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Vinyl – Der problemlose Parkettersatz?

Montagefehler bei der Vinylbodenverlegung vermeiden
Vinyl – Der problemlose Parkettersatz?

Jedes Ding an seinen Ort – das gilt auch für Vinylbeläge, welche heute oft mit Holzdesign als Ersatz für den Echtholzparkettboden eingesetzt werden. Doch liegen auch für derartige Kunststoffbeläge strenge Verlegevorschriften vor, welche allzu oft nicht eingehalten werden und wodurch der Vinylboden nicht zum Traumboden, sondern zum Problemboden wird.

Beni Lysser

Bei der Renovierung eines Einfamilienhauses sollten über drei Etagen Vinyl-Klickböden schwimmend verlegt werden, und das zum Teil auf alte, bestehende Bodenbeläge. Die Vorarbeiten erforderten in einigen Räumen Höhenanpassungen von Bodenflächen mit Spachtelmasse, um niveaugleiche Übergänge zum Flur zu erhalten. Die Vinylelemente, im Schiffbodendesign wurden unter den Zimmertüren mit Trennfugen aus Fugenkitt erstellt. In vielen sichtbaren Anschlussbereichen wurden ebenso Kittfugen montiert. An verschiedene Bodenabschlüsse z. B. zur Treppe hin, wurde der Boden direkt an die Metallwinkel, ohne Anschlussfuge, sauber angearbeitet. Des Weiteren wurden die Anschlussfugen gegen die Wände hin mit geschraubten Fußleisten abgedeckt. Die Heizkörperleitungen führen durch das Vinyl und mussten angepasst werden. Die Lücken zwischen Rohrleitung und Vinyl sind mit Kittfugen geschlossen worden. Nachdem der Boden fertig verlegt war, wurde im Wohnzimmer ein schwerer Schwedenofen auf den schwimmenden Vinylbelag montiert. Auch alle Küchenmöbel wurden auf den neuen Bodenbelag abgestellt.

Beanstandungen/Begutachtung

Nach einiger Zeit wies der Vinyl-Klickboden bei Stirnstößen der Elemente Aufwölbungen auf. Diese traten jedoch immer nur einseitig, das heißt, bei einer Diele auf. Das angrenzende Paneel erschien plan. Zum Teil konnten sogar auch Fugen/Öffnungen im Bereich der Aufwölbungen zwischen den Elementen sowie bei vielen Kittfugen festgestellt werden, aber immer nur bei Stirnstößen, nie längsseitig.

Im Bereich von Metallwinkelabschlüssen lagen keine Anschlussfugen aus Kitt vor. Der Vinylbelag wurde direkt an das Metall angeschnitten. Unter den Sockelleisten jedoch konnten überall 6 bis 8 mm breite Anschlussfugen ausfindig gemacht werden.

Beim Entfernen von Fugenkitt durch Ausschneiden lag dieser über die ganze Anschlussfugenhöhe eingefüllt vor. Die Masse erschien hart. Eine Schaumstoffrundschnur (Stopfschnur) einer ordentlichen elastischen Kittfuge war nirgends eingesetzt.

Zu guter Letzt wurden in verschiedenen Bereichen auch Stirnstöße zu kurz zueinander versetzt angeordnet. Treppenförmige Stoßanordnungen, dazu mit zu kurzen Versätzen, konnten zusätzlich festgestellt werden.

Einsatz- und Verlegehinweise des Vinylbodens

Die Verlegeanleitung zum Vinylbelag umschreibt diverse Punkte:

  • Das Produkt ist für den Einsatz auf einer Fußbodenheizung geeignet.
  • Die Temperatur im Belag darf bei direkter Sonneneinstrahlung nicht größer als 35 °C sein, sonst können Beschädigungen entstehen.
  • Direkte Sonneneinstrahlung ist unbedingt zu vermeiden, heißt es weiter (Alltagstauglichkeit?).
  • Auf Estrichen aus Zement, Kalziumsulfat, Holzuntergründen und dergleichen muss zwingend zuerst eine 0,2 mm dicke PE-Folie als Dampfbremse montiert werden. Erst darauf darf der Vinyl-Klickbodenbelag schwimmend verlegt werden.
  • 8 bis 10 mm breite Anschlussfugen sind überall einzuhalten. Die Fugen sind mit Sockelleisten abzudecken. Anschlussfugen dürfen nicht verschlossen werden, oder nur mit einer weichen, elastischen Füllmasse.
  • Der Versatz von Stirnstößen hat mindestens 30 cm zu messen.
  • Flächendistanzen von mehr als 10 m Länge oder Breite erfordern Trennfugen im Bodenbelag.
  • Sollten Temperaturschwankungen von mehr als 5 °C eintreten, sind die Flächendistanzen auf maximal 5 bis 6 m Länge/Breite zu reduzieren.
  • Weiter wird mit der Verlegeanleitung gefordert, dass keine schweren Möbel auf die schwimmend verlegte Bodenfläche abgestellt werden dürfen, da dies zu Behinderungen im freien Schwinden und Quellen der lose verlegten Endbelagsflächen führte.

Fehlerhafte Klickverbindungskonstruktion

Besonders interessant waren die unnatürlichen und einseitigen Aufwölbungen der Elementoberseiten/ Beschichtungen in Stirnstoßbereichen. Deshalb wurde das Reservematerial des Vinylbodens mit ins Labor genommen und untersucht. Es konnte festgestellt werden, dass die Klickverriegelung mit einer rund auslaufenden Stoßfläche endet, sowie nach dem Zusammenklicken Hohlräume hinter und vor der kammähnlichen Oberwange vorherrschten. Herrscht nun ein geringer Quelldruck in der Holzwerkstoffträgerplatte (HDF), führt dies automatisch zum Anheben der Oberwange mit der Aufwölbung, wobei zum Teil auch Abplatzungen der Beschichtung möglich werden. Dies konnte bei nahezu allen Stirnstößen festgestellt werden. Die Verformungen waren also auf eine mangelhafte Profilierung der Klickverriegelung zurückzuführen.

Diverse weitere Mängel

Die fehlende PE-Folie unter dem Vinyl-Klickbodenbelag bildete den Anfang aller Fehlleistungen durch den Bodenleger. Bei den Anschlussfugen wurden keine Bewegungsmöglichkeit des schwimmend verlegten Belages konstruiert. Die Sichtanschlüsse wurden über die ganze Bodenbelagshöhe mit Kittfugen verfüllt und erzeugte dadurch eine extrem harte Block-Kittfuge ohne jegliche Elastizität. Schwindspannungen in den Bodenflächen führten sodann zu Abrissen in Bereichen der Kittfugen, Quelldrücke aus Erwärmungen des Vinyls dagegen förderten die intensiven Stirnstoßaufwölbungen, da die Flächen keine ungehinderten Bewegungsmöglichkeiten nach außen hin aufwiesen.

Elastische Kittfugen erfordern immer den Einsatz einer Schaumstoffrundschnur, damit der Fugenkitt darüber nur sehr dünn vorliegt und seitlich zwei größere Klebeflächen erzeugt. Jedoch muss auch hierzu berücksichtigt werden, dass jeder noch so elastische Fugenkitt eine Elastizität von maximal 25 % aufweist und somit bei den meisten schwimmend verlegten Bodenbelägen gar nirgends eingesetzt werden kann. Vorgaben von 6 bis 8 mm Fugenbreiten erfordern diese Spielräume und können nicht zu 75 % mit Kitt blockiert werden.

Arbeiten, die nie ausgeführt werden dürften

Der schwere Schwedenofen und die Küchenmöbel wurden auf die schwimmend verlegten Vinyl-Bodenflächen montiert und blockierten den Endbelag zusätzlich. Diese Details wurden vom Bauherrn und dem Planer der Küchenmontage so angeordnet, womit auch die Verantwortungsfrage geklärt war.

Schadensbehebung

Der verlegte Vinylboden erforderte einen Totalersatz. Bei der Neuverlegung wurde sehr dadrauf geachtet, das ausreichend breite Anschlussfugen und Fugenbreiten eingehalten wurden, auch bei den Heizungsrohren/-stützen – ob schön oder nicht. Bei den Küchenmöbeln wurde eine Kompromisslösung gefunden. Der Vinylbelag wurde vor den Festeinbauten sauber abgeschnitten und der neue Fußboden bis davor verlegt. Der schwere Schwedenofen wurde auf den Estrich abgestellt und der schwimmend verlegte Bodenbelag sauber drangearbeitet.


Der Autor

Beni Lysser, Experte ISP (Interessengemeinschaft der schweizerischen Parkettindustrie) und Mitglied Swiss Experts (schweizerische Kammer technischer und wissenschaftlicher Gerichtsexperten)

info@parkett-verband.ch

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