Parkett- und Holzfurnierböden bestehen aus Echtholz und sind somit ein Naturprodukt. Es lebt mit der Umgebung seines Einsatzortes. Die Umgebungsluft zum Beispiel beeinflusst die Holzfeuchtigkeit, das heißt im Sommer, bei hohen Luftfeuchtigkeiten, weist das Holz eine höhere Ausgleichsfeuchte auf und im Winter, bei tiefen Feuchten, liegt das Holz ebenfalls mit tieferen Werten vor.
Das hygroskopische Verhalten ist für alle Holzteile am Bau gleich. Zum Beispiel alte Türfüllungen oder Wandvertäfelungen weisen im Winter Ränder und einen gut sichtbaren Farbansatz auf oder fallen fast aus dem Rahmen. Sie liegen ausgetrocknet vor und wurden dadurch kleiner.
Bei Parkett wird das „Arbeiten des Holzes“ ebenso sichtbar: Im Sommer liegen die Parkettflächen ganz verschlossen vor und Riemen oder Dielen können sogar leicht bombiert erscheinen. Im Winter dagegen entstehen Fugen zwischen den einzelnen Brettern oder Tafeln und die Elemente können schüsseln, das bedeutet konkav verformt erscheinen, mit leicht aufgewölbten Längskanten.
Allgemein sind die Schwind- und Quellprozesse bei neu eingebautem Parkett im ersten und zweiten Jahr am intensivsten. Danach tritt eine Beruhigung ein, obschon zwischen Sommer und Winter immer Feuchtigkeitsveränderungen und daraus Maß- und/oder Formveränderungen resultieren.
Die Werte sind entscheidend
Wie bereits erwähnt, bestimmt die Umgebungsluft die Holzfeuchtigkeit. Das Holz kann das Klima nämlich nicht regulieren, wie dies oft in Hochglanzbroschüren von Werbern behauptet wird. Aus der Grafik (siehe oben) kann abgelesen werden, welchen Wassergehalt Holz bei welcher Luftfeuchte in einem Raum mit 20 °C Temperatur ungefähr aufweist.
Diese Ausgleichsfeuchten treten bei allen Holzarten und allen Holzbauteilen gleich auf. Die Raumtemperaturen beeinflussen die Holzfeuchte dabei nur gering und können weitestgehend vernachlässigt werden.
Anders verhält es sich mit der Bodentemperatur über Heizleitungen oder anderen Wärmequellen in der Unterkonstruktion. Diese dürfen im fertig verlegten Parkett keine Temperaturen 27 °C in der Oberfläche erzeugen. Ansonsten resultieren übermäßige Austrocknungen im Parkett und daraus extreme Verformungen und Fugen bis hin zu Beschädigungen des Parkettbelages.
Die schweizerischen Normen umschreiben betreffend Klima für normal bewohnte und belüftete Räume Temperaturen von rund 15 bis 30 °C und rel. Raumluftfeuchtigkeiten von 30 bis 70 %. In dieser Spanne kann Holz also minimal mit ca. 6 % und maximal mit etwa 13 % vorliegen.
Auch das schweizerische BAG (Bundesamt für Gesundheit) fordert in seiner Broschüre „Luftbefeuchter“ eine minimale Raumluftfeuchte von mindestens 30 % während der Heizperiode und Trockenwetterphase, dies vor allem für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Raumnutzer. Alle Holzteile an einem Bauwerk dürfen somit, klimabedingt, Feuchtigkeitsveränderungen und dadurch Formveränderungen erfahren, müssen aber innerhalb der Normwerte schadenfrei vorliegen. Aus Erfahrung ist das auch so.
Neues Parkett wird mit einer mittleren Ausgleichsfeuchtigkeit von ca. 6 bis 8 % ausgeliefert und eingebaut. Bei Parkett resultieren also kleine Fugen und Schüsselungen, sobald die Holzfeuchte 6 bis 7 % beträgt. Steigt die Ausgleichsfeuchte über 8 %, ist die Bodenfläche verschlossen und plan. Klimabedingte Holzfeuchteveränderungen (Holzfeuchtewechsel) dauern, je nach Holzart, etwa zwei bis vier Wochen.
Bei Parkett wirken sich vor allem die tro- ckene Luft und daraus das Schwinden des Holzes oft negativ aus. Häufig fehlt die Erwartungshaltung des Endverbrauchers diesen Gegebenheiten gegenüber, da Holz an Decke und Wänden sehr wohl „arbeiten“ darf, aber am Boden möglichst ruhig verbleiben sollte.
Kritisch werden Ausgleichsfeuchtigkeiten im Parkett von 5 bis 6 %, als Folge von Raumfeuchten unter 30 %. Daraus resultieren übermäßige Austrocknungen, Schwindspannungen und das Holz kann, nebst extremen Schüsselungen und Fugen, sogar reißen oder Decklagen bei Mehrschichtparkett ablösen.
Raumklima und mechanische Lufterneuerung
Wohnbereiche in herkömmlicher Bauweise sind träge und Raumklimaveränderungen treten langsam auf. Im Winter, bei großer Kälte und Trockenheit draußen, wird wenig gelüftet. Trotzdem können die Luftfeuchtigkeiten im Innern von Gebäuden in den Bereich von 30 % oder tiefer sinken. Das Kochen, Duschen sowie alle Lebewesen in dem Gebäude helfen mit, zu tiefe Raumluftfeuchtigkeiten anzuheben. Meist genügt das aber noch nicht und mit einem zusätzlichen Raumluftbefeuchter können die minimal geforderten 30 % rel. Luftfeuchte in der Regel problemlos erreicht werden.
Als ideale Raumluftfeuchte sind 30 bis 40 % während der ganzen Trockenwetterphase aufzuführen. Damit kann das kleinstmögliche Fugenbild und das minimalste Verformen in Holz und Parkett erzielt werden.
Wesentlich problematischer kann die Situation mit kontrollierten Raumbelüftungen ohne Befeuchtungsmöglichkeit oder falscher Einstellung auftreten. Häufig werden derartige Systeme in Minergie-/Niedrigenergiebauten oder auch großen Gebäudekomplexen eingesetzt. Die Luftumwälzung und -erneuerung wird im Winter mit sehr trockener und kalter Außenluft gemischt. Die Außenluft erwärmt sich und dabei sinkt der relative Wassergehalt zusätzlich.
Kann der Lufterneuerung nicht zusätzlich Wasserdampf beigemischt werden oder sind die Lüftungsanlagen nicht korrekt berechnet und eingestellt, resultieren nicht selten Raumluftfeuchtigkeiten von nur noch 10 bis 20 % im Innern der Gebäude, und das über viele Wochen. Das Holz trocknet dadurch übermäßig stark aus und liegt mit extremer Fugenbildung und Verformungen, oft auch mit Beschädigungen, vor. Als Folge davon haben die Bewohner am Holz keine Freude mehr oder sind sogar wegen Beschädigungen stark eingeschränkt in der Nutzung des Bodens. Im Parkett wirkt sich das mit sicht- und spürbaren Formveränderungen aus.
Mechanische Lufterneuerung
Kontrollierte Belüftungssysteme (Zwangsbelüftungen) sollten also so erstellt und konstruiert sein, dass minimal die Werte von 30 % (ideal 35 bis 40 %) rel. Raumluftfeuchte während der ganzen Trockenwetterphase und Heizperiode vorherrschen. Dies erfordert eine korrekte Einstellung der Lüftung oder bei Bedarf sogar eine mechanische Befeuchtungsanlage im System. Zusätzlich aufgestellte Raumluftbefeuchter dienen eventuell auch. Aus Erfahrung jedoch können mobile Geräte gegen Zwangsbelüftungen kaum genügend Wirkung zeigen, da fortlaufend zu trockene Luft ins Gebäude eingeblasen wird.
In der Praxis sind vielfach Lüftungsanlagen konstruiert, welche mit verschiedenen Stufen in Betrieb sind. Nicht selten aber kennen die Nutzer der Räume die Einstellungsmöglichkeiten nicht und die Belüftung steht während 24 Stunden am Tag und das ganze Jahr hindurch auf Maximalleistung.
Gute Systeme verfügen über verschiedene Stufen, von 0 (abgestellt) bis z. B. Stufe 4 (Partybetrieb) und können so ganz individuell sowie den Bedürfnissen gerecht betrieben werden.
Steht die Wohnung den ganzen Tag über leer und wird nicht bewohnt, reicht Stufe 0 oder 1 aus. Somit wird die Wohnung nicht zusätzlich ausgetrocknet. Höhere Leistungen werden sodann nur bei allfällig intensiver Nutzung und Geruchsbildung notwendig.
Zu feucht kann eine Wohnung aus Erfahrung im Winter kaum bis nie werden. Die ISP (Interessengemeinschaft der schweiz. Parkett-Industrie) verfügt über ein Merkblatt zum Thema „Holzparkett und das Raumklima“. Gerne können Sie dieses kostenlos im Internet unter www.parkett-verband.ch abrufen und die ISP verfügt auch über diverse weitere technische Unterlagen zum Naturprodukt Parkett.
Der Autor
Bernhard Lysser, Experte ISP (Interessengemeinschaft der schweizerischen Parkett-Industrie) und Mitglied Swiss Experts (schweizerische Kammer technischer und wissenschaftlicher Gerichtsexperten)
Foto: Bernhard Lysser