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Fensterbefestigung: TSD bringt neues Regelwerk auf den Markt

TSD bringt neue Befestigungsschrift auf den Markt
Fenster richtig befestigen

Bei der Fensterbefestigung wird sich in der Regel auf die gängige Praxis berufen. Diese wird jedoch zunehmend hinterfragt. Die neue Fachschrift von Tischler Schreiner Deutschland (TSD) bietet zahlreiche Befestigungssituationen, statische Nachweise und sorgt für Klarheit im Montage-Dschungel. Ralf Spiekers

Die Allgemein Technischen Vertragsbedingungen (ATV) DIN 18355 beschreiben hinsichtlich der Befestigung, dass Fenster aufzulagern und umlaufend zu befestigen sind. Sie spricht hier nicht von einer Verankerung, die nachzuweisen ist, präzisiert aber leider nicht, was eine ordentliche Befestigung ist. Diese Lücke wurde vom Leitfaden zur Montage geschlossen. Hier ist formuliert, dass Aluminium- und Holzfenster einen maximalen Befestigungsabstand von 800 mm und bei Kunststofffenstern maximal 700 mm aufweisen dürfen. Als allgemein anerkannte Regel der Technik war diese Formulierung lange hilfreich.

Sollen aber große Fenster montiert werden, führt im Einzelfall diese Regelung zu kritischen Fragestellungen auf der Baustelle. Durch den verstärkten Einsatz von Rollladenkästen führt dies praktisch dazu, dass nicht umlaufend befestigt wurde. Konsolen, wie sie auch im Leitfaden zur Montage beschrieben sind, wurden eher weniger eingesetzt.
Mit dem Erscheinen der harmonisierten Norm DIN EN 14351-1 wurde das Bewusstsein verstärkt, dass Leistungseigenschaften eines Produktes deklariert werden müssen. Die Anforderungen hingegen sind objektspezifisch, z. B. nach DIN 18055 zu ermitteln. Zwischen der Leistung des Fensters und der Anforderung steht die Eignungsfrage. Dies gilt auch für die Befestigung.
Mit dem Erscheinen des Montageleitfadens 2010 geriet die Thematik der Befestigung erstmals in den Fokus. Neben der Windlast, die auf die umlaufenden Befestigungsmittel verteilt wurden, galt es, die immer größeren Flügelgewichte zu berücksichtigen. In der Praxis zeigten sich häufig „ausgenuschelte“ Befestigungspunkte im Mauerwerk, die teilweise auch zum Funktionsverlust des Fensters führten. Diesem Umstand hat man mit Erscheinen der goldenen Fassung im Jahr 2014 Rechnung getragen und den Standardfall beschränkt. Der Sonderfall 1 war geboren.
Handwerklicher Regelfall
Tischler Schreiner Deutschland hat die Brisanz des Sonderfall 1 erkannt und mit der vorgelegten Systemstatik einen handwerklichen Regelfall definiert. Dieser Regelfall basiert auf Nachweisen, die als Ergebnis die Auslastung des gewählten Befestigungsmittels liefern. Damit werden Teile des Standardfalls, als auch Teile des Sonderfalls 1 abgedeckt. Damit soll der Leitfaden zur Montage nicht ersetzt werden, aber für eine große Anzahl von Montageaufgaben liefert der handwerkliche Regelfall positive Tabellenwerte. Diese berechneten Tabellen sind in ihrer Aussage genauer.
Die neue Systemstatik basiert auf derzeit 18 verschiedenen Typen, die die statisch relevanten Sachverhalte abbilden. Jeder Typ ist durch die Position der Verbindung sowie durch die Position im Mauerwerk bestimmt. Auf Basis dieser Typen, die in der Regel auf einem Drehkippflügel basieren, wird gegebenenfalls das tatsächlich zu befestigende Fenster zusammengesetzt. Daher sind diese Tabellen, die auf den jeweiligen Typen basieren, häufig nicht nur einzeln, sondern kombiniert anzuwenden.
Vorgehensweise anhand eines Beispiels
Ein einflügeliges Drehkippfenster soll vor der Laibung befestigt werden. Laut Handlungsanweisung ist erst die Lastabtragung bzw. die Befestigung unten (Typ 7) zu planen. Diese nimmt die gesamte Gewichtskraft des Elementes auf. Dann kann basierend auf Typ 8 (Befestigung umlaufend), Typ 9 (Befestigung auf drei Seiten, z. B. bei Fenstern mit Rollladen) oder Typ 16 (Befestigung umlaufend mit Zusatzbefestigung oben) die richtge Befestigung gewählt werden.
Unter Nutzung der Tabellen (hier 7, Typ 7) kann für den unteren Anschluss, der auch die Gewichtskraft aufnimmt, sowohl eine gekröpfte oder auch gerade Lasche, hier in Stahl S235JR mit 60 x 10 mm dimensioniert werden. Für die Verwendung der geraden Lasche ist zu beachten, dass der Rahmen selbst mit einer Schraube (d = 8 5.6), die ein Moment aufnehmen muss, zu befestigen ist. Sofern die Breite des Elementes bzw. der Abstand der beiden unteren tragenden Laschen die allgemein anerkannten Regeln des Leitfadens zur Montage überschreitet (max. 800 oder 700 mm Befestigungsabstand), sind zwischen diesen Punkten weitere Laschen notwendig. Diese können dimensioniert werden, wie eine seitliche Lasche, deren Maximalmaße z. B. aus der Tabelle 8–8 entnommen werden können.
Die Auflösung der Tabellen hinsichtlich maximaler Größen in Breite und Höhe sind übrigens bewusst gewählt worden. Es geht nicht darum, große Einflügler zu bauen. Die Tabelle kann gleichzeitig herangezogen werden, um bspw. einen schlanken Zweiflügler bis 2 m Breite nachzuweisen. Alternativ können Zweiflügler in Stulp- oder Pfostenbauweise auch aus zwei Einflüglern zusammengesetzt werden. Die entsprechende Vorgehensweise ist im Abschnitt sechs der Systemstatik beschrieben. Die Systemstatik erlaubt es auch, Fensterbänder nachzuweisen.
Wo liegt der Mehrwert der Systemstatik?
Betrachtet man die Abgrenzung zwischen Standardfall und Sonderfall 1 genauer, indem man z. B. ein Fenster in der Laibung hinsichtlich möglicher Höhen und Breiten analysiert, so stellt man fest, dass viele Formate über das Höhen- und Breitenverhältnis, aber auch über die 2,2 m2-Regel für Flügel aus den allgemein anerkannten Regeln der Technik herausfallen.
Für die Vorwandmontage (Sonderfall 1), ist der Zusatznutzen noch größer. Hier ist jeder Nachweis aus der Systemstatik ein Gewinn. Aber eines muss auch klar sein: Berechnungen machen aus schlechten Wänden keine tragfähigen Untergründe. „Fenster richtig befestigen“ kann im TSD-Onlinshop (für 42,50 Euro Innungsmitglieder bzw. 85,00 Euro Nicht-Innungsmitglieder inkl. MwSt., zzgl. Versand) bezogen werden.

Der Autor
Ralf Spiekers ist Abteilungsleiter Technik, Normung und Arbeitssicherheit bei Tischler Schreiner Deutschland
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