In Helsinki betreibt er seit einigen Jahren eine eigene Tischlerei: Markus Königsdorf, ein gelernter Schreiner aus Baden-Württemberg. Schon als Kind, während häufiger Ferienaufenthalte, so berichtet er, habe er Finnland und die Menschen dort kennen gelernt. Nach der Schreinerlehre und einigen Gesellenjahren, zog es ihn wieder gen Norden. „Als ich dann in Finnland meine Frau kennen lernte, beschloss ich, ganz dort zu bleiben“, erklärt der 41-Jährige verschmitzt. „Zuerst habe ich als Sprachlehrer und später dann in einer Schreinerei gearbeitet, die bald darauf in Konkurs ging. Das hatte für mich den Vorteil, dass ich den Kundenstamm des Unternehmens in meine eigene Schreinerei übernehmen konnte.“ In den ersten Jahren hat er sein Geld vor allem mit Laden- und Gaststättenbau verdient. Heute erhält er so manchen Auftrag von Großbetrieben, die oft nicht in der Lage sind, ausgefallene Kundenwünsche zu erfüllen, Innenausbauten in Booten oder Passagierschiffen beispielsweise. Aber auch Privatkunden zählen immer öfter zum Kundenkreis. Eine ungewöhnliche Anfrage erhielt Markus Königsdorf von der deutschen Botschaft in Helsinki. Über einen Artikel in der Zeitschrift der Deutsch-Finnischen Gesellschaft war man auf den Schreiner aus Baden-Württemberg aufmerksam geworden. Ein neues Rednerpult wurde benötigt und man suchte einen versierten Könner, der sein Handwerk verstehe. Das Rednerpult sollte neben einem Flügel stehen. „Die runde, geschwungene Form des klassischen Instruments inspirierte mich sofort“, erinnert sich Königsdorf. Sein Vorschlag, die Form des Instruments aufzugreifen und – statt eines eckigen Möbels – ein halbrundförmiges, formverleimtes Pult zu bauen, wurde angenommen.
Ganz abgesehen von diesem anspruchsvollen Auftrag – Finnland ist anders: „Der finnische Kunde empfindet die außerordentlich hohen Ansprüche der Deutschen als etwas übertrieben. Heute mache ich manche Sachen, auch wenn es manchmal schwer fällt, etwas einfacher.“
Gravierende Unterschiede hat Königsdorf auch in den Betrieben ausgemacht: „Ein finnischer Schreinereibetrieb ist vergleichsweise einfach ausgestattet. Neue Maschinen und Anlagen sind sehr teuer – es wird oft viel länger mit älteren Maschinen gearbeitet. Auch gibt es in Finnland keine ausgeprägte Handwerkstradition wie in Deutschland.“ Einen Arbeitsaufenthalt im Ausland kann der gebürtige Schwabe seinen jungen Kollegen nur empfehlen: „Das erweitert den Horizont und bringt jede Menge Erfahrung.“
Teilen:
