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Informationsaustausch per BCF

BM-Serie, Teil 6: Informationsaustausch per BCF
Gelbe Zettel für BIM-Modelle

BIM-Projekte setzen einen intensiven und koordinierten Informationsaustausch voraus. Das BIM Collaboration Format (BCF) vereinfacht die Zusammenarbeit und optimiert die Prüfung und Abstimmung von BIM-Fachmodellen.

Marian Behaneck

Holzhandwerker kennen das: Die Lage von Problempunkten im Plan einem Projektpartner am Telefon zu beschreiben, ist schwierig. Auch wenn er denselben Planstand vorliegen hat, kann es zu Missverständnissen kommen. Deshalb wurde mit BCF ein Standard geschaffen, mit dem Probleme oder Kollisionen im BIM-Modell per Mausklick inklusive der dazugehörigen Informationen angezeigt werden. BCF ist aber mehr als ein smarter „Gelber Zettel“ für BIM-Modelle …

Was ist und was kann BCF?

Das BIM Collaboration Format (BCF) ist, wie das BIM-Datenaustauschformat IFC (siehe auch BM 06/2021), ein offener, herstellerneutraler Datenstandard, allerdings nur für den digitalen Austausch von Kommentaren, Anfragen, Kollisionsberichten oder allgemeinen Informationen zu BIM-Modellen. Das BCF-Format enthält keine Modellgeometrie, sodass für den Informationsaustausch keine sperrigen BIM-Modelle hin- und hergesandt werden müssen. BCF ermöglicht damit eine flexible Abstimmung zwischen Projektpartnern, die im Rahmen von Big/Open BIM-Projekten mit unterschiedlichen Programmen an unterschiedlichen Fachmodellen arbeiten. Bei der Zusammenführung von BIM-Fachmodellen erkannte Probleme lassen sich so effizienter gemeinsam lösen, als das mit herkömmlichen Methoden (PDF-Planversand, Telefon, E-Mail) möglich wäre. BCF erkennt automatisch, welche Bearbeiter, Programme, Bauteile oder Elemente an einem Problem beteiligt sind. Das können auch mehrere Elemente sein. Erstellt der Bearbeiter einen Screenshot eines Kollisionspunktes und versendet er ihn als BCF-Nachricht an einen Projektpartner, erhält dieser in seinem Programm die Nachricht mit exakt der gleichen Ansicht des Problems.

Analysen optimieren Prozesse

Dank einer Identifikationsnummer für jedes Objekt im BIM-Modell zoomt sich das Programm automatisch auf den betreffenden Modellausschnitt ein. Man muss also nicht mehr z. B. nach einer falschen Türöffnungsrichtung im gesamten Gebäudemodell suchen. Jede BCF-Nachricht ist ebenfalls mit einer Identifikationsnummer versehen, sodass man nachverfolgen kann, wer welche Probleme gemeldet hat, welche noch ungelöst sind und welche bereits behoben wurden. Wurde ein Problem gelöst, erhalten alle Beteiligten eine entsprechende Nachricht. Auch Analysen sind möglich, beispielsweise wie viele Konflikte in einer bestimmten Zeit für welche Projekte, Gewerke, Bauteile etc. gemeldet wurden. Über die Auswertungsfunktion lassen sich Statistiken zu besonders problemanfälligen Bauteilen oder der Dauer von Problembehebungen erstellen. Nützlich ist das BCF-Format in jeder Projektphase: In der Entwurfsphase können Alternativen diskutiert und kommentiert werden, in der Werk- und Detailplanung lassen sich im BIM-Koordinationsmodell Probleme schneller gemeinsam lösen, in der Ausführungsphase kann man Einbau- und Montagehinweise oder Änderungen festhalten. Auch bei der Übergabe von AsBuilt-Modellen an den Kunden sind digitale gelbe Zettel nützlich. Das sind BIM-Modelle, die den tatsächlichen Ausführungsstand darstellen („as built“, engl. für „wie gebaut“). Damit kann man auf Änderungen oder Besonderheiten für den Gebäudebetrieb hinweisen, Wartungs- und Instandhaltungsanweisungen hinterlegen usw.

Wie läuft der BCF-Workflow ab?

BCF-Korrekturprozesse laufen wie folgt ab: Die vom Architekten, Fachplaner oder Handwerker erzeugten Fachmodelle werden vom BIM-Koordinator per IFC-Schnittstelle in ein BIM-Modellprüfprogramm importiert. Stellt er dabei manuell oder automatisch über Prüfalgorithmen Kollisionen und Probleme fest, werden daraus Protokollpunkte (sogenannte „Issues“) erstellt. Dabei wird für jedes festgestellte Problem ein eigener BCF-Eintrag erzeugt (z. B. „Konflikt zwischen Fensterflügel und Dachschräge in Raum 205“). Jeder BCF-Eintrag besteht aus einem eigenen Ordner, der in Form einer gezippten BCF-Datei mit der Dateierweiterung „BCFZIP“ gespeichert und per E-Mail an die betroffenen Projektpartner versandt wird. Diese öffnen die BCF-Datei im eigenen Programm und können die Konfliktpunkte dank automatischer Zoom-Funktion und dazugehörigem Kommentar sofort erkennen. Im nächsten Schritt lösen die Planer die Probleme direkt in ihrem Fachmodell und senden die korrigierte IFC-Version, parallel zur BCF-Datei mit einem entsprechenden Kommentar und geändertem Status (Bearbeitungsstatus, Autor, Änderungsdatum, Dringlichkeit etc.), dem BIM-Koordinator zurück. Dieser prüft die Fachmodelle erneut und setzt – sofern das Problem gelöst wurde – den BCF-Status auf „geschlossen“. Ist er mit dem Ergebnis nicht zufrieden, setzt er ihn auf „offen“ und die Korrektur beginnt erneut.

BCF-Manager verbessern den Workflow

Der Versand von BCF-Dateien zur Korrektur und Koordination ist zwar besser als der Versand von Excel-Fehlerlisten und korrespondierenden Screenshots, setzt aber Disziplin von allen Beteiligten und klare Regeln für das BCF-Management voraus. Das kann bei großen Projekten mit mehreren hundert generierten Konfliktpunkten zu einer Herausforderung werden. Deshalb wurden spezielle Lösungen für das BCF-Management geschaffen. Digitale BCF-Manager machen den manuellen Versand und die manuelle Verwaltung von BCF-Nachrichten überflüssig. Werden BCF-Manager als Plug-ins in eine BIM-fähige Software (z. B. Architektur- oder Schreiner-CAD) implementiert, lassen sich BCF-Nachrichten bequemer erstellen, filtern, abrufen und austauschen. Projektbeteiligte können damit aus ihrem individuellen BIM-Programm eine BCF-Nachricht schreiben, die simultan in einem Info-Fenster des Projektpartners erscheint und per Mausklick automatisch auf den jeweiligen Problempunkt zoomt. Damit lassen sich Probleme im BIM-Modell nahezu in Echtzeit und gegebenenfalls in Verbindung mit einem Video-Konferenzsystem bequem besprechen. Webbasierende BCF-Kollaborationsplattformen wie BIMCollab Cloud, Bimsync, BIMTrack, Revizto und andere bieten noch mehr: Damit können BCF-Nachrichten auch mit Projektpartnern ausgetauscht werden, die über keine BIM-Software und Kenntnisse verfügen, wie etwa Bauherren oder Kunden. Diese können sich einloggen, die aktuellen BIM/IFC-Modelle inklusive den BCF-Protokollpunkten anschauen und diese kommentieren.



Der Autor

Dipl.-Ing. Marian Behaneck ist freier Journalist mit den Schwerpunkten Software, Hardware und IT im Baubereich.

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