Solide handwerkliche Arbeit in Konstruktion und Montage der Trockenbauwände vereint sich im vorgestellten Objekt, einer Zahnarztpraxis, mit künstlerischer Gestaltung. Geschwungene Wände lassen im Spiel mit warmen und kühlen Farben eine „Raumlandschaft“ entstehen.
Nutzungsänderungen in Gebäuden sind immer problematisch. Vorhandene Bausubstanz ist zu berücksichtigen, statische Vorgaben können kaum verändert werden, vorgegebene Strukturen sind aufzunehmen und anzupassen. Beim vorliegenden Objekt war dies nicht anders.
Arztpraxen stellen für Innenarchitekten eine Herausforderung dar, besonders, wenn es sich um die Räume eines Zahnarztes handelt. Neben dem Bemühen um eine gelungene Architektur, geht es zunächst einmal um funktionelle Überlegungen, die mit dem Arbeitsfeld dieses Mediziners zu tun haben.
Relaxte Patienten
Zahnarztbesuche freuen das Publikum nicht in besonderem Maße. Viele Patienten gehen mit gemischten Gefühlen dorthin. Empfang, Wartezimmer und Behandlungsraum beeinflussen diese Stimmungslage wesentlich, ganz abgesehen davon, wie sich der behandelnde Arzt verhält. Ein harmonischer Zusammenklang zwischen der Person des Arztes und seiner Behandlung einerseits und dem Raumambiente andererseits bringen das Optimum an Zufriedenheit – vor und hinter dem Bohrer.
Akustische Trennung
Die Akustik ist in einem solchen Arrangement besonders zu berücksichtigen. An einem Platz in der Praxis wird gewartet, am anderen gearbeitet. Akustische Trennung dieser beiden Bereiche ist Bedingung – schon um die Vertraulichkeit des Arztgespräches zu gewährleisten. Selbstverständlich ist es auch von Nachteil, wenn Bohrgeräusche, Maschinenvibrationen oder gar Schmerzensrufe über mehrere Räume verteilt werden. Dies alles waren Vorbedingungen des Auftraggebers.
Der Angelpunkt
Im vorliegenden Objekt stellte die Zweigeschossigkeit besondere Anforderungen. Um die im Altbau vorhandene Treppenanlage gruppieren sich die Räume: Die gewendelte Treppe ist der architektonische Angelpunkt, um den sich von innen nach außen alles dreht. Dreht im wörtlichen Sinne, denn geschwungene, abgerundete Wandkonstruktionen sind die Regel. Die Räume sind nicht mit kantigen-winkligen Teilungen abgegrenzt.
Raumhohe, sandgestrahlte und verschiebbare Glaselemente betonen die fließenden Räume. Eine transparente, lichtdurchflutete „Raumland-schaft“ entsteht.
Warme und kalte Farben
Der farblichen Gestaltung kommt in diesem Objekt ganz besondere Bedeutung zu. Die Farben sind funktionell mit der Wandführung verbunden.
Kühle und warme Farbtöne wechseln. Mal tragen die runden Wandungen die warmen, goldenen Farbtöne außen, mal auf der konkaven Seite. Das dunkle, kühle Blau der Säulen kontrastiert mit einem Raumteil, der ganz in leuchtenden Tönen gehalten wird. Keine Farbsinfonie – es geht um Kontraste, um Übergänge, um spezielle Zonen, um Ruhendes und Bewegendes.
Natürliches und künstliches Licht
Auch die Beleuchtung der Zahnarztpraxis ist ausgesprochen wichtig. Das Lichtaufkommen muß vorher genau kalkuliert werden. Hier geht es um eine Synthese: Zwischen dem einfallenden natürlichen Tageslicht und seiner Reflexion durch farbig gestaltete Wände zum einen – und dem künstlichen Licht durch exakte Anordnung der Leuchten, die mit einem Niedervolt-System betrieben werden, zum anderen.
Der Boden wurde mit dunkel gebeiztem Hartholz angelegt. Dieser Farbton bringt den Holzcharakter zum Ausdruck, belastet aber die durch Beleuchtung und Tageslichteinfall gewollten Effekte nicht durch Reflexion.
CMB
Planung: Architekt Dipl.-Ing. Klaus Kesten, HannoverBauleitung: Büro für konstruktiven Ingenieurbau, Dipl.-Ing. Eckhardt Bade, Isernhagen
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