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Feuchteschäden am Holzfenster vermeiden

Ursachen und Lösungen für Kondensat im Glasfalz
Feuchteschäden am Holzfenster vermeiden

Mit der Entscheidung für ein Holzfenster wird in der Regel ein Versprechen von Wertigkeit und Qualität verbunden. Umso ärgerlicher, wenn dieses Qualitätsversprechen durch Schäden im Bereich des Glasfalzes gebrochen wird. Der Sachverständige und Schreinermeister Marc Schütt erklärt, wie sich das Qualitätsversprechen halten lässt.

Camillo F. Kluge

Insbesondere bei nicht industriell gefertigten Holzfenstern ist Marc Schütt im Rahmen seiner Tätigkeit als Sachverständiger das Phänomen von Schäden am Glasfalz schon häufig begegnet. Das liegt an der meist üblichen Praxis, dass dort die Glasleisten nur eingelegt, verstiftet und zur Glasscheibe versiegelt werden, eine Abdichtung am Glasfalz aber nicht erfolgt. Fast immer bleibt dabei irgendwo ein kleiner, kaum erkennbarer Spalt, der über die Zeit einen Feuchteeintrag ermöglicht. „Der Glasfalz muss dicht sein“, mahnt Schütt, „schon der kleinste Spalt erhöht die Wahrscheinlichkeit von Tauwasser am Glasfalz.“

Die Erklärung dazu beruht auf relativ einfacher Physik. Dass Gebäude immer wärmedämmender errichtet werden, die Gebäudehülle innen dichter als außen sein muss, ist allgemein bekannt, ebenso, dass durch die Nutzung oder das Bewohnen eines Gebäudes Feuchtigkeit verdunstet. Diese Feuchtigkeit wird von der Luft gebunden, wodurch ein ganz feiner Wasserdampf entsteht. Den physikalischen Gesetzen folgend, strebt diese mit Wasserdampf gesättigte Luft einen Ausgleich an und es entsteht der sogenannte Wasserdampf-Diffusionsdruck. Dieser lässt sich ausgleichen, indem regelmäßig gelüftet wird oder über eine kontrollierte Lüftung mittels Lüftungssystem. Geschieht das nicht, sucht der Wasserdampf-Diffusionsdruck im schlechtesten Fall den Ausgleich durch die Gebäudehülle – hier eben gerne das Fensterelement.

Damit Schäden durch Feuchtigkeit an Holzfenstern möglichst nicht entstehen, befinden sich im unteren und im oberen Bereich der Glasfalz fest definierte Öffnungen, die ein Entweichen des Wasserdampfes oder Ablaufen des Kondensats gewährleisten sollen. Diese Öffnungen können aus runden Löchern mit min. 8 mm Durchmesser oder aus 5 x 20 mm langen Schlitzen bestehen. Zudem gibt es die Anforderung, dass die Klotzung weder Wasserabführung noch Dampfdruck-Ausgleich behindern darf. Durch Nute im Falzgrund stellen Klötze kein Hindernis dar, bei glattem Falzgrund sind Klotzbrücken erforderlich.

Doch diese Maßnahmen allein sind oft nicht ausreichend, damit sich die Diffusion ausgleichen kann. So schlägt sich dennoch Wasserdampf am Fenster nieder.

„Eine Schwachstelle bei Holzfenstern findet sich häufig in Form von Undichtigkeiten an einem Ausführungsdetail“, sagt Schütt. Als Beispiel nennt er offene Gehrungsschnitte an den Glashalteleisten oder kleine Spalte, wenn sich Glashalteleisten vom Flügel abheben. „Auf diesem Weg kann der Wasserdampf zum Glasfalz gelangen“, so Schütt. Am Glasfalz befindet sich jedoch der sogenannte Taupunkt. „Das bedeutet, dass hier der Wasserdampf kondensiert, sprich die Luft das Wasser wieder abgibt und sich Tauwasser bildet“, erklärt der Fachmann. Und das kann Schäden sowohl an der Holzkonstruktion des Flügelrahmens als auch an der Fensterscheibe verursachen.

Beim Glas ist ein solcher Schaden relativ deutlich und schnell erkennbar. Das Wasser, das sich am Glasfalz aufgestaut hat, führt zu einer erhöhten Diffusion und gelangt durch den Randverbund des Isolierglases in den Scheibenzwischenraum und beschlägt sie – die Durchsicht wird schlechter, die Scheibe wird blind. Auch eine VSG-Scheibe kann durch anhaltende Feuchte am Glasfalz Schaden nehmen. „Die Folie einer VSG-Scheibe ist hygroskopisch, sprich sie zieht und bindet Wasser zwischen den Scheiben“, so der Experte. Das kann Einfluss auf die Wirksamkeit des VSG haben. „Solche Schadensbilder zeigen sich häufig durch Blasenbildung, eine Eintrübung oder großflächige Ablösung der Folie.“ Auch wenn die heutigen Holzoberflächen sehr strapazierfähig sind, auf Dauer haben auch sie stehendem Wasser nichts entgegenzusetzen. Dann kann es zu einem Feuchteeintrag in das Holz kommen, was Fäule oder Pilze zur Folge hat, die das Holz zusätzlich beschädigen.

So lässt sich Kondensat im Glasfalz vermeiden

Ein sinnvolles Mittel, das auch seitens der Holzfenster-Industrie angewandt wird, ist das Abdichten der Glashalteleiste zum Flügel. Dass diese Ausführung als aktueller Stand der Technik bei Holzfenstern angesehen werden kann, wird bspw. im IVD-Merkblatt Nr. 10 unter Punkt 4.2 bestätigt. Da wird die Aufgabe einer Glashalteleiste mit der „Trennung von Raum- und Außenklima durch die luftdichte Anlage am Rahmen“ beschrieben. Den gleichen Wortlaut nutzt auch das ift Rosenheim.

In der Holzfenster-Industrie wird dazu häufig ein Dichtungsprofil genutzt, das an einer umlaufenden Nut eingesetzt wird und den Spalt zwischen Glashalteleiste und Fensterrahmen abdichtet. Besonders wichtig ist dabei, dass sich die Eckverbindungen verschweißen lassen und somit dem Wasser keine noch so kleine Lücke als Durchschlupf bieten. Alternativ kann die Glashalteleiste auch in ein Silikonbett gelegt werden, das ebenfalls den Spalt dicht ausfüllt.

Zu einem dieser Mittel sollten auch kleinere Holzfensterbauer greifen, um spätere Feuchteschäden von vornherein auszuschließen. Wenn man kein Freund eines Silikonbetts ist, finden sich diverse Hersteller, die spezielle Verglasungsdichtungen anbieten. Eine solche Verdichtung macht den Materialaufwand vielleicht im ersten Moment geringfügig teurer, aber wenn der Fensterbauer dadurch weniger Reklamationen oder Gewährleistungen hinnehmen muss, ist das eine Rechnung, die auf Dauer aufgeht. Denn, so Schütt: „Die Physik lässt sich nun einmal nicht bändigen. Man muss mit ihr leben und sie in der jeweiligen Konstruktion eben berücksichtigen.“


Tischlermeister Marc Schütt

Mit Sachverstand zum Erfolg

Marc Schütt ist Tischlermeister und betreibt mit seinem Vater Josef die Tischlerei Schütt in Werdohl. Seit 2018 ist er von der Handwerkskammer Südwestfalen öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger im Tischlerhandwerk. Als Sachverständiger behandelt er Branchenthemen rund um Tischlerarbeiten, Fenster, Türen oder Fassaden und auch Küchen. Mit seinem „Tischlerpodcast“ bietet er ein Wissensportal für Fachleute und Bauherren – „Wissen To Go“ in sieben Minuten.

www.sv-schuett.de


Der Autor

Camillo F. Kluge hat sich in den letzten Jahren als Redakteur bei verschiedenen Fachmagazinen in der Branche etabliert. Seit 2018 bietet er seine Fähigkeiten als Journalist freiberuflich an.

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