Hundertjährige werden gerne gefragt, was das Geheimnis für ein langes Leben ist, und die Antworten überzeugen nicht immer – wer hat schon Lust, früh zu Bett zu gehen oder nur stilles Wasser zu trinken? Aber da gibt es noch etwas anderes, was immer wieder als Schlüssel zu einem langen Leben auftaucht: neugierig bleiben! Auf diese Weise hat auch die Tischlerei Ahrens im ostwestfälischen Rietberg ein Jahrhundert mit der Lust an neuen Herausforderungen gemeistert. Vor gut sieben Jahren übernahm Holztechniker Christian Neumann das Ruder der Traditionstischlerei von der letzten Generation der Familie Ahrens und seitdem sorgt er dafür, dass immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel ist.
Bereits die nächste Generation im Blick
Neumann hat 13 Mitarbeiter, darunter einen Meister für die Arbeitsvorbereitung und einen für das neu angeschaffte CNC-Bearbeitungszentrum, von dem gleich noch die Rede sein wird, und einen erfahrenen Altmeister auf 450-Euro-Basis. Die drei werden unterstützt von sieben gelernten Tischlern und drei Auszubildenden. „Ich versuche jedes Jahr, einen Ausbildungsplatz zu schaffen, und das gelingt auch meistens“, so Neumann. Besonderes Engagement zeigt der Unternehmenschef bei seinem Jahrespraktikanten Abdul Razzak Tartouse. Der 19-Jährige kam als Flüchtling aus dem Nahen Osten und ist seit letztem Jahr auf dem Kolping Berufskolleg in Gütersloh. „Abdul hat sich bei einem Schnupperpraktikum sehr gut angestellt, sodass wir der Schule vorgeschlagen haben, ihn neben dem Unterricht bei uns weitere Erfahrung sammeln zu lassen – mit der Perspektive, ihn als Auszubildenden einzustellen, sobald seine Deutschkenntnisse das zulassen“, so Neumann.
Großauftrag als Mutmacher
Die Verantwortung für seine 13 Mitarbeiter und für den Fortbestand des Traditionsunternehmens trägt Neumann gerne, auch wenn es nicht immer leicht ist. „Man hat ja immer so ein bisschen Angst im Handwerk, und ich glaube, das ist auch der Grund, warum manche Kollegen nicht richtig investieren“, vermutet Neumann. „Dass man was machen muss, wissen alle, aber man durchläuft immer wieder Aufs und Abs, weil man einfach nicht immer lange Planungszyklen hat. Es reiht sich ja nicht ständig Großauftrag an Großauftrag.“ Manchmal aber reicht ja schon einer davon, um sich die Entscheidung für eine Investition leichter zu machen. Für Neumann war es zuletzt der Auftrag, ein großes Hotel aus der Region auszustatten. Hochwertiger Innenausbau, hotelgerechte Möbel in massivem Nussbaum und feine Ausstattungsdetails wie individuell gestaltete Kleiderbügel sorgen aktuell für einen ordentlichen Umsatz im mittleren sechsstelligen Bereich.
Zeit war reif für die CNC-Bearbeitung
Damit hat Neumann die Sicherheit gewonnen, in ein CNC-Bearbeitungszentrum Profit H200 der Felder-Marke Format 4 mit vier Achsen zu investieren, das er wegen des Großauftrags nicht nur finanzieren, sondern auch dringend gebrauchen konnte. „Für mich ist diese CNC die erste große Investition, die ich nach dem Kauf der Schreinerei gemacht habe“, erklärt Neumann, der die Gunst der Stunde nutzte und mit Felder auch gleich noch einen guten Preis für eine Kantenanleimmaschine Tempora F600 aushandelte. Die beiden Neuanschaffungen ergänzen einen Maschinenpark, der u. a. auch eine vertikale Plattensäge von Striebig, eine Bandsäge von Panhans, eine Pendelsäge und einen Abrichter von Bäuerle, einen Dickenhobel und zwei Tischfräsen von Martin, eine Breitbandschleifmaschine von Bütfering, eine Langschleifmaschine von Heesemann, eine Furnierstanze von Josting, eine Furnierpresse von Ott und drei Formatkreissägen von Altendorf umfasst. Dass in seinem Maschinenpark zu einem großen Teil Marken aus der ostwestfälischen Heimat seines Unternehmens vertreten sind, hat nicht zuletzt mit der tiefen Verwurzelung des mehr als 100 Jahre alten Betriebs in der Region zu tun. Aber Neumann, der inzwischen Kunden von der Nordsee bis zum Niederrhein hat, blickte selbstverständlich auch bei der Suche nach einem für seinen Betrieb geeigneten CNC-Bearbeitungszentrum über die Region hinaus: „Letztendlich gaben eine persönliche Empfehlung aus dem Bekanntenkreis, dass die Maschine von Felder für meinen Bedarf genau richtig sei, die gute Beratung durch Felder und auch das Preis-Leistungs-Verhältnis den Ausschlag.“
Ausrichtung am Bedarf
Neumann, der stolz darauf ist, mit seinem Team von der Beratung und Planung bis hin zur Fertigung und Montage alles aus einer Hand anbieten zu können und nicht nur neue Möbel und komplette Innenbereiche baut, sondern auch die in die Jahre gekommenen Lieblingsstücke seiner Kunden mit geeigneten Restaurations- und Reparaturmaßnahmen wieder auf Vordermann bringt, glaubt nicht, dass die CNC-Bearbeitung den Charakter seiner Tischlerei groß verändern wird. „Wir wollen auch weiterhin handwerkliche Herausforderungen annehmen und nicht nur schauen, dass wir unsere CNC, beispielsweise durch Serienfertigung, durchweg ausgelastet haben. In der Industrie läuft so eine CNC von morgens bis abends, nach zwei Jahren ist die locker bezahlt, aber bei den Aufträgen, die ich so reinbringe, steht die bei uns auch mal zwei Tage.“ Und das ist für Neumann auch kein Problem, unterm Strich hat sich die Anschaffung für ihn auf jeden Fall gelohnt, auch wenn er weiterhin weniger auf wiederholbare Standard-Lösungen und mehr auf individuellen Möbelbau und Innenausbau setzt. Neumann: „Aber auch in diesem Bereich können wir die CNC ja sinnvoll einsetzen, außer Lochreihen, Beschläge einlassen usw. gibt es ja noch viel mehr Möglichkeiten, die wir erst mal verinnerlichen müssen. Rückblickend wäre ich deshalb jetzt noch mutiger beim Investieren, denn eine 5-Achs-Maschine kostet zwar mehr, eröffnet aber noch mehr Möglichkeiten.“
Tischlerei Ahrens GmbH & Co. KG
33397 Rietberg/Mastholte
Das ist mir aufgefallen
Gutes bewahren, Neues wagen
Christian Neumann ist der richtige Mann, um eine Traditionstischlerei in die Zukunft zu führen. Er ist gelassen genug, nicht jedem Trend hinterherzurennen. Er übernimmt Verantwortung, wägt Risiken ab und geht sie auch ein. Er ist also ein Unternehmer im besten Sinne, der Gutes bewahrt, Neuem gegenüber aufgeschlossen ist und sich um sein Team kümmert.
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