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„Wichtig ist es, nicht einfach loszurennen“

Homag automatisiert die Teilelogistik
“Wichtig ist es, nicht einfach loszurennen”

Auf der Holz-Handwerk hat Homag das erste autonom arbeitende Werkstattkonzept vorgestellt. Ein fahrerloses Transportfahrzeug übernimmt dabei die komplette Teilelogistik zwischen vollautomatisierten Fertigungszellen. Ist das nun pure Zukunftsmusik oder tatsächlich bereits praxis- bzw. handwerkstauglich? Wir haben beim Homag-Experten Ernst Esslinger nachgefragt.

 

von BM-Chefredakteur Christian Närdemann

BM: Maschinen, Roboter und fahrerlose Transportfahrzeuge arbeiten Hand in Hand: Sieht so die Schreinerei der Zukunft aus?

Ernst Esslinger: Ich glaube schon, auch wenn sich das jetzt für viele sicher ziemlich utopisch anhören mag. Die Möbelindustrie versucht derzeit, die Flexibilität und individuellen Möglichkeiten des Handwerkers in ihren industriellen Prozessen nachzubilden. Dabei entstehen viele interessante Dinge, die auch direkt vom Schreiner und Tischler übernommen werden könnten. Das könnte man dann „Handwerk 4.0“ nennen.

BM: Wie „handwerkstauglich“ ist das vorgestellte Konzept? Ist es auch für kleinere Betriebe interessant?

Esslinger: Die Art der Fertigung ist hierbei ein ausschlaggebender Aspekt. Solange der Schreiner selbst mit seinem Werkstück unter dem Arm von Maschine zu Maschine läuft und die Maschine selbst bedient, ist der Einsatz solcher Systeme sicherlich fraglich. Sobald aber die verschiedenen Maschinen fest zugeordnete Bediener haben und die Werkstücke bzw. Werkstückstapel sicher und zuverlässig von Maschine zu Maschine bewegt werden müssen, dann beginnt solch eine Lösung auch im Handwerk interessant zu werden. Für den Schreiner und Tischler ergeben sich mit dem Einsatz eines solchen automatisierten Konzepts in der Zukunft sicher auch viele weitere interessante und neue Möglichkeiten.

BM: Worin liegen die konkreten Vorteile für Tischler und Schreiner?

Esslinger: Es kommt zu einer deutlichen Qualitätssteigerung. Es müssen keine Daten mehr manuell eingegeben werden, was zwangsläufig sonst immer wieder zu Fehleingaben führt. Man hat jedes Werkstück im übergeordneten Fertigungsleitsystem ständig im Überblick und zum Montagezeitpunkt stehen auch die notwendigen Werkstücke wirklich im geplanten Zustand zur Verfügung. In der Software sind dazu feste firmenspezifische Prozesse hinterlegt, die unliebsame Überraschungen zu verhindern helfen. Betrachtet man die Branche, so sieht man zudem, dass sich die Anforderungen an Schreiner verändern. Mit einem guten Konzept für einen durchgängigen Datenfluss und solch hochflexibler, automatisierter Maschinentechnik ist der Schreiner zukunftsfähig aufgestellt und für weitere Entwicklungen in der Branche zudem auch sehr gut vorbereitet.

BM: Solch automatisierte Prozesse erfordern jede Menge Daten. Woher kommen diese und wer steuert bzw. koordiniert einen reibungslosen, sicheren Ablauf?

Esslinger: Solche Systeme funktionieren sicherlich nur mit einem durchgängigen Konzept für die Daten. Aber auch der Schreiner erfasst heute vielfach bereits die Daten digital – auf der Baustelle bzw. beim Kunden. Diese Daten übernimmt das übergeordnete Fertigungsleitsystem und steuert damit dann die Maschinen und auch das Transportsystem an. Derjenige, der seine Produkte richtig strukturiert hat, kommt dann ohne weitere Dateneingabe aus. Die Daten generieren sich nämlich selbstständig aus den vorhandenen Informationen.

BM: Müssen Schreiner und Tischler jetzt auch noch EDV-Experten sein?

Esslinger: Nein, auf keinen Fall! Wir kennen die Branche und wissen, was ein Schreiner braucht. Deshalb haben wir die Bedienoberflächen so intuitiv und branchenspezifisch gestaltet, dass sie die Anforderungen unserer Kunden und der Branche passgenau abdecken. Zudem beinhaltet die Software eine Art Intelligenz, die Fehleingaben weitestgehend zu verhindern hilft. Sollte es dennoch einmal zu Problemen kommen, dann steht natürlich auch unser bewährter Fernservice zur Verfügung, um gemeinsam mit dem Schreiner oder Tischler das Problem zeitnah und zuverlässig zu lösen.

BM: Wie kann man sich den Einstieg in autonom arbeitende Fertigungsbereiche vorstellen? Was sind hier die Voraussetzungen?

Esslinger: Wichtig ist, eine Strategie zu haben und nicht einfach loszurennen. Um die richtige Strategie mit dem Kunden zu erarbeiten, haben wir bei Homag Experten, die gemeinsam mit den Unternehmen diese Aufgabe lösen. Wichtig ist hierbei auch, dass man sich über die Stufen der Einführung klar wird und man auch die Mitarbeiter in diesen Veränderungsprozess rechtzeitig mit einbindet. Es ändert sich eben doch einiges im Unternehmen.

BM: Sie haben vorhin das Stichwort Zukunftsfähigkeit angesprochen. Was genau meinen Sie damit?

Esslinger: Mit dieser Vernetzung ergeben sich auch spannende neue Möglichkeiten für Geschäftsmodelle. Man kann sich beispielsweise zukünftig vorstellen, dass man seine Maschinen mit ihren Möglichkeiten auf einem Marktplatz wie Tapio im Internet anbietet, wenn Sie mal nicht durch eigene Aufträge ausgelastet sind. Andere Firmen können dann automatisch darauf zurückgreifen und Aufträge auf solch einer Maschine kurzfristig platzieren. Dies kann durchaus ein direkter Wettbewerber sein. Ich betrachte dies überhaupt nicht als problematisch – denn nicht nur der Tischler- oder Schreinerkollege hat für sich einen Engpass überwunden, sondern auch ich habe damit Geld verdient, indem ich meine Maschine besser ausgelastet habe. Das nächste Mal läuft dann vielleicht dieses Szenario genau umgekehrt ab, weil nämlich ich einen Engpass bei meinen Maschinen habe. Mit „Industrie 4.0“ oder auch „Handwerk 4.0“ kann alles viel besser zusammenwachsen. Und den größten Erfolg haben wir doch, wenn es uns allen besser geht.

BM: Herr Esslinger, vielen Dank für das interessante Gespräch.

 

Zur Person

Ernst Esslinger ist Director Methods/Tools/Systems der Homag GmbH. Der studierte Maschinenbauer arbeitet seit 1985 in der Homag Group und leitet zugleich als Koordinator das „Nationale Referenzprojekt zur IT-Sicherheit in Industrie 4.0 – IUNO“.

www.homag.com

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