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Dem Trendscout auf der Spur

Wie Egger-Dekormanager Klaus Monhoff Ideen entwickelt
Dem Trendscout auf der Spur

„Wer Produkte entwickelt, muss die Kunden und deren Bedürfnisse kennen, um die richtigen Trends zu erkennen.“ Auf diesen Nenner bringt Klaus Monhoff seine Philosophie des „Trendscouting“. Er ist Produktmanager für dekorative Oberflächen bei Egger Holzwerkstoffe und zweifellos einer der Trendsetter der Branche. BM sprach mit Klaus Monhoff über seine Arbeit.

BM: Wie muss man sich die tägliche Arbeit eines Produktmanagers vorstellen? Werden die neuen Trends am Reißbrett entworfen oder wie funktioniert das?

Monhoff: Eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall. Ein guter Produktentwickler sitzt nicht im stillen Kämmerlein und zeichnet vor sich hin. Er hat vielmehr den Blick auf den Markt, auf die Kunden und die Marktbegleiter gerichtet. Unser Entwicklungsteam besucht viele Messen, national wie international. Dabei stehen nicht nur die Möbel- und Fußbodenmessen auf dem Programm, sondern auch andere design- und einrichtungsorientierte Veranstaltungen. Das reicht von Heimtextilien bis hin zu Sanitäranlagen. Es ist interessant und aufschlussreich, Farbtrends bei anderen Produkten zu erkennen. Welche Farben, welche Lacke werden dort verwendet? Lassen Sie mich auch hier wieder ein Beispiel verwenden: Mobiltelefone sahen vor zwei, drei Jahren im Design und – für uns interessant – der Farblichkeit ganz anders aus als heute: Die matten Oberflächen von heute kontrastieren sehr stark zu den oft silbernen und glänzenden von vor ein paar Jahren. Das hat auch auf andere Bereiche seine Auswirkungen. Dekorative Holzwerkstoffe sind ja keine Insel im Meer der Marktneuheiten.
BM: Worauf achten Sie auf den Messen ganz besonders?
Monhoff: Alle Eindrücke werden aufgesogen wie ein Schwamm. Kleine Details können hier ebenso eine Rolle für die Inspiration spielen wie große Megatrends, die sich abzeichnen. Ich gebe Ihnen dafür ein Beispiel: Auf der letzten Möbel Ordermesse Westfalica (MOW) waren dunkle Naturtöne und matte Oberflächen einerseits, Hochglanz und Glas andererseits dominant. Man kann hier von einem Oberflächen-Megatrend sprechen, um den niemand herumkommt. Also muss man die eigene Linie daraufhin anschauen, ob man richtig liegt und wo man allenfalls ein Feintuning vornehmen muss. Immer wieder kommen auch Inspirationen von den Herstellern von Massivholz- und furnierten Möbeln. Ich nehme dafür nur ein Beispiel: Die wieder voll im Trend liegende Eiche wurde von italienischen Möbelherstellern aus diesem Bereich „wieder entdeckt“.
BM: Kann man aus Aktuellem auf Zukünftiges schließen?
Monhoff: Kurzfristig setzt sich heute durch, was vor zwei Jahren begonnen wurde zu entwickeln. Mittelfristig geht es um das Erkennen der großen gesellschaftlichen Entwicklungslinien. Bis zu einem gewissen Grad machen wir deshalb auch Zukunftsforschung. Wenn wir feststellen, dass es gesellschaftliche Entwicklungen bei den Lebensstilen gibt – Stichworte sind hier die „New Agers“ oder die Singles – dann müssen wir uns natürlich überlegen, was derartige Gesellschaftsveränderungen bedeuten. Ich behaupte, dass der Zug beim Wohnen eindeutig in Richtung noch größerer Individualität geht und das muss natürlich auch seine Auswirkungen auf alle Stufen der Gestaltung und der Fertigung haben. Gleiches gilt für einen zweiten Megatrend des Wohnens: Die eigenen vier Wände dienen insbesondere dem Wohlfühlen auf neudeutsch dem so genannten „Wellbeeing“. Daraus resultieren zum Beispiel die warmen, dunklen Farben, die harmonischen Kontraste und die runden Formen, die jetzt so stark im Kommen sind. Würde man derartige globale Szenarien nicht erkennen, läge man mit Sicherheit auch bei der Entwicklung von Dekoren falsch.
BM: Zurück zur Gegenwart: Welche Analysen stellen Sie abseits der Messebesuche an?
Monhoff: Zunächst wissen wir, welche unserer eigenen Dekore sich zu Marktrennern entwickelt haben. An denen arbeiten wir dann weiter. Wenn Kirsch oder Eiche sehr gefragt ist, dann liegt es nahe, sich über Maserungen, Farben, Oberflächenbehandlungen Gedanken zu machen. In gleicher Weise schauen wir auch, welche Dekore der Mitbewerber vom Markt besonders gut aufgenommen wurden. Schließlich setzen wir uns mit den Entwicklern der Dekorpapiere zusammen und lassen uns zeigen, was dort in der „Pipeline“ steckt. Ein wichtiger Seismograph ist auch der Ladenbau, der Innenausbau von Hotels, Artzpraxen oder Geschäften. Hier nehmen vor allem unsere Architektenberater an der Egger-Hotline in Brilon die Anregungen und Ideen auf und geben sie an mich weiter. Viele Zahnräder greifen so ineinander.
BM: Das Bessere ist bekanntlich der Feind des Guten. Was passiert mit den bereits vorhandenen Dekoren, wenn neue Trends erkannt sind und aufgegriffen werden sollen?
Monhoff: Die Tischler und Schreiner in Deutschland kennen und schätzen unsere Kollektion 90+60+90. Wegen der Vielfalt der 240 Dekore und der absoluten Lieferzuverlässigkeit in der Branche hat sie sich durchgesetzt und wird noch zwei Jahre das Maß aller Dinge bei den dekorativen Holzwerkstoffen sein. Das ändert nichts daran, dass wir durch unser Trendscouting, das auch Hinweise von innovativen Händlern, kreativen Verarbeitern und Architekten aufnimmt, Feinabstimmungen vornehmen. So geschehen vor wenigen Wochen mit der Erweiterung des Lieferprogrammes um sechsabsolute Trenddekore. Der Dekorkern bleibt erhalten, neue Trends werden aufgenommen. Deshalb heißt die Erweiterung auch 90+6.
BM: Sie haben einmal gesagt, einen guten Produktmanager macht aus, dass er Strömungen und Tendenzen erkennt und daraus die richtigen Erkenntnisse zieht. Welche Erkenntnisse sollten die Leser von BM aus den gegenwärtigen Tendenzen ziehen?
Monhoff: Darauf kann es natürlich keine eindimensionale Antwort geben. Gerade die Handwerker und Innenausbauer sollten beherzigen, dass Individualität gefragt ist, dass unser Motto „Wärme schafft Werte“ nicht umsonst sehr freudig aufgegriffen wurde. Vor allem aber: Haben Sie das Ohr immer beim Kunden. Das ist die große Stärke des Schreiner- und Tischlerhandwerks gegenüber der Industrie. Als Lieferant sorgen wir dafür, dass von Seiten der dekorativen Holzwerkstoffe die Wünsche der auf Individualität setzenden Kunden auch erfüllt werden können. Darin liegt letztlich auch der tiefere Sinn des Trendscouting. Was die Dekore betrifft, so kann ich nur dazu raten, die beschriebenen Trends bei den Oberflächen und Hölzern zu beachten. Wir von Egger haben zum Beispiel festgestellt, dass einige Themenbereiche sehr aktuell sind. Kirschbaum Romana in einem Nussbaum ähnlichen Farbton etwa wird von allen namhaften Küchenherstellern verarbeitet. Dieses Dekor findet sich aber auch bei Schlafzimmerherstellern als Front oder Korpus wider. Ferrara Eiche in Natur und Schwarzbraun werden für Küchen- und Bademöbel verwendet. Bei den Unifarben dominieren Beige und Braun. Aber auch die mit Perlmutt überzogene Quarz-Serie kommt aufgrund des brillanten Erscheinungsbildes sehr gut an und lässt sich durch die Tiefenwirkung noch besser zu Holzdekoren kombinieren. Die beiden zuletzt genannten Dekore aus der neuen Kollektion 90+6 entwickeln sich bei den Tischlern und Schreinern in Deutschland zu richtigen Rennern. Auch die Holzreproduktionen, die die bestehenden Dekore in den stark gefragten Furniernachbildungen wie Nussbaum Aida tabak, Ferrara Eiche naturhell und Kirschbaum Romana zusätzlich verstärken, passen offenbar sehr gut in die Entwurfswelt des Handwerks. Für das ausgeprägt streifige Dekor Zebrano, ein neu entwickeltes Tropenholzdekor, sehe ich ebenfalls große Nachfrage seitens unserer Partner aus Holzhandel und Handwerk. Das wiederum ist die schönste Bestätigung für jeden Trendscout, wenn er bei seinen Streifzügen durch die Welt der Dekore genau das findet, was am Markt dann gefragt ist.
BM: Herr Monhoff, wir bedanken uns für diese interessanten Einblicke in die Welt der Dekorentwicklung.
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