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35 Kubik Heimat

Forschungsprojekt der Technischen Hochschule Rosenheim
35 Kubik Heimat

Wie viel Raum braucht ein Mensch zum Leben? Diese essenzielle Frage unserer Zeit haben 19 Innenarchitekturstudierende des 6. Semesters im Frühling 2017 in den Raum geworfen, in ihre Facetten, Strukturen und Elemente zerlegt und ihr eine Form gegeben. Entstanden ist ein mobiler Raum voller Möglichkeiten, in den man sich zurückziehen und entfalten kann.

Julia Hauch

Um ein Haus zu sein, das keine Baugenehmigung benötigt, muss man kleiner sein als 10 m². Man braucht für den Transport Räder und muss sich in seinen Abmessungen an die Straßenverkehrsordnung halten. Aber auch für den ruhenden Verkehr allen Regularien entsprechen. So weit, so rechtlich. Doch wie muss man sich anfühlen, um ein Wohn- und Lebensraum zu werden? In der Konzeptphase entwickelten sich drei essenzielle Begriffe, die den Entwurf in jeder Dimension prägen: Modularität, Gemütlichkeit und Kommunikation.

Innen und Raum

Betritt man das 35 Kubik Heimat, zeigt sich zunächst ein leerer Raum. Ein leerer Raum, der dennoch alles hat, was man zum Leben braucht. Ganz zauberhaft versteckt in doppelten Böden und Wänden. Nur ein grafisches Muster aus schwarzen Schattenfugen verweist auf all die Wohnfunktionen, die hinter Türen, Klappen und Schüben geduldig auf ihren Einsatz warten.

So eröffnen sich hinter der Wand Griff für Griff eine Küche mit Spülbecken und Stauraum sowie ein Bad mit Dusche und Toilette. Und wenn es zu Tisch geht, verbirgt sich dieser still und heimlich im Boden, zusammen mit Bänken, einem Bett, der Technik und weiterem Stauraum. Ein multifunktionales Raummöbel, das seine Wirkung erst durch die Benutzung entfaltet.

Außen und Wirkung

Umhüllt mit einer Aluminium-Lochblechfassade wird die kubische Form in einer abstrakten Grafik aus gefalteten Flächen aufgelöst. Gleich einer kunstvollen Camouflage, die für ein leises Verschwimmen zwischen den Welten sorgt – zwischen öffentlich und privat. Eine transluzente Wand aus Polycarbonat bildet auf einer Seite den Abschluss der Fassade. So wird der Raum mit Tageslicht durchflutet und dennoch vor Blicken geschützt. Eine klappbare, modulare Treppe ist gleichzeitig Zugang, Sitzmöbel als auch Terrasse. Eine Zwischenwelt, bevor man durch eine raumhohe doppelflügelige Tür tritt und das Innenleben für sich erschließen kann.

Konstruktion und Autarkie

Leicht, beständig und warm soll das Tiny House sein und wirken. Deshalb wurde es als Holzrahmenkonstruktion aus Fichte realisiert, deren Zwischenräume mit nachhaltiger Holzwolle gedämmt sind. Als geölte Dreischichtplatten verleiht das heimische Nadelholz auch dem Innenraum eine warme, geborgene Atmosphäre – gleich einer Holzschatulle voll lebenswahrer Schätze. Doch selbst ein Raum voller Gedankenfreiheit hat Bedürfnisse wie Notwendigkeiten. Vier eigene Photovoltaikmodule auf dem Dach erzeugen genügend Strom für Licht, warmes Wasser und das Laden des Mobiltelefons. Die Sumpfpflanzen auf dem Dach sehen nicht nur hübsch aus, sondern sorgen für eine eigene Grauwasseraufbereitung und filtern das Wasser, das zum Duschen und Geschirrspülen gebraucht wird. Schwarzwasser fällt nicht an, da es eine Trenn-Komposttoilette gibt. Zusätzlich wird Regenwasser in den Kreislauf eingespeist und überschüssiges Wasser über einen Überlauf wieder abgeführt. Je nach Jahreszeit und gewünschtem Wärmeeintrag kann sich das Tiny House der Sonne zu- oder abwenden. Also grüne Freiheit hoch drei.

Tiny House und Bewegung

Nach der Entwurfs- und Planungsphase wurde das 35 Kubik Heimat in einem einwöchigen Workshop zusammen mit dem Baumbaron, einem Spezialisten für besondere Baum- und Holzhäuser, im Maßstab 1:1 umgesetzt. In dieser Form rollte es drei Monate nach Projektbeginn auf den Bauhaus Campus nach Berlin, um gemeinsam mit Architekten, Gestaltern sowie Geflüchteten ein Jahr lang neue Wege in der Bildungs- und Baukultur zu erdenken und erproben. Denn erst das Umsetzen und Erleben räumlicher Situationen macht den Prozess des Entwerfens eines menschlichen Handlungsraums greifbar und neue gestalterische wie technische Ansätze über einen längeren Zeitraum überprüfbar.


Zusatz-Info

Innenarchitekturstudium

Die praxisnahen Studiengänge der Technischen Hochschule Rosenheim, Fakultät Innenarchitektur, Architektur und Design, orientieren sich über ihre Grundlagenfächer und ihre Projekte an den Anforderungen gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen und bieten gleichzeitig genügend Spielraum für experimentelle Studien und Forschung.

Vertiefungsfächer erlauben eine individuelle Ausrichtung des Studiums nach den eigenen Interessen. Die zur Fakultät gehörigen Werkstätten für Holz, Metall und Modellbau bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Projektarbeit und sind zentraler Bestandteil der Rosenheimer Studiengänge.

www.th-rosenheim.de

www.innenarchitektur.fh-rosenheim.de

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