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Wie eine Familie

Die Meisterschule Ebern wird 30 Jahre
Wie eine Familie

Sie sei „mit großem Weitblick geplant“ – das sagt Schulleiter Dr. Oliver Dünisch heute über die Meisterschule Ebern. Was Dieter Stojan vor 30 Jahren mit „wildem Einsatz“ und viel Herzblut aus der Taufe hob, ist heute eine feste Größe in der Meisterschulen-Landschaft geworden.

Autorin: Regina Adamczak
Fragt man die Schüler, warum sie sich für Ebern entschieden haben, kommt zuerst „der gute Ruf“ als Antwort. Auf Empfehlung sind viele gekommen, aber auch weil sie von der kostenlosen dreisemestrigen Vollzeit-Ausbildung profitieren wollen. Als Pluspunkte werden das direkt angeschlossene Wohnheim mit 19 Plätzen und die unschlagbar günstigen Lebenshaltungskosten in Franken aufgezählt. Alles andere lässt sich gar nicht so einfach in Worte fassen: „Es ist sogar noch besser, als ich es mir vorgestellt habe“, sagt einer. „Mir gefällt die offene Atmosphäre.“ Und: So schön familiär sei es. „Klein, aber fein“, bringt es ein anderer auf den Punkt.

Fragt man die Lehrer, warum die Meisterschule anfangs fast überrannt wurde und heute – auch bei allgemein rückläufigen Meisterausbildungszahlen – eine weiterhin gute Auslastung aufweist, sind die Antworten unterschiedlich. „Vielleicht waren wir einfach gut“, sagt Dieter Stojan rückblickend mit einem Augenzwinkern. „Ein großer Vorteil ist, dass die Schüler die Werkstatt auch in ihrer Freizeit nutzen dürfen“, meint Willi Brokbals, der von Anfang an als Werkstattlehrer dabei ist. Das sei wichtig, weil die Defizite heute meist im Praktischen liegen und von den im Lehrplan vorgesehenen Werkstattstunden nicht aufgefangen werden können. „Üben, üben, üben …“, rät er den angehenden Meisterschülern. Aber: „Wir lassen auch den Spielraum, damit sich jeder das nehmen kann, was er braucht.“ Denn: „Die wollen auch mal Blödsinn machen“, sagt er schmunzelnd.
Jeder soll sich optimal entfalten
Halla Kondler, mittlerweile stellvertretende Schulleiterin, ist es wichtig, die Schüler dort abzuholen, wo sie stehen: „Wir sind keine Eliteschule“, sagt sie. „Die Schüler haben ganz unterschiedliche Vorkenntnisse und es gibt viel Gesprächsbedarf.“ Ein gutes Miteinander und gegenseitiges Vertrauen ist die Basis, auf der der Schulalltag gelingt. „Wir Lehrer investieren viel Zeit, damit jeder Schüler sich im Rahmen seiner Möglichkeiten optimal entwickeln kann“, sagt Dr. Oliver Dünisch. Die gute Nachricht: In der theoretischen Prüfung fällt so gut wie niemand durch.
Dem studierten Holzwirtschaftler ist es wichtig, dass die Ausbildung praxis-, aber auch zukunftsorientiert ist. Er greift deshalb immer wieder aktuelle Themen wie 3D-Druck oder die CO2-Bilanz von Möbeln auf. Zur Zeit stehen bunte Kuben im Klassenraum – eines der Projekte, die fächerübergreifend stattfinden. Denn handlungsorientierter Unterricht ist ein Ziel, das nicht immer einfach zu realisieren ist: Zum einen sind Lerninhalte vom Lehrplan vorgeschrieben, zum anderen ist der Erklärungsbedarf größer geworden. „Früher konnte beispielsweise jeder an die Kreissäge gehen und losarbeiten“, sagt Willi Brokbals. „Heute fehlt nur noch an der Bandsäge eine digitale Steuerung.“ Und er fügt lachend hinzu: „Früher war auch jedes Problem an einer Maschine mit einem Hammer zu lösen. Heute muss man die Software verstehen.“ Der engagierte Lehrer verbringt viel Zeit in der Werkstatt. Die Arbeit macht ihm nach wie vor Spaß. Er lernt immer wieder gerne dazu, freut sich an seinen Schülern, schlägt aber auch manchmal die Hände über dem Kopf zusammen, wenn er sie ohne Sicherheitsvorrichtungen an den Maschinen arbeiten sieht. Dann atmet er tief durch: „Ich bin gelassener geworden.“
Starker Zusammenhalt
Das Lehrerkollegium versteht sich als Team. So sagt zum Beispiel Dr. Oliver Dünisch: „Da ich keine handwerkliche Ausbildung habe – was ich manchmal schade finde – , suche ich oft den Rat der Werkstattlehrer.“ Auch sonst herrscht der Team-Gedanke. Nicht nur bei den Lehrern. „Uns ist es wichtig, dass die Schüler in Gruppen arbeiten.“ Das Lernen sei dadurch einfacher und es stärke den Zusammenhalt. „Viele Meisterschüler halten den Kontakt zu ihren Kollegen auch über die Schulzeit hinaus.“
Für ein gutes Miteinander war und ist auch der „Hausl“ zuständig. Als Gerhard Bayer, der als Hausmeister von Anfang an dabei war, jetzt in den Ruhestand ging, konnte er seinen Nachfolger Florian Schmitt noch einarbeiten, sodass ein reibungsloser Übergang gewährleistet war. „Die Schüler waren meine Herzschrittmacher,“ sagt Bayer rückblickend. Und das Hausmeisterzimmer lädt bei Lkw mit fränkischem ABS – Leberkäsweck mit „a bissla Senf“ – immer noch zu einem ein: „Locker machen“.
Brennen für die Sache
Die Meisterschule Ebern ist 1984 als nordbayerisches Gegengewicht zu den Meisterschulen Garmisch und München entstanden. Dieter Stojan erinnert sich: „Anfangs saßen wir in manchen Räumen auf dem nackten Fußboden.“ Der Oberstudienrat spricht vom „Experiment Meisterschule“. Eine Struktur gab es nicht und schon gar keine Seele, die das Haus erfüllte. „Mir war es wichtig, die Schule als Ganzes zu denken, als Einheit.“ Was tut dem Menschen gut? war eine zentrale Frage, die Dieter Stojan beantwortet wissen wollte. Und so packte er es an. Mit „wildem Einsatz“, wie er heute sagt, und mit viel Freude. Das „Brennen für die Sache“ war etwas, das er auch seinen Meisterschülern mitgeben wollte, und es ist etwas, das man in der Meisterschule noch heute spürt. Und so gilt wohl immer noch, was Johannes Niestrath, damals angehender Meisterschüler und heute Redakteur beim dds, in den 90er-Jahren formulierte: „Ich habe mich an der Wohlordnung und der persönlichen Handschrift in Schule und Wohnheim erfreut. Es entstand der Eindruck einer mit großer Verantwortung und aus persönlichem Engagement geführten Schule. Diese wahrnehmbare Intensität zeichnet die Meisterschule Ebern unter den Schulen aus, die für mich in der engeren Wahl waren.“ I

Welche Meisterschule soll es sein? „Setzen Sie sich zwei Tage in den Unterricht“

Wer sich überlegt, ob er auf diese oder jene Meisterschule gehen soll, dem rät Schulleiter Dr. Oliver Dünisch: „Damit Sie sich schon vorab in den Schulalltag einfühlen können, nehmen Sie sich die Zeit und setzen Sie sich für zwei Tage in den Unterricht, reden Sie mit uns und mit den Meisterschülern. So erleben Sie live, was die Meisterschule Ebern zu bieten hat. Es ist wichtig zu wissen, dass wir nur deshalb kostenlosen Unterricht anbieten können, weil wir – wie auch die anderen drei Fachschulen für die Meisterausbildung in Bayern – aus Steuermitteln bezahlt werden. Damit gilt aber auch eine Fachschulordnung, was z. B. bedeutet, dass jeder verpflichtet ist, regelmäßig am Unterricht teilzunehmen.
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