Die Digitalisierung – oder auch die „digitale Transformation“ – ist in Handwerk und Industrie ein aktuelles Thema. Doch wo die einen Betriebe mit Tablets arbeiten und auf digitale Helferlein setzen, arbeiten andere mit handgeschriebenen Auftragslisten. Dabei hat jede Praxis ihre Vor- und Nachteile. Wie aber kann der Handwerker heute die für ihn optimale Lösung finden, um seinen nächsten Schritt nach vorne zu machen? So unterschiedlich die Unternehmen sind, so unterschiedlich sind auch die Ansätze. Wie sieht eine Produktion zukünftig also tatsächlich aus?
Von der Forschung zur Produktidee
An der Beantwortung dieser Frage arbeiteten jüngst Experten im gemeinsamen Forschungsprojekt „proto_lab“ (production tomorrow laboratory). Hier wurde experimentiert, analysiert und vorausgedacht, um praktikable Lösungen in der Digitalisierung, für Assistenzsysteme und in der Teil-Automatisierung zu entwickeln. In dem Team des interdisziplinären Forschungsprojekts arbeiten die vier Fakultäten der Technische Hochschule Rosenheim gemeinsam mit Herstellern von Maschinentechnologie, Arbeitssystemen, Intralogistik-Lösungen und Organisationsmitteln sowie mit Dienstleistern für Prozesstechnik, Produktionsorganisation und IoT-Lösungen. Gefördert wird die Entwicklungs- und Erprobungsplattform vom Seeoner Kreis.
Konkret: Die wandelbare Fertigungszelle
Im proto_lab ist man unter anderem der „Fertigungszelle der Zukunft“ auf der Spur. Hier sprudelten die vielfältigsten Ideen für die Gestaltung einer flexiblen, wandelbaren Produktionszelle. Anschließend haben die Beteiligten die relevantesten Ideen und Ansätze praxisnah als Prototypen umgesetzt, im eigenen Labor getestet und gemeinsam mit Kunden validiert. Dieser Forschungs- und Entwicklungsansatz ist neu in der Möbelbranche und voller Potenzial für zahlreiche praxistaugliche Entwicklungen.
Homag übersetzt Ideen in die Praxis
Für Homag ist ein Projekt wie proto_lab besonders spannend. Als Hersteller von Maschinen, Software und digitalen Produkten profitiert das Unternehmen nicht nur von neuen Ideen – es erhält insbesondere praxisnahe, validierte Prototypen als Output, die holzbearbeitende Betriebe heute wirklich brauchen.
Der Maschinenspezialist griff die bisher besten Ideen auf, entwickelte diese weiter und setzt sie momentan in marktreife Produkte um. Aktuell sind bereits viele der Prototypen in sogenannten Feldtests live bei Kunden – und deren Feedback fließt unmittelbar zurück in die Produktentwicklung. Gepaart mit der bestehenden Homag-Software und eigenen, bereits umgesetzten und geplanten, digitalen Entwicklungen ist das Unternehmen damit in der Lage, kleinen und mittelständischen Unternehmen durchgängige Lösungen und Konzepte anzubieten, die in der Praxis überzeugen.
Startschuss auf der Ligna 2019
Mit den Ergebnissen an die breite Öffentlichkeit geht Homag auf der Ligna 2019. Hier zeigt der Maschinenspezialist Konzepte aus einzelnen Bausteinen von Maschinen, Hardware und Apps, die miteinander kommunizieren. Wichtig ist dabei jedoch vor allem eines: Der Kunde muss kein Gesamtsystem kaufen, sondern einzelne Maschinen, Hardware und Apps, die miteinander kommunizieren. So kann sich jeder Betrieb seine Lösung individuell zusammenstellen. Durch diesen Ansatz werden die digitalen Lösungen auch für das Handwerk zunehmend interessant.
Jetzt selber machen: Intelligente Sortierregale
Ein besonderer Clou: Ergänzend zu den Apps bietet der Maschinenspezialist den Kunden im Handwerk auch entsprechende prozessunterstützende Hardware, die die Kunden selbstständig fertigen können. Dazu gehören beispielsweise intelligente Sortierregale, die den Anwender bei der Sortierung der Bauteile für den Bankraum unterstützen. Die notwendigen Unterlagen zur Herstellung wie Stückliste, Zeichnungen und MPR-Programme können kostenlos bezogen werden. Die passende Elektronik sowie die App, die das Regal verwaltet, kann über Homag bezogen werden.
Chancen für das Handwerk
Dies ist nur eine Antwort auf die zentrale Frage: Welche konkreten Möglichkeiten bietet die Digitalisierung den kleinen und mittelständischen Betrieben schon heute? Die weiteren Antwortmöglichkeiten sind breit gefächert:
- Die Weitergabe von Produktionsdaten an Maschinen, wie z.B. an eine Plattenaufteilsäge in Form von optimierten Schnittplänen, ist heute bereits gelebte Realität in vielen Betrieben. Auch erzeugen schon viele Betriebe ihre CNC-Programme und Stücklisten mithilfe einer CAD/CAM-Software. Trotzdem werden noch jede Menge Fertigungsunterlagen ausgedruckt und händisch auf einem Klemmbrett durch den Maschinen- und Bankraum geschoben. Wie würde das Ganze aber aussehen, wenn sich diese Zeichnungen und Stücklisten nur einen Klick entfernt und somit überall verfügbar in einer digitalen Auftragsmappe befänden? Plötzlich könnten auch manuelle und halbautomatische Maschinen oder die manuellen Arbeitsplätze im Bankraum über „Smart Devices“ (Smartphones, Tablets) unterstützt werden. Auch auf der Baustelle wären mit einem Klick die Zeichnungen und Stücklisten zu einem Kundenauftrag einsehbar. Die Daten wären überall verfügbar und könnten den Mitarbeitern ortsunabhängig angezeigt werden.
- Zusätzlich etablieren sich auch Assistenzsysteme, die die Arbeit deutlich vereinfachen. Ein Beispiel: Homag entwickelte Bediener-Assistenz-Systeme für Maschinen mit der Bezeichnung „intelliGuide“, die dem Bediener an Plattenaufteilsägen, Kantenanleimmaschinen oder Bohrmaschinen zeigen, welche nächsten Schritte er in welcher Art und Weise zu erledigen hat.
- Im nächsten Schritt folgen softwarebasierte Assistenzsysteme für manuelle Arbeitsplätze.
Somit bieten digitale Entwicklungen dieser Art den Unternehmen auch eine echte Chance bei der Bewältigung des Fachkräftemangels, mit dem die Branche schon heute zu kämpfen hat.
In kleinen Schritten in die digitale Welt
Von der Theorie der Digitalisierung über die Forschung hin zu konkreten Produkten: Das Ergebnis der Forschungen wird auf der Ligna in Halle 14 Realität. Homag zeigt die neuen Erkenntnisse live in Aktion – mit zwei durchgängigen und integrierten Konzepten für das Handwerk, bestehend aus verschiedenen Kombinationen von Maschinen, Hardware und Apps. Jedes Konzept bietet unterschiedliche Schwerpunkte – und jeder Betrieb kann die für ihn passenden Komponenten und digitalen Produkte wählen. (cn/Quelle: Homag, Hendrik Albers, Produktmanager Digital Factory)
Halle 11, Stand D88
Halle 14
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