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Es begann mit einem Stein

Kleine Schloßgeschichte von Erwin Müller
Es begann mit einem Stein

In der Urzeit lebten die Menschen in Höhlen. Für die Aufbewahrung von Gegenständen dienten Löcher im Boden als Wertbehältnis. Sie wurden mit Steinen und Felsblöcken geschlossen. Schon damals gab es Raub und Diebstahl. Der Schutz davor spielte eine lebenswichtige Rolle. Wohnte man in Behausungen, dienten dazu Türen aus Bast oder Holz, die man zuband; Knöpfe dienten als Haltepunkte. Doch zu welchen Dimensionen sich in späteren Zeitaltern Schutzmaßnahmen steigern konnten, zeigten recht deutlich die mit kostbaren Kunstgegenständen vollgestopften Grabkammern ägyptischer Pharaone in Pyramiden und Felsgräbern.

Unabhängig voneinander entwickelten sich in Afrika, Asien oder Europa Schließelemente in verblüffender Ähnlichkeit. Erst zur Zeit der Babylonier und Ägypter gab es Grundstrukturen der Schloß- und Schließtechnik im heutigen Sinne. Die uns bekannten Systeme hatten dort ihren Ursprung. Zum Beispiel ist der schiebbare oder auch drehbare Querbaum als Riegel die Basis aller heutigen Sicherheitsvorkehrungen. Gleichfalls war der Schlüssel, ausgebildet als Haken oder in anderen Formen, das Schließfunktionselement.

Die Systemvielfalt
Schon in der Antike gab es :
• Das Ägyptische Schloß für den Schließzylinder.
• Das Lakonische Schloß für den Tour-Riegel.
Und im Zeitalter des Römischen Reiches:
• Das Römische Schloß und das Vorhangschloß, die ersten Metallschlösser überhaupt.
Besonders das römische Schloß konnte sowohl auf die Innen- als auch auf die Außenseite der Tür montiert werden. Dadurch wurde das Nachschließen erschwert. Das heutige Sicherheits-Know-how hat dort seinen Ursprung.
Mit den Metallen stieg die Sicherheit
Der Lernprozeß des Menschen, Metalle zu schmelzen und zu bearbeiten, endete in Techniken, die die Herstellung des erwähnten Römischen Schlosses möglich machten. Die keltische Völkerwanderung förderte die Verbesserung der handwerklichen Eisentechnologien und besonders des Schmiedehandwerks beträchtlich. Die Blattfeder stammt aus dieser Zeit. Das gleiche gilt für Metallschlüssel, die wegen ihrer Haltbarkeit bei Sammlern sehr beliebt sind.
Die römische Technik und der Besatzungsschlüssel
Für die historische Betrachtung der Schloßkonstruktionen ist die römische Technik, das Schloß mit einem Drehschlüssel zu betätigen, von großer Bedeutung. Die Grundidee, den Schloßriegel durch eine einfache Drehbewegung des Schlüssels zu bewegen, wurde später in zahlreichen Varianten weiterentwickelt. Nicht ganz unberechtigt gilt dieser Verschließmechanismus als eine Folgekonstruktion des sogenannten keltischen oder homerischen Schlosses. Der Riegel wird mit der Drehbewegung des S-förmigen Schlüssels transportiert. Der römische Schlüssel besteht aus einem Schlüsselgriff, vielfach ringförmig, einem Halm, hohl oder voll, und aus einem Schlüsselbart. Dieser weist Einschnitte/Ausnehmungen auf, die den Sperren entsprechen, genannt Eingerichte, durch die sich der Schlüssel zur Erschwerung des Entsperrungsvorganges drehen muß. Das ist der Ursprung eines Schlüssel-Schließsystems.
Die Geburtsstunde der mechanischen Sicherheitstechnik
Dem Schmied oblag im Frühmittelalter die Herstellung von Schlüsseln und Schlössern. Später, im Hochmittelalter, spaltete sich das Handwerk in Grob- und Kleinschmiede, schließlich in mehrere produktspezifische Spezialhandwerke: Das eigenständige Schlosserhandwerk gehörte dazu. Dessen unaufhaltbarer Aufstieg gründete sich nicht nur auf die Weiterentwicklung der vorhandenen Schloß-, Sicherheits- und Schließsysteme, die Schlossermeister und -gesellen waren darüber hinaus auch als Künstler gefragte Persönlichkeiten. Die steigenden Absicherungsbedürfnisse der Stadtbürger galt es zu befriedigen; zugleich auch den unkomplizierten Bedienungskomfort eines alltäglichen Gebrauchsartikels unter Beweis zu stellen.
Gab es Schließanlagen?
Sie gab es in unserem heutigen Sinne noch nicht, obwohl es mit der damaligen Technik möglich gewesen wäre. Die große Zahl der „registrierten“ Schlossermeister, mit Kreativität und Innovationskraft ausgestattet, brachten Sicherheits-Schloßprodukte auf den Markt, von deren Qualität und Gebrauchsfähigkeit wir heute noch zehren: Das Schloß mit der Tagesfalle (Gotisches Schloß) ist fast in jedem Türschloß integriert. Gleichfalls das Eingerichte, bekannter als Kapellen-Eingerichte (ein Schließzylinder unserer heutigen Vorstellung), mit seinem verwirrenden Nachschließgestrüpp (Besatzung), war kaum zu überwinden und schließanlagenfähig. Später gesellte sich das Tour-Schloß hinzu, als Riegelschloß der Antike entlehnt (Lakonisches Schloß). Diese Erzeugnisse zu fertigen war nur wenigen hochqualifizierten Handwerkern vorbehalten. Zunftvorschriften sorgten zudem für die weitgehende Standardisierung des handwerklichen und technischen Niveaus. Besonders dieser Berufszweig brachte, wegen seiner Tradition, bemerkenswerte Substanzen in die sich formierende Industriegesellschaft des 17. und 18. Jahrhunderts ein.
Der angelsächsische Vorsprung
Freiheitliches Denken angelsächsischer Länder übertrug sich auf das politische und persönliche Handeln der Bewohner des Kontinents. Das freie Spiel der Kräfte, drüben in der Wirtschaft praktiziert, übernahm man; gleichfalls deren Produktionsmethoden. Doch blieb der Herstellungsprozeß von Sicherheitsprodukten vorerst von dieser Neuorientierung unberührt. In Handarbeit fertigte man sie umständlich, zeitraubend und unbekümmert weiter. Es ist deshalb mehr als verständlich, wenn die Bildung der erwähnten Industriegesellschaft sich zuerst in England und Amerika vollzog. Von dort aus kamen auch die Ideen. Sie erreichten zwar spät unseren Kontinent, doch die Spuren dieser innovativen Veränderungen sind bis auf den heutigen Tag sichtbar. Dort gab es zum Beispiel:
• Zuhaltungsschlösser von Robert Baron 1770 und Jermiah Chubb 1818
• Zylinderschlösser des Joseph Brahma 1784
• Rundzylinder-Schlösser des Linus Yel sen. 1844 und Linus Yel jun., 1865.
Daneben gab es noch eine Vielzahl von Erfindungen und Patenten.
Die industrielle Revolution und der Schutz von Werten
Dampfmaschine und Webstuhl setzten Ende des 18. Jahrhunderts neue Maßstäbe für das Leben der Menschen und läuteten auf unserem Kontinent das technische Zeitalter ein. Ungeahnte Kräfte wurden geweckt. Der Wohlstand wuchs überproportional. Es galt mehr denn je, geschaffene Werte zu schützen. Der Bedarf an Schlössern und Schloßprodukten stieg rapid.
Die Überforderung der Schlossermeister war offensichtlich. Die Nachfrage durch mühevolle Handarbeit gefertigter Schlösser war kaum noch zu decken. Nur wenige mutige Meister gründeten Produktionen, um den Herstellungsprozeß zu beschleunigen. Heute bekannte Namen waren damals kleine Schlosserbetriebe. Die rationell gefertigten Schlösser und auch Wertbehältnisse waren sehr dekorativ und entsprachen dem Design des 18. Jahrhunderts.
Design und handwerkliche Fertigung
Jedes Teil wurde von Anfang bis Ende von einem einzelnen Schlosser nach Entwürfen und Zeichnungen hergestellt. Das blieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Es gibt aus dieser Zeit noch wahre Meisterstücke und Kunstwerke.
Das Schließen und Verschließen heute
Die moderne Technik und der Zwang zur technischen Perfektion haben wesentlich dazu beigetragen, daß sich Sicherheitsschlösser, trotz wachsender Anforderungen an deren Zuverlässigkeit, zu vergleichsweise billigen Serienartikeln entwickelten. Dennoch ist für den Anwender die Entscheidung, welches Produkt oder System installiert werden soll, nur schwer zu treffen; denn es gibt viele Gesichtspunkte zu berücksichtigen!
Die Unterscheidungsmerkmale
Es gilt zu unterscheiden zwischen dem Grundschloß, mit dem Riegel in seinen verschiedenen Varianten, als potentiellen und traditionellem Widerstandshaltepunkt und der Funktion der Falle, die in der letzten Zeit durch einen Arretierungsmechanismus zusätzliche Widerstandswerte (Widerstandszeitwerte) erbringt. Hinzu kommt der Schlüssel oder der Schließzylinder als separates, auswechselbares und veränderbares Schließelement. Während die Schloßtechnik heute auf einem hohen Niveau operiert (Prüfzeugnisse usw.), gibt es über das Produkt Schließzylinder als Schließelement nur zu oft falsche Vorstellungen. E
Schließzylinder wohin . . ?
Über ihn wird viel zu viel geschrieben. Dennoch: Zylinder ist nicht gleich Zylinder! Oft wird Schutz allerdings mit übertriebenen Sicherheitsvorstellungen verwechselt. Auf keinen Fall ist dieses zierliche und kleine Teil in der Lage, gepanzerten Angriffen zu widerstehen. Das wird zu wenig erwähnt und hervorgehoben.
Der moderne Schließzylinder z.B. als Profilzylinder ausgebildet, ist zu einem genormten Bauelement geworden. Als integrierbare Codeeinheit/Eingerichte ist er das funktionell wichtige Teil eines Schlosses. Ihm obliegen Organisations- und Funktionsaufgaben. Dazu natürlich: Die Schlüsselsicherheit. Doch ein guter Schließzylinder kann kein schwaches Schloß verstärken. Seine Sicherheit wird entscheidend mitbestimmt durch die ihn schützenden Beschläge.
Die Einheit „Schloß – Zylinder – Beschlag“ ist der Angelpunkt moderner Sicherheitsüberlegungen. Hier sind auch Schloß- und Schließzylinder optimal geschützt, denn die zulässigen Sicherheitsschilder und Zylinderpanzerungen bieten hohen Widerstand gegen Angriffe unterschiedlichster Art. Dazu kommen entsprechende Türelemente als weitere Stabilisierungsfaktoren. n
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