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Eine überzeugende Alternative

Fenster und Türen aus Eucalyptus globulus
Eine überzeugende Alternative

Der Wunsch nach heimischen Hölzern ist allgegenwärtig. Ein kritischer Blick auf die tatsächliche Herkunft und die Qualität der gängigsten „heimischen“ Holzarten macht deutlich, warum die Holzart Eucalyptus globulus aus Nordwestspanien an Bedeutung gewinnt.

Die Entscheidung, Holzfenster und -türen einzusetzen, kann von persönlichen, technischen aber natürlich auch behördlichen Gründen (hier ist beispielsweise der Denkmalschutz zu nennen) abhängen.

Nach dem Wunsch vieler Bauherren und Architekten sollen Holzfenster möglichst langlebig, wirtschaftlich günstig und im Idealfall auch noch ökologisch unbedenklich sein. Entsprechend spannend und interessant ist es, diese drei Vorgaben detailliert zu untersuchen. Nachfolgend gehen wir deshalb auf die gängigsten Holzarten, deren Herkunft sowie auch deren Vor- und Nachteile ein.
Kiefer (Pinus sylvestris), häufig aus Osteuropa, ist die am meisten verwendete Holzart und kann ohne größere Schwierigkeiten auch aus nachhaltiger Forstwirtschaft beschafft werden. Hier sollte aus ökologischen Gründen auf jeden Fall das Nachhaltigkeitszertifikat des Forest Stewardship Council (FSC) oder des Pan-European Forest Certification Council (Pan-Europäischer Forstzertifizierungsrat, PEFC) verlangt werden. Für den Einsatz von Kiefer sprechen der günstige Preis, die Verfügbarkeit aus europäischen, zertifizierten Wäldern und nicht zuletzt auch die gute Verarbeitungsmöglichkeit. Gegen den Einsatz sprechen die relativ schlechte Dauerhaftigkeit (nach DIN EN 350-2) sowie die mittlere Rohdichte in Bezug auf die mechanische Festigkeit, siehe Tabelle auf der gegenüberliegenden Seite.
Insbesondere erweist sich jedoch der sehr hohe Splintholzanteil (bis > 60 %) als problematisch, daher ist gerade bei der Verwendung von Kiefer auf einen umfassenden und sorgfältig aufgetragenen Oberflächenschutz zu sorgen.
Wenn neben konstruktiven Maßnahmen vor allem der vorbeugende Holzschutz in den Eckverbindungen penibel ausgeführt wird und das gesamte Bauteil eine Vierfachbeschichtung erhält, die im RAL-Gütezeichen zwingend für Nadelhölzer vorgeschrieben wird, ist Kiefer unproblematisch.
Allerdings ist Kiefer aufgrund der geringen Rohdichte für den Einsatz in einbruchhemmenden Fenstern oder Türen als kritisch bis schlicht nicht ausreichend einzuordnen.
Fichte (Picea abies) stammt fast vollständig aus einheimischen Quellen (Deutschland, Österreich), hat aber dieselben Nachteile wie Kiefer: geringe Rohdichte, schlechtere Dauerhaftigkeit (4–5) und hohen Harzanteil. Vorteilhaft ist allerdings die noch bessere Wärmedämmung gegenüber Kiefer.
Meranti (Red Meranti, Shorea spp.), Herkunft in der Regel aus Südostasien, hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten neben der Kiefer als wichtigste Fensterholzart im deutschen Markt etabliert. Für Meranti spricht die gute Bearbeitbarkeit und die bei entsprechender Rohdichte (> 0,50 g/cm³) bessere Resistenzklasseneinstufung. Gegen die Verwendung von Meranti spricht die Tatsache, dass diese Holzart mit FSC- oder PEFC-Zertifikat nur sehr begrenzt und schwer verfügbar ist.
Möglich ist für Malaysisches Meranti eine MTCC-Zertifizierung (Malaysian Timber Certification Council), wobei aber nach Einschätzung von namhaften Umweltorganisationen diese Hölzer „nicht vollständig und unabhängig rückverfolgbar sind“, dennoch gegenüber unzertifiziertem Holz schon einen gewissen Vorteil bieten und auch merkliche Mehrkosten verursachen. Im Hinblick auf den energieintensiven Import und die in den letzten Jahren stark abnehmende Qualität ist die Verwendung von Meranti also zunehmend kritisch zu bewerten.
Lärche (Larix spp.), Herkunft in der Regel aus Sibirien, Kanada oder Europa, wird eher selten für die Fenster- und Türenherstellung verwendet. Für Lärche spricht ebenfalls wieder die gute Bearbeitungsmöglichkeit und die gegenüber Kiefer geringfügig höhere Rohdichte. Gegen die Verwendung von Lärche sprechen unter Umständen noch nach Jahren auftretender Harzausfluss und der etwas höhere Preis. Wenn Lärche mit PEFC oder FSC-Nachweis verlangt wird, wird es deutlich kostenintensiver. Hier können teilweise Beträge auftauchen, die doppelt so hoch sind wie bei Eiche.
Eiche (Quercus spp.), in der Regel aus Europa oder Nordamerika, ist nach wie vor der Inbegriff von hochwertigem und langlebigen Holz. Für Eiche sprechen neben den guten technischen Werten (siehe Tabelle unten auf dieser Seite) auch die Verfügbarkeit mit FSC- oder PEFC-Zertifizierung.
Weitere bekannte Holzarten, die aufgrund von Nachteilen wie Verfügbarkeit, Bearbeitbarkeit und letztlich dem Preis eine untergeordnete Rolle spielen, sind beispielsweise Mahagoni, Teak oder Hemlock.
Ein echter Geheimtipp: Eucalyptus globulus
Eucalyptus globulus (Southern Blue Gum, oder auch einfach „Globulus“), Herkunft Nordwestspanien, Region Galicien, ist in Deutschland als Holz für Fenster oder Türen noch relativ unbekannt. Diese Eucalyptusart ist ursprünglich in Südaustralien oder Tasmanien heimisch, findet sich weltweit in vielen Regionen wie u. a. Brasilien, Indien, Kalifornien, Chile, Marokko, sowie europäischen Plantagen in Portugal und Spanien wieder.
Das größte europäische Anbaugebiet befindet sich in der Region Nordportugal-Galicien (küstennahe Gebiete) und umfasst etwa 1 Mio. Hektar, wobei die Globulus-Plantagen in Galizien nach den Grundsätzen nachhaltiger Forstwirtschaft unterhalten werden. Plantagen-Globulus aus Galizien ist sowohl mit dem Nachhaltigkeitszertifikat FSC als auch mit PEFC verfügbar.
Neben dem ökologischen Aspekt bietet Globulus weitere Vorteile. Besonders auffällig ist zunächst die hohe Rohdichte, die im mittleren Bereich fast 20 % über der von amerikanischer Weißeiche liegt. Die Einstufung in die Dauerhaftigkeitsklasse 1–2 (nach EN-350-2¹) ist besser als die von Weißeiche. Die Firma Laminados Villapol mit Sitz in Trabada/Prov. Lugo, Galicien, größter Hersteller von lamellierten Holzkanteln aus Globulus, hat 2006 bei der renommierten Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V., Fachabteilung Holz (Frankfurt am Main), erfolgreich die Aufnahme in die Holzartenliste erreicht (VFF Merkblatt HO.06-1:2007-11²). Globulus ist seit dieser Zeit für die Herstellung von RAL-gütegesicherten Holzfenstern und -haustüren zugelassen. Diese Zulassung gilt ausschließlich für Globulus aus Galizien/Nordwestspanien. Ideal eignet sich Globulus aufgrund seiner Härte auch für die Herstellung beispielsweise von einbruchhemmenden Elementen.
Neben den ökologischen und technischen Vorteilen ist natürlich das Preis-Leistungs-Verhältnis interessant. Eiche guter Qualität wird derzeit gegenüber Kiefer mit einem Mehrpreis von ca. 30 bis 35 % gehandelt, Globulus dagegen nur mit knapp 20 %.
Der Nachteil von Globulus betrifft im Wesentlichen die Herstellung: Durch seine spezifischen Eigenschaften (siehe auch Tabelle unten) ist es schwierig zu bearbeiten. Es wird als werkzeugstumpfend eingestuft, Wartungsintervalle von Maschinen und Werkzeugen verkürzen sich gegenüber weicheren Hölzern merklich, höhere Fertigungskosten sind die Folge. Fensterbauer, die nur auf Massenproduktion ausgerichtet sind, lehnen daher die Verarbeitung von Globulus, teilweise allerdings unter fadenscheinigen Gründen, ab.
In Galicien selbst gibt es Globulus schon seit dem Ende des vorletzten Jahrhunderts. Anfänglich wurde es für Grubenholz, Eisenbahnschwellen, Weinfässer etc. verwendet. Mitte des letzten Jahrhunderts wurden dann anstelle von traditionellem Kastanien- oder Kiefernholz erste Fenster aus Globulus gefertigt. Deutlich früher wurden ganze Dachunterkonstruktionen aus diesem Holz angefertigt, mittlerweile werden auch Tragkonstruktionen aus Globulus-Leimbindern erstellt.
Auch für Innenböden, Treppen und Innentüren kann dieses sehr dekorative Holz problemlos eingesetzt werden. Als besonders herausragendes Beispiel der Möglichkeiten von Globulus gilt das Globulus-Haus vom Geschäftsführer der Villapol-Gruppe, Ramón Villapol. Das Haus mit seinen ca. 190 m² Wohnfläche wurde in Holzständerkonstruktion errichtet, verzichtet vollkommen (!) auf Befestigungen aus Metall und besteht aus ca. 230 m³ Globulus (siehe Foto unten auf dieser Seite. Der Bauherr ist sehr konsequent gewesen: Die Innen- und Außenböden, Wände, Treppen, Fenster, Türen und auch Bäder sind – bis auf wenige Ausnahmen – allesamt aus Globulus errichtet worden.
Eucalyptus gibt es in vielen Arten, einige davon wurden vom Verband der Fenster- und Fassadenhersteller (VFF) in Zusammenarbeit mit anderen renommierten Instituten auf ihre Eigenschaften umfangreich und systematisch untersucht. Die Ergebnisse wurden im Merkblatt H0.06-1:2007-11 entsprechend veröffentlicht. Hierzu zählen die Arten Eucalyptus grandis, E. delegatensis sowie Eucalyptus globulus. Bei Grandis und Delegatensis sind die Rohdichten positiv zu bewerten, ein deutlicher Nachteil gegenüber Globulus ist jedoch die Einstufung lediglich in die Resistenzklasse 3–4 (nach EN 350-2).
Unterm Strich eine überzeugende Alternative
Eucalyptus globulus („Globulus“) aus Galizien ist eine überzeugende Alternative zu den bislang in Deutschland verwendeten „heimischen Hölzern“. Die positiven Prüfergebnisse, die Verarbeitungserfahrungen der letzten Jahre und unzählige begeisterte Schreiner, Architekten und Bauherren sind klare Signale einer stetig steigenden Verbreitung vom Geheimtipp „Globulus“. ■
¹ EN 350-2 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten (Teil 2: Natürliche Dauerhaftigkeit von Vollholz), Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit ausgewählter Holzarten mit besonderer Bedeutung in Europa.
² Der Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V. hat eine überarbeitete Fassung der bekannten „Holzartenliste“ (VFF Merkblatt HO.06) herausgegeben. Dieses Merkblatt wurde vom Fachgremium zur Holzartenliste überarbeitet, um den Angeboten ungeeigneter Holzarten und dem Wildwuchs mit Fehlnamen entgegen zu wirken. Es ersetzt die Vorgängerausgabe vom Juli 2004 und trägt jetzt den Titel „VFF Merkblatt HO.06-1, „Holzarten für den Fensterbau – Teil 1: Eigenschaften, Holzartentabelle“. Damit wurde das Merkblatt in die neue Merkblattreihe des VFF zu Holzarten für den Fensterbau integriert.
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