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Energiewende 2020 – Chancen für die Branche

ift Rosenheim: Energie sparen und gewinnen
Energiewende 2020 – Chancen für die Branche

Moderne Fenster und Fassaden nehmen wichtige Schlüsselfunktionen für den Aufbruch in ein neues Energiezeitalter ein. Sie reduzieren nicht nur den Energiebedarf, sondern bieten durch ihre technischen Eigenschaften weitere Potenziale zur Energiegewinnung. Im folgenden Beitrag erläutert Ulrich Sieberath, Leiter des Instituts für Fenstertechnik (ift) in Rosenheim, welche Herausforderungen und Chancen auf die Branche zukommen.

Die Energiewende ist in aller Munde. Getrieben durch die tragischen Ereignisse in Fukushima ist es nicht nur ein politisches, sondern auch ein von der Bevölkerung getragenes Bedürfnis, sich von der Atomenergie zu verabschieden. Gestärkt wird die öffentliche Meinung ebenfalls dadurch, dass das Abschalten von Kernkraftwerken oberflächlich wohl keine Auswirkungen hat – für die Bevölkerung hat sich aus dem Abschalten alter Meiler zunächst keine Veränderung ergeben.

Etwas genauer betrachtet steht dahinter jedoch eine Herausforderung von historischem Ausmaß. Die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands als Industriestandort ist von der sicheren Verfügbarkeit günstiger Energie abhängig. So haben die bereits heute eingeleiteten Veränderungen dazu geführt, dass wir vom Energielieferanten zum Energieimporteur und damit abhängig von der Gunst unserer Lieferanten geworden sind.
Noch diffiziler wird die Aufgabe bei der Betrachtung der ehrgeizigen klimapolitischen Ziele für 2020 (siehe Bild 1). Ein vollkommen falscher Ansatz ist deshalb das als Übergangstechnologie verkaufte Konzept zusätzlicher fossiler Brennstoffträger – also Kohle, Gas und Öl zur Stromerzeugung zu verheizen. Die Förderung und der Bau weiterer und neuer Kohlekraftwerke erinnern damit mehr an den fossilen Ansatz der 80er Jahre. Ein Hoffen auf Lösungen durch die großen Energieversorger scheint auch vergebens. Die Förderung von strombetriebenen Energieerzeugern und Elektromobilität werden außerdem dazu beitragen, dass ein tragfähiges Konzept vonnöten ist.
Der Energiebedarf zur Beheizung und Beleuchtung der Gebäude spielt bei den ganzen Betrachtungen eine Schlüsselrolle; so verbrauchen sie immerhin ca. 40 % und damit den Löwenanteil. Dies ist allgemein bekannt, scheint aber als wesentliches Instrument zur Lösung des Problems politisch immer noch nicht den notwendigen Stellenwert zu bekommen: so z. B. in der aktuellen Diskussion um steuerliche Vergünstigungen im Rahmen der Gebäudesanierung oder bei der Mittelbewilligung für entsprechende Förderprogramme. Selbst bei einer angestrebten Verdopplung der Sanierungsquote werden die Potenziale nicht ausgeschöpft.
Die dafür notwendigen Mittel und Forderungen wurden verschiedentlich von der Fenster-, Türen- und Fassadenbranche formuliert. Es bleibt nur zu hoffen, dass ein schnelles und zügiges Handeln die notwendigen Randbedingungen für die Unternehmen bietet. Die Vergangenheit zeigt, dass die Erfolge beachtlich sein können: so seit 2006 mit Einführung der KfW-Programme, wodurch ein Investitionsvolumen von 75 Milliarden ausgelöst wurde. 40 % aller Neubauten sind KfW-gefördert und die Schaffung von 340 000 neuen Arbeitsplätzen war damit verbunden. Je gefördertem Euro wurde dabei im Schnitt eine Investition von acht Euro ausgelöst.
Entwicklung und Bauweisen
Als wesentliches Instrument ist, neben der Förderung nach dem Motto „Anreize statt Zwang“, die auf Grundlage der Energy Performance Building Directive zu überarbeitende Energieeinsparverordnung EnEV. Auch wenn aktuelle Informationen zur nächsten EnEV-Verschärfung zurzeit noch nicht vorliegen, so weist das Motto „EnEV folgt Förderung“ eine grobe Richtung. Wurden immerhin 40 % aller Neubauten nach KfW ausgeführt und damit im Regelfall mit UW-Werten von 1,1 (neuerdings 0,95), so zeigt dies einen gewissen Entwicklungsrahmen. Es äußert sich auch im Rahmen der Entwicklung und Prüfungen der Bauteile der Fenster- und Fassadenhersteller, gut gespiegelt in aktuellen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften. Insgesamt bleibt festzustellen, dass mit der zurzeit verfügbaren Technologie, vor allem im Bereich der Verglasungen, eine technisch sinnvolle und realisierbare Grenze erreicht wurde. Um also künftigen Bauweisen gerecht zu werden, müssen weitere Potenziale der Bauteile zur Reduzierung der Energieverbräuche und damit zur Energiegewinnung ausgeschöpft werden.
Die Entwicklung zum Plus-Energie-Haus zeigen auch aktuelle Studien, so der Prototypen-Bau (gefördert vom BMVBS) nach dem Motto „Plus-Energie-Gebäude – die Garage wird zur Tankstelle“. Hierbei kann und muss die gesamte Wirkungsweise des Bauteils im Vordergrund stehen, also weg von der Reinbetrachtung des U-Werts hin zur gesamtenergetischen Betrachtung mit Lüftungsverlusten, Zugewinn durch solare Einstrahlung über großflächige Verglasungen, Nutzung von Speichermassen, Reduzierung von Kühllasten durch geeignete Konstruktion und Beschattung, wie bereits 2008 auf den Rosenheimer Fenstertagen gefordert (siehe Bild 2).
Als nicht einfach zu handhaben stellt sich vor allem der Nutzereinfluss der Eigentümer und Hausbewohner heraus. Nur mit einer zeitgemäßen und angepassten Gebäudeautomation lassen sich Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz im Gebäude der Zukunft umsetzen. Energiefluss, regeltechnische Optimierung und Transparenz sind notwendig. Technisch lassen sich sinnvolle und notwendige Steuerungskonzepte entwickeln. Unsere eigene Erfahrung zeigt aber, dass dies oft an den individuellen Bedürfnissen und an der Akzeptanz der Nutzer scheitert. Sind wir als Nutzer bereit, den Weg in die Zukunft mitzugehen?
Auf die richtige Kennzeichnung kommt es an
Um Fehlentwicklungen zu vermeiden, ist es notwendig, die energetischen Kenngrößen der Produkte richtig darzustellen und zu vermarkten. Hierbei müssen alle Verbräuche und Zugewinne im richtigen Verhältnis in die Bewertung einfließen – die energetische Charakterisierung der Bauteile ist daher sehr komplex. Es werden dennoch nutzerfreundliche Systeme benötigt, um den Aufwand dafür zu minimieren. Um diesen Missstand zu ändern, fordert die EU-Kommission die Entwicklung eines Energy Labels für Fenster, damit die Vorteile eines Fenstertauschs deutlicher werden, und das riesige energetische Einsparpotenzial genutzt werden kann. Ein Beitrag hierzu liefert das vom ift vorgestellte neue „Energy Label“, das zunächst noch in einer Versuchsphase der Branche angeboten wird (Bild 4).
Nachhaltigkeit, Umwelt und Qualität
Die Unternehmen produzieren nicht nur die für die Energieverbräuche der Gebäude so wichtigen Bauteile, sondern sind selbst auch Energieverbraucher im Rahmen der Herstellung der Produkte. Durch ein gutes Energiemanagement im Betrieb lassen sich jährliche Einsparungen und Vergünstigungen generieren, die bis in den 5-stelligen Euro-Bereich reichen können.
Betrachtet man die Forderungen aus Umwelt-, Energie- und Qualitätsmanagement genauer, so verbirgt sich dahinter ein großer Teil gemeinschaftlicher Aufgaben mit einzelnen Schwerpunkten der Systeme. Es zeigt sich aber auch deutlich, dass die Zukunft in Managementsystemen und dem Managen der Prozesse gilt. Mit integrierten Systemen kann dies auch für ein Handwerksunternehmen transparent gestaltet und wirtschaftlich anwendbar gemacht werden. Hierbei dürfen jedoch auch klassische Themen zur Qualität nicht vergessen werden. Der Schadensbericht des ift 2010, der auch auf den Fenstertagen vorgestellt wurde, zeigt, dass neben den typischen Beanstandungen und Mängeln neue Themen hinzukommen (Bild 5).
Europa beeinflusst unser Handeln immer mehr
Aktuell steht für die Baubranche und damit auch für die Branche der Fenster-, Türen- und Fassadenhersteller die neue Bauproduktenverordnung an. Sie tritt in ihren wesentlichen Elementen zum Juli 2013 in Kraft und beinhaltet Neuerungen, die bereits heute diskutiert werden müssen, und deren Einführung einer sorgfältigen Vorbereitung bedarf.
Zu beachten ist vor allem, dass der Verbraucherschutz bei der Gestaltung der neuen Verordnung wesentlich mehr Beachtung gefunden hat. Die vom Hersteller abgegebene Leistungserklärung muss deshalb nicht nur aus Sicht der notwendigen CE-Kennzeichnung, sondern auch aus der vertrags- und zivilrechtlichen Bedeutung heraus bewertet werden. Bereits heute (vergl. auch die Auswertung der Schadensfälle und Gutachten) nehmen Streitfälle um nicht erreichte Leistungsmerkmale – vor allen Dingen bei energieverbrauchsrelevanten Kenngrößen, aber auch sicherheitsrelevanten Aussagen – einen breiten Raum ein. Die sichere Erfüllung der „versprochenen“ Leistung in der Leistungserklärung sowie die damit verbundene Rückverfolgbarkeit von vor allen Dingen sicherheitsrelevanten Bauteilen des Produktes bedürfen der gründlichen Diskussion und Vorbereitung.
Zusammenfassung
Die Zukunftsperspektiven sind besser denn je. Die Qualität der Produkte, der hohe technische Anspruch und die zukünftige ganzheitliche Betrachtung auf dem Weg zur Energiegewinnung – passiv oder aktiv – mit Fenstern und Fassaden stellen neue Herausforderungen dar.
Technische Leistungsmerkmale werden immer bedeutender: die zugesicherte Leistung der Produkte mit immer höheren Anforderungen im Fokus der Verbraucher, aber auch unter dem Gesichtspunkt der neuen Bauproduktenverordnung unter Aufsicht der Gesetzgebung.
Auf diesem Weg sind noch viele technische Grundlagenarbeiten notwendig, wie z. B. das Herausarbeiten akzeptabler Funktionsweisen mechatronischer Bauteile unter Beachtung von Komfort und Nutzungswünschen, aber auch Nutzerakzeptanz, Umorganisation der internen Strukturen der Betriebe, um künftigen Forderungen nach Energiemanagement, Nachhaltigkeit und Umweltmanagement und den gehobenen Qualitätsansprüchen komplexer Bauteile gerecht werden zu können. Vor allem unter dem Gesichtspunkt eines guten Marktes mit gestiegenen Stückzahlen, aber auch mit steigendem Druck von Billigprodukten – auch aus dem Ausland – müssen Qualität und Zuverlässigkeit in der Erklärung der Leistung der Produkte im Vordergrund stehen. ■
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