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Energieeffiziente Fenster und Fassaden

Europäisches Symposium Fenestra-Vision
Energieeffiziente Fenster und Fassaden

Energieeffiziente Fenster und Fassaden
Die Referenten des Symposiums Fenestra-Vision (v. l.): Prof. Dr. Wolfgang Feist, Universität Innsbruck und Passivhaus Institut, Andreas Bittis, Objektberater Saint-Gobain Glass Deutschland, Prof. Ulrich Sieberath, Institutsleiter ift Rosenheim, Prof. Dr. Franz Feldmeier, Hochschule für angewandte Wissenschaften Rosenheim und Jérôme Carrié, Generalsekretär Cekal
Am 19. September 2013 hat Swisspacer, ein Unternehmen der Saint-Gobain AG, erstmals das europäische Symposium Fenestra-Vision in Straßburg veranstaltet. Ziel war es, die Branche zusammenbringen, Menschen mit Visionen und neuen Ideen für energieeffiziente Lösungen. Der Einladung in die Elsass-Metropole folgten über 90 Experten aus ganz Europa.

Andreas Geith, Geschäftsführer von Swisspacer, appellierte in seinen einführenden Worten an die Zuhörerschaft: „Wir müssen lernen, sorgsamer mit Energie umzugehen und etwas Nachhaltiges aufzubauen. Mit Fenstra-Vision wollen wir eine Plattform schaffen, um Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammen zu bringen, um sich auszutauschen und neue Ideen zu diskutieren, aus denen Lösungen für mehr Energieeffizienz im Bauwesen entstehen können.“ Diesem Gedanken habe sich auch Saint-Gobain über seine Plattform Habitat verschrieben, um innovative Baustoffe und Lösungen zur Energieeffizienz zu entwickeln.
Fenster der Zukunft
Prof. Ulrich Sieberath, Institutsleiter des ift Rosenheim, stellte zunächst einige visionäre Gebäude und deren Einfluss auf die technische Entwicklung im Bauwesen vor. Er attestierte der Branche weitreichenden technischen Fortschritt. Nach Auffassung des Experten sind die technischen und damit auch ökologisch und ökonomisch sinnvollen Grenzen der Fenster beim Wärmeschutz (U-Wert) bald erreicht. Potenzial sieht er noch bei Fenstern mit Verbund- und Kastenkonstruktionen und vor allem bei der Nutzung der solaren Gewinne. Die Branche braucht aus seiner Sicht deshalb dringend neue Kenngrößen jenseits des U-Wertes wie z. B. das Energy Label, um ihre Produkte besser platzieren zu können.
Die Flächengewichte beim Isolierglas sind stetig gestiegen, daher werden zurzeit neue Konstruktionen mit dünneren Scheiben und mit Kunststofffolien oder Polycarbonat als Mittellagen untersucht. Neue, bessere Fenster brauchen über die guten energetischen Eigenschaften hinaus eine raumseitige Abdichtung, gedämmte Rahmen und gerade auch in der Sanierung ein Lüftungskonzept. „In solchen Systemen hat allerdings ein klassischer Abstandhalter nichts mehr zu suchen. Nur noch die Warme Kante macht Sinn.“
Sieberath führte aus, dass vom Fenster der Zukunft bessere Energiegewinne, Barrierefreiheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit gefordert werden. Er hielt dem aber entgegen, dass Fenster dann noch viel komplexer werden und warf die Frage auf: „Werden die Nutzer das auch akzeptieren?“
Abschließend stellte er heraus: „Der Plusenergie-Bauweise gehört die Zukunft und dazu braucht es die entsprechenden Fenster“.
Prof. Dr. Wolfgang Feist von der Universität Innsbruck bzw. Passivhaus Institut präsentierte das Konzept und die Besonderheiten des Passivhaus Standards: Für Feist stehen nicht nur die Energieeinsparpotenziale im Vordergrund, er möchte auch den Bewohnern einen hohen Wohnkomfort im Hinblick auf Raum- und Oberflächentemperaturen und Hygiene ermöglichen. Das Fenster ist hierbei aus seiner Sicht eine entscheidende Komponente, denn der Glasrandverbund ist die thermische Schwachstelle im Gebäude. Durch Dreifachverglasung, Isolierung der Rahmen und thermisch hochwertige Abstandhalter gelingt es jedoch die Temperaturen am Glasrand zu erhöhen und eine hohe Sicherheit gegen Tauwasser und Schimmelpilzbildung zu erreichen. Ein Fazit von Prof. Feist: „Im Grunde gehört der Alu-Abstandhalter verboten. Der positive Einfluss auf die Wohnqualität durch die Warme Kante beim Isolierglas ist so groß, dass es zum gängigen System werden muss.“
Dreifachisolierglas ökonomisch sinnvoll
Das Passivhaus Institut hat für Fenster in den verschiedensten Klimaregionen der Welt das jeweilige Optimum für den Verglasungstyp, den Rahmen und den Randverbund untersucht. Setzt man dabei Kosten an, wie sie bei einer breiten Einführung dieser Verglasungsart entstehen können, ergab sich für weite Teile Mittel- und Osteuropas das Vierfachglas als die ökonomisch beste Lösung. Prof. Feist stellte heraus, dass schon heute das Dreifachisolierglas ökonomisch sinnvoll ist. Und gerade bei stark verschatteten, oder nicht optimal ausgerichteten Gebäuden, vor allem im Gebäudebestand, werde sich das Optimum in Zukunft hin zu noch besseren Komponenten verschieben (bessere Gläser, beste Kunststoff-Abstandhalter, noch schmalere Rahmen mit weiter verbesserten U-Werten).
Solange aber Vierfachverglasungen noch nicht zu einem akzeptablen Preis lieferbar sind, so Feist, könnten sich Fensterhersteller mit Kombinationen aus zwei Zweifachverglasungen bzw. einer Zweifach- und einer Dreifachverglasung behelfen. Wenn die Außenoberflächen noch zusätzlich Low-E-Schichten erhielten, könnten Ug-Werte von 0,3 bei g-Werten von 45 % erreicht werden.
Europäischer Bau- und Fenstermarkt
Martin Langen, Geschäftsführer der Bonner Firma B+L Marktdaten, nahm die Zuhörer mit bei seinem Ausblick auf den Europäischen Bau- und Fenstermarkt für die nächsten drei Jahre. Soviel vorweg: Osteuropa wird weitere Marktanteile gewinnen. Die mit Abstand größten Märkte für den Wohnbau in Europa sind Russland und die Türkei. Zusammengenommen werden in 2013 dort 1,46 Mio. Wohnungen erstellt. Zum Vergleich sind es für Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien in der Summe nur 0,8 Mio Stück. Während für Deutschland bis 2015 beim Wohnbau noch mit leichtem Wachstum gerechnet wird, zeichnet sich für Frankreich, Polen und Benelux ein teilweise deutlicher Rückgang ab. Beim Nichtwohnungsbau ergibt sich ein ähnliches Bild. Für Russland wird bis 2015 ein Wachstum von 21 % erwartet, für die Türkei rechnet man mit einer Steigerung um 27 %. In den letzten vier Jahren wurden in Europa pro Jahr ca. 143 Mio. Fenster verkauft, in 2009 noch je ca. die Hälfte von Osteuropa und von Westeuropa. Seit 2010 legt der Osten deutlich zu und wird in 2016 ca. 80 Mio. Fenster verkaufen, demgegenüber der Westen nur noch 63 Mio. Stück.
Bei den verwendeten Rahmenmaterialien für Fenster, so Martin Langen, wird es keine großen Verschiebungen geben. Bis 2016 wird sich in Westeuropa der Anteil von PVC Fenstern mit 54 % nur wenig erhöhen. In Osteuropa wird der Anteil der PVC Fenster geringfügig zurückgehen auf 71 %. Holz- und Holz-Alufenster zusammen genommen werden in Westeuropa einen Anteil von ca. 25 % halten, in Osteuropa spielten sie keine so große Rolle. Sie werden mit einem Anteil von ca. 10% leicht rückläufig sein. Der Anteil von Metallfenstern wird sich in Westeuropa mit ca. 21 % kaum ändern, während sich dafür in Osteuropa mit ca. 19 % ein leichter Aufwärtstrend abzeichnet.
Weiterhin stellte Martin Langen die Ergebnisse seiner aktuellen Studie zur Sanierung vor und zeigte auf, welche Kriterien für die Endkunden beim Kauf von Fenstern und Außentüren wichtig sind. So sei bei der Studie herausgekommen, dass von allen geplanten Sanierungsmaßnahmen im Gebäude ca. 15% auf den Austausch von Fenstern und Haustüren entfallen. Als wichtigster Grund für den Austausch wäre das Sparen von Geld durch die Reduzierung der Heizkosten genannt worden. Ganz oben auf der Hitliste der Renovierungsmaßnahmen hätten bei den Befragten im Übrigen der Fußbodentausch und die Badrenovierung gestanden.
Informationsquellen im Fokus
Aber woher holen sich die Sanierer für die Auswahl der neuen Fenster und Außentüren ihre Informationen? Nach Auswertung der Studie zeigte sich, dass die Hälfte aller Befragten die Ausstellungen im Fachhandel nutzte, 38 % informierten sich im Internet, 30 % besuchten die Ausstellungen der Händler. Bemerkenswert war, dass immerhin auch 30 % der Befragten Prospekte von Fensterherstellern bzw. 20 % Prospekte von Händlern gelesen hatten. Und wo im Internet suchen die Sanierer nach den passenden Fenstern und Außentüren? Die Studie zeigte, dass 25 % aller Befragten sich auf den Internetseiten der Fensterhersteller und 22 % auf den Seiten der Händler umschauen. Und wer berät die Fenster- und Haustürenkäufer? Der Handwerker ist ihr wichtigster Berater (54 %), außerdem der Verkäufer im Fachhandel (27 %) sowie Freunde und Familie (25 %).
Welche Altersgruppen kaufen Fenster? Hier zeigt die Studie einen deutlichen Trend: Während 2010 nur ca. 30% der Fensterkäufer 46 bis 65 Jahre alt waren, sind es 2012 bereits 41 %. Dies hängt u. a. mit dem steigenden Einkommenspotenzial dieser Altersgruppe zusammen, denn die geburtenstarken Jahrgänge (1960– 1970) erreichen jetzt ihre höchsten Einkommen. Diese Zielgruppe bietet für Fensterhersteller die Chance auch höherwertige Lösungen zu höheren Preisen zu verkaufen.
Glaswissen aktuell
Andreas Bittis, Objektberater bei Saint-Gobain Glass in Aachen, gewährte den Teilnehmern einen Einblick in neue Glaswelten. So sei noch wenig bekannt, dass Gussgläser über die Eigenschaft der „unendlichen Lichtbrechung“ verfügen und bei Solarkollektoren zu einem 3 % höherem Wirkungsgrad beitrügen. Die besonders hohe Lichttransmission dieser Gläser im Bereich der UV-B Strahlung biete z. B. ideale Wachstumsbedingungen für Pflanzen in Gewächshäusern. Das vielfach prämierte BIQ „Algenhaus“ in Hamburg mit seiner Bioreaktorfassade nutzt das Gussglas als „Turboantrieb“ für die im Glaszwischenraum schwimmenden Grünalgen. Es konnte auch hier zu einem 3 % höheren Wirkungsgrad beitragen. Die von den Algen produzierte Energie reiche offensichtlich zur Bewirtschaftung der Fussbodenheizung.
Bei den Beschichtungen von Glas gibt es laut Bittis zwei wichtige Tendenzen: Sonnenschutzgläser moderner Prägung werden immer mehr über die Selektivität, dem Verhältnis zwischen der Lichttransmission (LT-Wert) und dem Energiedurchlassgrad (g-Wert), beschrieben. Durch neue Entwicklungen versucht man diese Selektivität jenseits der „2“ zu treiben. Bittis kündigte noch für 2013 das Produkt Cool-Lite Xtreme 50/22 mit einer Selektivität von 2,27 (LT-Wert 50%, g-Wert 0,22, U-Wert 1,0) an.
Dagegen stoßen Wärmeschutzgläser als Dreifachverglasungen bei Gewicht und Größe an ihre Grenzen. „Daher war es das Ziel eine Zweifachverglasung mit dem Wärmeschutz einer Dreifachverglasung zu entwickeln“. Bittis geht davon aus, dass das Zweifachisolierglas Climaplus Ultimate mit einem Ug-Wert von 0,8 W/m2K (LT –Wert 75%, g-Wert 0,53) Mitte 2014 verfügbar sein kann. Diese Innovation wurde von anwesenden Fensterherstellern mit großem Interesse aufgenommen und als sensationelle Lösung für die Gewichtsproblematik kommentiert.
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