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Die häufigsten Stolperfallen

Untersuchung: Sicherheit auf Treppen
Die häufigsten Stolperfallen

Sturzunfälle, die sich durch Ausrutschen, Stolpern oder Fehltreten ereignen, nehmen seit Jahren eine Spitzenposition im Unfallgeschehen ein. Einen bedeutenden Anteil daran haben Sturzunfälle auf Treppen. Sehr interessant sind in diesem Zusammenhang die aus einer umfangreichen Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse über deren Ursachen.

Der Autor: Dipl.-Ing. Walter Dworschak, Technischer Aufsichtsbeamter der Berufsgenossenschaft für den Einzelhandel, Bonn

Über ein Jahr hinweg hat die Berufsgenossenschaft Arbeitsunfälle, die sich auf Stufen und Gebäudetreppen im Bereich des Einzelhandels ereigneten, gezielt untersucht. Die Untersuchung von über 600 Treppenunfällen hat sehr interessante Ergebnisse zum Vorschein gebracht, die sich auch auf Treppen in privaten Wohnhäusern übertragen lassen.
Treppenanfang und -ende
Die Unfalluntersuchungen zeigen, dass sich fast 90 Prozent der Treppenunfälle am Anfang und am Ende eines Treppenlaufes ereignen (Abb. 1). Dies gilt für beide Laufrichtungen auf Treppen, also sowohl aufwärts als auch abwärts. Bauliche Unterschiede zwischen den Treppenstufen an diesen Unfallstellen und z. B. den Stufen in der Mitte des Treppenlaufes waren nicht festzustellen.
Gehen und Treppensteigen sind langgeübte Abläufe, die mit verringerter Bewusstseinsbeteiligung ablaufen. Beim Betreten eines Treppenlaufes nimmt der Mensch mit den Augen und den Füßen “halbbewusst” die relevanten Gegebenheiten der Treppe wie die erste Stufenkante, die Ausbildung der Stufenkanten, die Rutschhemmung, die Treppensteigung wahr. Das weitere Gehen läuft dann automatisch im Unterbewusstsein ab, denn Treppensteigen ist kein eigenständiges Ziel, sondern ein Hilfsprozess. Der Treppennutzer befasst sich während des Treppenganges gedanklich nicht mit dem Begehen der einzelnen Treppenstufen. Erst beim Verlassen des Treppenlaufes muss wieder auf die “ebene” Gangart umgestellt werden. Dies geschieht dann vergleichbar zum Treppenanfang wiederum “halbbewusst”. Diese Gang-Umstellungen erfolgen unbewusst und werden nicht immer fehlerfrei bewältigt. Dadurch wird die Häufung von Unfällen am Anfang und am Ende von Treppenläufen erklärbar.
Unterschiedliche Bauformen
Die zuvor gemachte Feststellung wird durch die Auswertung der Unfallzahlen von unterschiedlichen Bauformen von Treppen bestätigt. Die relativen Unfallhäufigkeiten (Abb. 2) zeigen auch hier, dass dem Anfang und dem Ende eines Treppenlaufes große Bedeutung zukommt. Das Unfallrisiko ist beim Begehen von mehreren getrennten Treppenläufen, die über Treppenpodeste miteinander verbunden sind, größer als beim Begehen einläufiger Treppen mit geraden und gewendelten Laufabschnitten. Abb. 2 zeigt hierzu die relativen Unfallhäufigkeiten der einzelnen Treppentypen als Abweichung von der mittleren Unfallhäufigkeit. Wenn möglich und baurechtlich zulässig, sollte auf Zwischenpodeste verzichtet werden, insbesondere wenn sie gewinkelte oder gegenläufige Treppenläufe miteinander verbinden.
Stufenkanten-Zusätze
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Stufenkanten mit aufgesetzten oder eingearbeiteten Trittleisten, Winkelkanten oder Beschichtungen überdurchschnittlich oft am Unfallgeschehen beteiligt sind (Abb. 3). Stufenkanten ohne diese Zusatzsysteme zeigen dagegen ein deutlich geringeres Unfallrisiko. Wie kann es dazu kommen? Zusatzsysteme werden ja eigentlich eingesetzt, um die Trittsicherheit auf Treppen zu erhöhen. Die Erklärung für das schlechte Abschneiden der Zusatzsysteme liegt an zwei in der Praxis häufig anzutreffenden Mängeln:
• Die Rutschhemmung der Trittfläche und die Rutschhemmung des Zusatzsystems auf der Stufenkante sind unterschiedlich.
Die Trittfläche im Bereich der Stufenkante muss mindestens ebenso rutschhemmend sein, wie die übrige Trittfläche der Stufe. Das Problem unterschiedlicher Rutschhemmung tritt beim Einsatz unterschiedlicher Materialien zutage. Häufig werden Winkelkanten und Trittleisten aus Materialien hergestellt, wie z. B. Metall und PVC, die als ebene Oberfläche wenig rutschhemmend sind. Darum wird von den Herstellern versucht, die Rutschhemmung durch formgebende Maßnahmen zu verbessern. Z. B. sollen PVC-Trittleisten eine bessere Rutschhemmung dadurch erhalten, dass sie über die Trittfläche hervorstehen und dadurch den Kraftschluss mit der Schuhsohle verstärken. Je nach Ausführung können diese Profilierungen jedoch eine Stolperstelle bilden.
Wirkungsvoller sind Winkelkanten und Trittleisten, die von der Materialsubstanz her schon eine geeignete Rutschhemmung besitzen.
Die Rutschhemmung im Kantenbereich sollte jedoch auch nicht wesentlich höher sein als die der übrigen Stufenfläche, weil bei stark unterschiedlicher Rutschhemmung die wechselnden Reibungsbedingungen zwischen Schuh und Fußboden den Gehvorgang negativ beeinflussen und zu Stürzen führen können.
• Die Trittleisten und Winkelkanten sind nicht bündig eingearbeitet und bilden Stolperstellen.
Nachträglich aufgebrachte Zusatzsysteme wie Trittleisten oder Winkelkanten dürfen keine Stolperstellen bilden und sollten möglichst eben in die Stufenfläche eingearbeitet sein (Höhendifferenz kleiner 2 mm). Hierdurch wird verhindert, dass an den Kanten Personen mit der Schuhsohle oder dem Schuhabsatz hängen bleiben und stürzen.
Radien von Stufenkanten
Stufenkanten mit Radien im Bereich zwischen 2 bis 10 mm zeigen bei den Unfalluntersuchungen eine geringere Unfallhäufigkeit als Kanten mit Radien kleiner 2 mm oder größer 10 mm (Abb. 4). Dies bestätigt die Vermutung, dass sehr kleine Kantenradien eine Gefahr aufgrund ihrer Scharfkantigkeit darstellen, mit der Folge des “Hängenbleibens” an der Stufenkante insbesondere beim Abwärtsgehen. Die Gefahr von schwereren Verletzungen im Falle eines Sturzes ist ebenfalls durch scharfe Kanten größer.
Bei den größeren Kantenradien geht dagegen die klare Stufenkontur und die gewünschte Ebenheit im Kantenbereich verloren, so dass das Stufenraster schlechter ertastet und erkannt werden kann und in der Folge das Unfallrisiko auf solchen Stufen mit zunehmendem Kantenradius durch Schrittfehler gleichfalls zunimmt.
Wahrnehmbarkeit
Zum besseren Erkennen von Treppenläufen und Treppenstufen dienen Stufenkanten, die kontrastreich vom übrigen Stufenbelag abgesetzt sind. Dies muss weder besondere Kosten verursachen, noch repräsentativen Gestaltungswünschen entgegenstehen, wenn die Maßnahmen in der Planungsphase berücksichtigt werden. Zum Beispiel können im Bereich der Natur- und Betonwerksteinstufen wirkungsvolle Effekte durch einen gröberen Oberflächenschliff im Kantenbereich erreicht werden. Bei mit Fliesen belegten Stufen sind Formfliesen für den Kantenbereich verfügbar, die leichte Profilierungen besitzen.
Kunststoffbelegte Stufen können mit farblich abgesetzten Kantenprofilen ausgestattet werden und bei Treppen aus Metallrosten werden die Stufenkanten schon durch die so genannten Antrittskanten aus dem gleichartigen Rastermaß hervorgehoben. Ferner können Stufenkanten durch die Integration von Komponenten aus anderen Materialien im nahen Kantenbereich kontrastreich gestaltet werden. o
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