In enger Kooperation mit den Klebstoffhersteller Henkel hat das Unternehmen TimberTower GmbH ein Pilotprojekt realisiert, das eine neue Ära in der Windkraftindustrie einläuten könnte. Knapp 100 Meter reckt sich die erste aus Fichtenholz gebaute Anlage in der Nähe von Hannover dem Himmel entgegen.
Gehalten wird die hölzerne Konstruktion von keinem Dübel, keiner Schraube und keinem Nagel. Stattdessen ist der tragende Turm nach einem speziellen Verfahren komplett geklebt – mit verschiedenen Holzklebstoffen der Marke Purbond aus dem Industrieklebstoffbereich von Henkel. Noch im Dezember soll die Anlage ans Netz gehen. Der Umstieg auf Holz statt Stahl und Beton ermöglicht den Bau in größere Höhen und – jeder gewonnene Meter Höhe bedeutet ungefähr 1 % mehr Ertrag.
Nicht nur des Transportes wegen ist der nachwachsende Rohstoff Holz konventionellen Materialien überlegen. So soll sich die Lebensdauer der neuen Anlage gegenüber den herkömmlichen verdoppeln lassen. Die aktuelle der „Lebensdauer“ der Windkraftanlagen von rund 20 Jahren würde damit der Vergangenheit angehören. Denn im direkten Vergleich zeigen Stahl und Beton deutlich schneller Ermüdungserscheinungen. Vor allem unter hoher Krafteinwirkung verlieren beide Materialien ihre ohnehin schon mäßige Elastizität und werden spröde. Darüber hinaus sei die Herstellung um 20 bis 30 % günstiger, verrät TimberTower-Geschäftsführer Holger Giebel.
Dieses hölzerne Pilotprojekt wird wohl nicht das einzige bleiben: „Die Kompetenz, die Henkel speziell in diesem Projekt erworben hat, spricht sich in Fachkreisen allmählich herum“, heißt es aus dem Unternehmen. In London wurde bereits 2008 das erste achtstöckige Haus mit Purbond-Klebstoffen gebaut, in Melbourne das erste zehnstöckige Hochhaus und in Kanada wird über ein Bauprojekt mit 30 Etagen nachgedacht.
Die schweizerische Purbond AG, ein weltweit führender Anbieter von Polyurethan-Klebstoffen für den tragenden Holzbau, hat Henkel im Frühjahr 2011 übernommen. Seither wird die Marke als eigenes Geschäftsfeld weitergeführt.
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