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Kreative Teamworker

Møbelwerft: Bestes Tischlerhandwerk trifft konsequente Digitalisierung
Kreative Teamworker

Die Møbelwerft Tischlerei GmbH steht für gestaltungsstarkes, hochwertiges Tischlerhandwerk made in Hamburg. Gründer und Inhaber Thorben Bringezu setzt dabei auf die Kombination aus handwerklichem Können, intelligenter Digitalisierung, moderner Maschinentechnik und perfektionierten Prozessen. Bemerkenswert ist, wie konsequent und engagiert er gemeinsam mit seinem Team an der permanenten Verbesserung und Weiterentwicklung arbeitet.

BM-Chefredakteur Christian Närdemann

Thorben Bringezu hat schon sehr früh seine Leidenschaft für Holz entdeckt. In den Schulferien jobbte er in einer Zimmerei. Und im Anschluss an die Schulzeit arbeitete er ein halbes Jahr als Zimmermannshelfer. Für ihn stand schnell fest: „Ich mache eine Ausbildung zum Handwerker.“ Bringezu entschied sich für eine Lehre als Bootsbauer. Während dieser Zeit erhielt er vielfältige Einblicke in die Arbeit mit unterschiedlichsten Materialien: Stahl, Holz, Kunststoff, GFK – um nur einige zu nennen. Seine besondere Leidenschaft galt auch in dieser Zeit dem Werkstoff Holz, z. B. beim Rumpf- und Mastbau. Im dritten Lehrjahr hat er dann viel Innenausbau gemacht und für sich erkannt: „Das ist genau mein Ding, mein Herz schlägt für Möbel.“

Aus Leidenschaft wird Selbstständigkeit

Aus dieser Begeisterung heraus hat Bringezu sich 2004, gerade mal 23 Jahre jung, selbstständig gemacht – als Untermieter in einer Werkstattgemeinschaft mit 80 m². Er baute zunächst größtenteils Massivholzmöbel. Sein ausgeprägtes Gespür für Gestaltung und Design sprach sich schnell herum. „Ich habe schon damals meinen Kunden genau zugehört, was sie wollen und bin individuell auf sie eingegangen.“ Mit der Ausstattung einer Praxisgemeinschaft hat er dann seinen ersten großen Auftrag mit einem Wert von 20 000 Euro realisiert.

Es folgten weitere Gewerbekunden. Bringezu stattete Büros, Praxen, Hotels und Gastronomie mit Möbeln und Innenausbauten aus. Dank Mund-zu-Mund-Propaganda wuchsen sein Kundenkreis und Netzwerk schnell und stark. Seine Markenzeichen waren Gestaltungsstärke und Qualität. Die Aufträge wurden größer. So sorgten die Planung und Herstellung eines Messestandes für Yogi-Tee für einen Umsatz von weit mehr als 50 000 Euro. Das war seinerzeit nur zu realisieren, weil Bringezu ein ausgeprägter Netzwerker ist und bereits viel mit Tischlerkollegen zusammengearbeitet hat.

Die ersten sechs Jahre war Thorben Bringezu alleine unterwegs. „In dieser Zeit habe ich eine sehr steile Lernkurve erfahren.“ Erst 2010 stellte er seinen ersten Mitarbeiter (Meister) ein. Er entwickelte einen 5-Jahres-Plan und stellte sich in diesem Zusammenhang grundsätzliche Fragen: Welche Kunden brauchen wir? Welche Kunden wollen wir? In dieser Zeit kaufte er bereits diverse Standardmaschinen – und lagerte sie zunächst ein, denn der Platz fehlte. Das sollte sich dann allerdings im Jahr 2011 ändern: Mit inzwischen drei Mitarbeitern zog Thorben Bringezu in eine sage und schreibe 800 m² große Halle am heutigen Standort. „Das war vielleicht ein bisschen größenwahnsinnig, aber wir haben das konsequent durchgezogen und gemeinsam Vollgas gegeben“, kommentiert er rückblickend und mit einem Schmunzeln.

Herausforderung Infrastruktur: „Das habe ich unterschätzt“

Schnell stellte das Team fest, das jetzt eine sehr durchdachte Infrastruktur erforderlich war. Man musste definieren, wo welches Werkzeug ist, Materialien und Hilfsmittel zu finden sind und auch Prozesse und Workflows mussten festgelegt werden. „Das habe ich deutlich unterschätzt und so überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt“, erinnert sich Bringezu. „Aber auch das haben wir im Team super hinbekommen. Bei den Entscheidungsprozessen waren immer alle mit im Boot.“

Zu den bereits im Vorfeld gekauften Standardmaschinen gesellten sich dann eine Striebig-Plattensäge, eine Brandt-Kantenanleimmaschine, eine Rahmenpresse und mehr. Die Dynamik und das Tempo in der Tischlerei waren enorm, die Zeichen standen auf Wachstum.

Hohes Tempo auch in Sachen Digitalisierung

Ungebrochen temporeich ging es weiter: 2012 wurde eine Tischlermeisterin eingestellt, die das CAD-Programm Vectorworks Interiorcad (VWI) beherrschte, und die erste Lizenz der Software aus dem Hause Extragroup erworben. Im Jahr darauf kam ein Meister für die Arbeitsvorbereitung ins Team und mit ihm die zweite VWI-Lizenz. Zudem entschied sich Thorben Bringezu ergänzend für die Branchensoftware Profacto, ebenfalls von Extragroup. „Uns war zunächst vor allem ein sauberes Rechnungswesen sehr wichtig.“

Hier gibt es spannende Werkstatteinblicke und ein interessantes Interview mit Thorben Bringezu:

Auch in der Werkstatt war permanent Bewegung: Bringezu investierte in ein Top-ausgestattetes 5-Achs-Bearbeitungszentrum BMG 311 von Homag. Dessen Programmierung erfolgt grundsätzlich im Büro. Bis 3,5 Achsen wird die Bearbeitung mit dem CAM-Tool VectorWOP programmiert. Bei 5-Achs-Bearbeitungen kommt ausschließlich WoodWOP zum Einsatz.

Und das mit dem scheinbaren „Größenwahn“ in puncto Platz hat sich bereits im Jahr 2018 relativiert: Die Fläche wurde um satte 900 m2 auf insgesamt 1900 m2 erweitert. Damit wurde u. a. Platz für eine liegende Plattensäge geschaffen – eine Homag Sawteq B-300 mit automatischem Etikettendrucker im Druckbalken. Mit einer kompakten und doch leistungsstarken Homag Drillteq V200 wurde schließlich noch ein zweites CNC-Bearbeitungszentrum angeschafft.

Software: Tiefe Nutzung, spürbare Effekte

Thorben Bringezu will stets das sinnvolle Maximum aus Software und Technik herausholen. „Ich habe anfangs absolut unterschätzt, was hier zu leisten ist. Wenn die Software da ist, fängt die Arbeit an. So haben wir viele verbindliche Standards geschaffen. Es ist beispielsweise von A bis Z definiert, wie ein Møbelwerft-Schrank gebaut wird.“

Jeder Auftrag wird in Profacto vorkalkuliert. Dabei werden Vorgabezeiten über Artikel(gruppen) generiert. Die Nachkalkulation der Zeiten erfolgt über ein selbst programmiertes Excel-Tool, das über eine automatische Programmierschnittstelle an Profacto angebunden ist. Die zugehörigen Graphen aus Excel werden übersichtlich auf einem großen Monitor in der Werkstatt angezeigt. Thorben Bringezu: „Das zeigt uns allen jederzeit: Sind wir gut, sind wir schlecht, wo stehen wir?“

Weitere Details erklärt mir Sebastian Beuke (Tischlermeister, Holztechniker und Gestalter): „Wenn wir in Vectorworks Interiorcad alle Details konstruiert haben, exportieren wir die in VectorWOP generierten CNC-Daten für die BMG 311 und die Drillteq V 200. Zudem exportieren wir eine CSV-Datei an die Homag-Zuschnittoptimierung Schnittprofit. Diese generiert die Zuschnittliste, auf deren Basis wir das erforderliche Material bestellen, und die Teileetiketten mit Kanteninformationen sowie den für die CNC-Bearbeitung erforderlichen QR-Code.“

Viel geschafft und noch jede Menge vor

Bei aller Dynamik in seiner Møbelwerft ist Thorben Bringezu ein sehr reflektierter Mensch, der klare Vorstellungen hat, wo die Reise hingehen soll. „Wichtig ist, dass wir autonom funktionieren. Dazu ist es erforderlich, dass alle Positionen bzw. Kompetenzen im Team doppelt besetzt sind.“ Unbegrenztes Wachstum ist nicht sein Ziel. „Bei rund 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Schluss. Aber technologisch wollen wir natürlich immer besser und durchgängiger werden.“

Technologie ist für ihn kein Selbstzweck: Sie soll am Ende immer dazu dienen, perfektes Tischlerhandwerk zu realisieren. „Wir möchten Møbelwerft als Marke etablieren, die für Design, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit steht.“ Apropos Nachhaltigkeit: Die hat in der Tischlerei viele weitere Facetten. Bringezu ist es sehr wichtig, dass die Work-Life-Balance in seinem Team passt. Beste Maschinen und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung zählen für ihn unbedingt dazu. Auch wird jedes Jahr ein Azubi eingestellt. Wer es wird, entscheidet stets das Team, nachdem drei Bewerberinnen bzw. Bewerber zur Probe gearbeitet haben. An denen mangelt es übrigens nicht, was sicher auch auf die coolen und authentischen Aktivitäten der Tischlerei auf Instagram oder Facebook zurückzuführen ist. Ich finde: Daumen hoch!

Møbelwerft Tischlerei GmbH, 22761 Hamburg

www.moebelwerft.de

Erwähnte Technologiepartner:

www.extragroup.de / www.homag.com




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