1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Wissen » Bauelemente »

Gutachters Liebling

Reklamationsgründe an Wohnungsabschlusstüren
Gutachters Liebling

An Wohnungsabschlusstüren werden hohe Anforderungen gestellt. Aber was müssen diese Elemente können, was muss bei der Beratung, der Auswahl und der Montage beachtet werden, damit zeit- und kostspielige Reklamationen vermieden werden? Wir klären auf.

Autor: Michael Bücking

Kritisch ist die Tatsache, dass die funktionsfähigen Wohnungsabschlusstüren (WAT) oftmals nicht aus einer Hand geliefert und montiert werden, sondern mehrere Firmen und Gewerke zum Gelingen des Gesamtkunstwerkes beitragen. Für den Verursacher teuer oder sogar dramatisch sind in diesem Fall Reklamationen. Bei Verstößen gegen die Landesbauordnung hinsichtlich der Brandschutzauflagen oder, noch gravierender, bei der nachträglichen juristischen Aufarbeitung eines Brandes können die Konsequenzen für den Planer oder Ausführenden schwerwiegend sein. Die Hauptgründe für Reklamationen und Streitfälle, die vom Auftraggeber aus technischen Gründen ausgelöst werden, liegen nach Erfahrungen des Verfassers primär in diesen Bereichen:

  • Schallschutz
  • Bedienbarkeit (Verzug)
  • Nach einem Einbruch, wenn eine einbruchshemmende Tür nicht fachgerecht ausgelegt oder montiert wurde.

Schallschutz ist ein wichtiger Faktor

Die beste Wohnungseingangstür wird zum Streitfall, wenn die Geräusche des Treppenhauses mehr oder weniger ungehindert in die eigenen vier Wände dringen. Die Anforderungen werden in der DIN-4109-Schallschutz im Hochbau definiert (siehe Tabelle). Am Anfang eines Streitfalls steht oftmals der subjektive Eindruck „die Tür ist zu laut“. In diesem Fall gilt die erste Überprüfung des Sachverständigen immer der Frage: Ist das richtige Türblatt mit der richtigen Schallschutzklasse verbaut? In diesem Fall ist die Bewertung noch relativ einfach, sofern eine Prüfung und der Nachweis des Herstellers vorliegen.

Objektivierbare Ergebnisse lassen sich nur mit einer aufwendigen Prüfung des Türelements im eingebauten Zustand durchführen. Werden in diesem Zusammenhang Fehler entdeckt, hat dies oftmals Konsequenzen für alle anderen eingebauten Türen in dem Objekt.

Tipp: Prüfen Sie anhand des Grundrisses, ob die Wohnungsabschlusstür unmittelbar in einen Aufenthaltsbereich führt. Bei modernen, offenen Grundrissen entfällt oftmals der klassische Flur mit einer abgrenzenden Tür zum Aufenthaltsbereich und schon besteht die Forderung nach einer Schallschutzklasse 3.

Sofern die Prüfung der Türen ergeben hat, dass die Tür anforderungsgerecht ausgelegt wurde, gilt das nächste Augenmerk der fachgerechten Montage. Hier werden die größten Fehler gemacht, meist gilt: kleine Ursache – große Wirkung.

Checkliste Türenmontage

  • Montagevorgaben der Herstellers beachten.
  • Wohnungsabschlusstüren sind schwer und erfordern in der Regel eine mechanische Befestigung an der Wand. Oft senken sich die Türfutter ab, wenn bei erhöhten Gewichten die mechanische Befestigung fehlt.
  • Prüfen Sie, ob das Türblatt überall ordnungsgemäß an der vierseitigen Dichtung anliegt (ein eingeklemmter Papierstreifen zur Prüfung gibt erste Hinweise).
  • Die Bodendichtung muss auf einer Schiene oder einem harten Bodenbelag dicht aufliegen. Ein Teppichboden oder eine Fliesenfuge verschlechtert die Schalldämmung erheblich.
  • Wurde die Tür gekürzt und die Bodendichtung nachgenutet? Zu viel Einbauluft verschlechtert den Dämmwert wesentlich.
  • Der richtige Montageschaum mit Prüfzeugnis ist vollflächig zu verwenden bzw. es sind Hohlräume mit Mineralwolle auszustopfen.
  • Die Bekleidungen vor der Wand sind durch ein geschlossenzelliges Vorlegeband (beidseitig) zu entkoppeln.
  • Die Dichtungen müssen federn und die Verformung von bis zu 4 mm ausgleichen und überbrücken können.
  • Türen müssen genau eingestellt werden.

Schallübertragung über Nebenwege (Steckdosen, Wand, Decke) sind bei der Ursachenforschung zu berücksichtigen.

Tipp: Um zu prüfen, ob eine Schallübertragung über Nebenwege stattfindet, die Türöffnung mit einer Platte und Dämmstoff abdichten und die Messung wiederholen.

Bedienkräfte werden oft vernachlässigt

Wohnungsabschlusstüren erfordern durch ihre vielfältigen Eigenschaften höhere Bedienkräfte als normale Innentüren. Der Bedienbarkeit und den Öffnungskräften kommt ein hoher Stellenwert insbesondere beim altersgerechten Wohnen zu. Bedienkräfte sollten die Klasse 2 nach der DIN EN 12217 aufweisen. Damit beträgt der Höchstwert der Schließkraft bzw. die Kraft zur Einleitung einer Bewegung 50 N. Handbetätigte Beschläge dürfen ein maximales Moment von 5 Nm bzw. von 50 N nicht überschreiten. Für fingerbetätigte Beschläge sind 2,5 Nm bzw. 10 N einzuhalten. Für barrierefreie Wohnungseingangstüren sollte die Klasse 3 (Schließkraft: 25 N; handbetätigt: 2,5 Nm/25 N; fingerbetätigt: 1,5 Nm/6 N) realisiert werden. Objektivierbare Ergebnisse lassen sich leicht messen. Sind die Kräfte zu hoch, kann das meist durch eine fachgerechte Justierung korrigiert werden.

Tipp: Beraten Sie Ihren Kunden. Türen mit höheren Dichtigkeitsanforderungen weisen oft auch erhöhte Bedienkräfte auf.

Wann ist eine Tür dichtschließend?

Dichtschließende Türen sind laut Deutschem Institut für Bautechnik DIBT „… Türen, die mit einer mindestens dreiseitig umlaufenden und ggf. mit einer im Mittelfalz angeordneten dauerelastischen Dichtung zur Behinderung des Durchtritts von Rauch ausgeführt werden“. An dichtschließende Türen werden geringere rauchschutztechnische Anforderungen gestellt als an Rauchschutztüren, daher benötigen dichtschließende Türen keinen Verwendbarkeitsnachweis (Prüfzeugnis).

Tipp: Dieser Forderung können Sie bei WAT meist entspannt entgegenblicken. Jede Tür, welche die Anforderungen an einen Mindestschallschutz nach DIN 4109 durch ein geprüftes Türelement erfüllt, beinhaltet diese konstruktiven Eigenschaften.

Wann ist eine Tür selbstschließend?

Eine Definition für die selbstschließende Tür findet sich weder in den Landesbauordnungen noch im Normen- und Regelwerk oder in sonstiger Fachliteratur. In den normativen Grundlagen für den Rauchschutz finden sich Formulierungen wie „…der offen stehende Flügel einer selbstschließenden Tür wird durch ihr Türschließmittel selbsttätig geschlossen“.

Tipp: Selbstschließende Türen treffen bei Planern und Bauherren nicht immer auf Gegenliebe. Der erhöhten Sicherheit im Brandfall stehen Argumente wie eingeschränkter Bedienungskomfort, erhöhte Kosten und die Klemmgefahr entgegen.

Wann ist eine Tür rauchdicht?

Dichtschließend ist nicht gleich rauchdicht. Rauchschutztüren benötigen ein Prüfzeugnis für das Gesamtsystem einschließlich des Türschließers. Hier gilt: keine Experimente!


Der Autor

Dipl.-Ing. und Tischlermeister Michael
Bücking, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Tischlerhandwerk sowie Dozent an der Holzfachschule Bad Wildungen.

Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de