwei Freunden das Unternehmen Sawstop. Sawstop, LLC ist einer der führenden Anbieter von stationären Tischkreissägen in den USA mit Sitz in Tualatin, Oregon südlich von Portland. Mit über 60 Mitarbeitern und einem Konzernumsatz von knapp 40 Mio. US-Dollar in 2016 produziert das Unternehmen Tischsägen, die neben hoher Qualität und vielen Features vor allem die AIM-Technologie beinhalten. Damit ist AIM-Technologie (Active Injury Mitigation) das Original unter den Sicherheitstechnologien.

BM: Seit wann genau ist TTS Mutter von Sawstop? Juli 2017?
Oltzscher: Ja, das Unternehmen Sawstop ist seit Juli 2017 Tochtergesellschaft der Holdinggesellschaft TTS Tooltechnic Systems AG & Co.KG und damit Schwesterunternehmen von der Festool GmbH.

BM: Würden Sie bitte zum Vergleich die TTS Tooltechnic Systems AG & Co.KG samt ein paar Zahlen beschreiben.
Oltzscher: Die TTS Tooltechnic Systems ist ein mittelständisches Familienunternehmen in der dritten Generation mit rund 3.000 Mitarbeitern, das seine Produkte international in rund 80 Ländern vertreibt. Im Jahr 2016 erzielte die TTS-Gruppe einen Konzernumsatz von 580 Mio. Euro. Zu den TTS-Tochtergesellschaften gehören Festool, Tanos, Cleantec oder Narex.

BM: Agierte Sawstop bereits mit anderen Partnern?
Oltzscher: Nein. Bis zur Übernahme durch TTS war Sawstop ein eigenständiges Unternehmen in der Hand der Gründer. Sawstop ist ein profitables US-Unternehmen, das der TTS einen wesentlichen Marktanteil am amerikanischen Geschäft für stationäre Tischkreissägen und ein einzigartiges Patent für die Sicherheit beim Sägen und weitere innovative Technologien beschert.

BM: Wo wird zukünftig der Firmensitz sein bzw. die Entwicklung/Fertigung stattfinden?
Oltzscher: Der Firmensitz des Unternehmens SawStop, LLC ist in Tualatin/Oregon und wird dort auch bleiben.

BM: Agiert SawStopp weiterhin (auch) eigenständig tätig, wie beispielsweise Festool oder Tanos?
Oltzscher: Ja, auch nach dem Kauf wird das Unternehmens eigenständig weiter im nordamerikanischen Markt agieren. Sawstop agiert damit wie jedes andere Tochterunternehmen als eigenständige Marke. Es ist, wie jede andere TTS Tochtergesellschaft neben den bereits erwähnten Beispielen Festool, Tanos, Cleantec und Narex, integriert in die TTS-Gruppe.

Das Interview führte BM-Redakteur Marc Hildebrand.

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