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Eigene Stärken noch besser ausspielen

Österreichische Tischler bereiten sich auf härtere Zeiten vor
Eigene Stärken noch besser ausspielen

Die letzten zwei Jahrzehnte waren nicht einfach für die österreichischen Tischler. Doch gerade die wichtigen Lernprozesse der Vergangenheit helfen bei der Vorbereitung auf die Zukunft. Drei Innungsmeister schätzen die aktuelle Lage und die Aussichten ein.

Das derzeit alles überragende Thema Wirtschaftskrise beschäftigt auch die Tischlerbranche in Österreich. Konkrete Auswirkungen sind freilich noch nicht auszumachen. Bundesinnungsmeister Josef Breiter äußert sich daher noch recht zurückhaltend zum Thema: „Erst die nächsten Monate werden zeigen, inwieweit sich die allgemeine Wirtschaftskrise auf unser Handwerk auswirkt.“

Sein Kollege im Bundesland Niederösterreich ist zuversichtlicher. „Zumindest bis Herbst 2009 erwarte ich keine Krise in der Tischlerbranche“, bekundet Gottfried Wieland. Das für ihn wichtigste Indiz sei die derzeit gut ausgelastete Baubranche. „Wenn die Baubranche leidet, spüren das die Tischler mit etwa einem halben Jahr Verzögerung“, erklärt der niederösterreichische Innungsmeister. Sein Kollege in Kärnten, Siegfried Egger, berichtet von einer zufriedenstellenden Auslastung der Tischler im Frühjahr. „Aber bei der privaten Nachfrage ist etwas Vorsicht zu spüren“, fügt Egger hinzu. Auch die geringe Nachfrage der Tourismusbetriebe bereitet ihm gewisse Sorgen.
Schnell reagieren
Die österreichischen Tischler sind in weiten Teilen gut vorbereitet, für den Fall, dass die nächsten Monate schwieriger werden sollten. Bundesinnungsmeister Breiter hebt die relativ kleinen Betriebsgrößen hervor. „Das ist eine unserer Stärken, wir können uns so sehr rasch auf veränderte Marktbedingungen anpassen“, meint er. Der Trend zu kleineren Betriebseinheiten hält in Österreich unvermindert an. Diese Zunahme bei kleineren Tischlereien ergibt sich allerdings nicht allein durch neue Unternehmen und selbstständige Montagetischler. Gottfried Wieland, Innungsmeister in Niederösterreich, beobachtet starke Veränderungen bei den bisher mittelgroßen Betrieben mit zehn bis 30 Mitarbeitern. „Viele dieser Betriebe werden entweder größer und spezialisieren sich als Industrieunternehmen oder sie werden kleiner, um noch schneller reagieren zu können“, so seine Einschätzung.
Diese Entwicklung trifft allerdings genau jene Betriebe, die bisher die meisten Lehrlinge, österreichisch für Auszubildende, beschäftigt haben. Aus der Politik seien daher immer wieder Stimmen zu hören, die über die geringe Ausbildungsbereitschaft der Tischler klagen, berichtet der Kärntner Innungsmeister Siegfried Egger. Er sieht die Gründe für die rückläufigen Lehrlingszahlen aber auch in dem leichteren Zugang zum Gewerbe: „In den letzten Jahren sind viele Ein-Mann-Betriebe aufgetaucht, die ohne Meisterprüfung arbeiten können. Dass die auch keinen Tischlernachwuchs ausbilden liegt auf der Hand“, stellt Egger klar.
Neuer Lehrberuf
Gut ausgebildetes Personal zu finden und diese wichtigen Mitarbeiter im Betrieb halten zu können, das ist eine der derzeit größten Sorgen der Tischler in Österreich. Josef Breiter von der Bundesinnung der Tischler betont, dass hier bereits viel in die Wege geleitet wurde. Einerseits wurde in Österreich ein neues Lehrlingsförderungsprogramm beschlossen, um möglichen Ausbildungsbetrieben einen verstärkten Anreiz zu geben. Andererseits wurde ein neuer Lehrberuf geschaffen. Die vierjährige Ausbildung zum Tischlereitechniker ist ganz auf die neuen Herausforderungen in der Tischlerbranche zugeschnitten. „Durch den Technologiewandel der letzten Jahre kommen zunehmend EDV-gesteuerte Systeme zum Einsatz, deren Bedienung hohes Know-how erfordert. Mit dem Lehrberuf Tischlereitechnik werden dafür die gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen vermittelt“, erklärt Josef Breiter. Die Schwerpunkte des neuen Lehrberufs liegen sowohl auf der Produktion als auch in der computerunterstützten Planung. Auch der niederösterreichische Innungsmeister Gottfried Wieland sieht die Ausbildung als eine der wichtigsten Herausforderungen für die Tischler. Eine gute Ausbildung brauchen in seiner Einschätzung allerdings nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch der Tischler selbst. Dabei sei eine hohe fachliche Qualifikation ohnehin Voraussetzung, um Aufträge zu erhalten. Wo er aber bei vielen seiner Kollegen Bedarf sieht, ist die wirtschaftliche Betriebsführung. „Wir müssen auch verdienen und nicht nur dienen“, wie Gottfried Wieland es ausdrückt. Er spricht sich daher unter anderem für Kennzahlenanalysen aus, die beispielsweise in Workshops mit mehreren Tischlern verglichen werden können.
Aber das allein reicht nicht aus, sollten die Zeiten härter werden. Bundesinnungsmeister Josef Breiter macht sich allerdings keine allzu großen Sorgen bezüglich der Zukunftsaussichten der Branche. „Die österreichischen Tischler haben in den letzten zwei Jahrzehnten schon in einem schwierigen Umfeld agiert und es immer wieder verstanden, die Herausforderungen der jeweiligen Zeit zu bewältigen“, merkt er an. So sei beispielsweise die aggressive Preispolitik der großen Möbelhäuser und deren stetiges Anwachsen sehr schwierig für die Tischler gewesen. Aber Breiter meint, hier einen gewissen Sättigungsgrad erkennen zu können.
Nischen suchen
Für Siegfried Egger aus Kärnten sind es die vielen Nischen, die auch in Zukunft für die Tischler offen stehen, man müsse diese nur aktiv suchen. „Oft sind es sogar ganz einfache Lösungen, die zum Erfolg führen“, fügt er hinzu. In seinem Heimatort etwa haben sich die Bewohner über hässliche Abfalleimer aus Metall beschwert. Egger hat für diese eine simple, aber wirkungsvolle Holzverkleidung entworfen. Und dank der hohen Stückzahl hat sich der Auftrag auch gelohnt.
Gottfried Wieland, der niederösterreichische Innungsmeister, hält es sogar für überlebenswichtig, sich ständig Gedanken über neue Lösungen zu machen. „Wir Tischler müssen alles in Frage stellen, Visionen und Ideen entwickeln und Neues probieren“, verkündet er. Dabei sei es ganz normal, dass viele Projekte nicht verwirklicht werden können. Aber auch nur so kämen die Erfolgskonzepte der Zukunft ans Tageslicht. Wieland berichtet auch von Kollegen, die er als „schlafend“ bezeichnet. Diese Tischler würden immer so weiter arbeiten, wie sie es bisher schon getan haben und in ihrem Betrieb auf Kundschaft warten. Diese Herangehensweise hält Wieland für gefährlich. „Wir Tischler müssen uns in Zeiten wie diesen ständig weiterentwickeln, die Ausbildung verbessern, neue Maschinen einsetzen und neue Kundenkreise erschließen“, erklärt der niederösterreichische Innungsmeister.
Damit spricht Gottfried Wieland auch den lange vernachlässigten Themenbereich Marketing/Werbung/Verkauf an, dem die österreichischen Tischler allerdings seit geraumer Zeit verstärkte Aufmerksamkeit schenken. Die Lösung, da sind sich die Branchenkenner einig, könne nur in Kooperationen liegen. Der einzelne Tischlerbetrieb sei einfach zu klein, um bei der Vermarktung gegen die großen Mitbewerber zu bestehen. Wenn auch Gottfried Wieland einen vielleicht entscheidenden Faktor anspricht, an dem jeder Tischler für sich selbst arbeiten kann. Er meint: „Man muss nicht nur sein Produkt verkaufen können, man muss auch sich selbst verkaufen können.“ (Simon Wagner) ■
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