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Flexibilität ist Standard

Maschinelle Kantenbearbeitung
Flexibilität ist Standard

Effektiv und rationell, komplett und natürlich in einem Durchlauf: die Maschinentechnik im Bereich der Kantenbearbeitung bietet dem Verarbeiter heute eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Der Markt hält Lösungen für jede Betriebsgröße bereit, mit denen sich Aufwand und Kosten für die ,fertige’ Kante individuell minimieren lassen. Vor allem in puncto Steuerungstechnik und Bedienkomfort haben die Hersteller dabei in den letzten Jahren kräftig zugelegt.

Trends in der Möbelfertigung, Sonderwünsche im Innenausbau, anspruchsvolles Design, hohe Qualitätsanforderungen und nicht zuletzt neue Kantenarten, Materialien sowie Dekore vergrößern in zunehmendem Maße das Bearbeitungsspektrum der Kantenbearbeitung.

Wirtschaftlichkeit heißt auch hier die Trumpfkarte, die in Schreinereien und Tischlereien, ob mit industriellen oder rein handwerklichem Charakter, zu jeder Zeit sticht. Flexibel und rationell muß es zugehen. Und zwar auch dann, wenn nur einzelne Werkstücke zu bearbeiten sind. Dies sind sicher berechtigte und erforderliche Ansprüche, damit „die Kante“ nicht zu einem schwerwiegenden Kostenfaktor wird.
Die Hersteller vonKantenanleimmaschinen haben dieses Problem erkannt und beschränken sich schon lange nicht mehr bloß darauf, die Kante so aufzubringen, daß sie an anderer Stelle – ohne lange Abbindezeit – möglichst rasch weiterbearbeitet werden kann. Die Maschinentechnik läßt heute die komplette Nachbearbeitung der aufgeklebten Kante in einem einzigen Durchlauf zu, bis hin zum letzten Finish. Dabei ist klar, daß die flexible Bearbeitung von Kanten nur mit einer sinnvollen Kombination von Bearbeitungsaggregaten zu erreichen ist. Darüber hinaus sind die Rüstzeiten nur durch Einsatz moderner Steuerungssysteme, beispielsweise die SPS (Speicher-Programmierbare-Steuerung), kurz zu halten. Auf den folgenden Seiten beleuchten wir den Stand der Technik bei Kantenanleim- und Kantenbearbeitungsmaschinen für Klein- und Mittelbetriebe. Wir zeigen aktuelle Entwicklungstrends auf, ebenso hervorstechende Merkmale einzelner Anbieter.
Maschinentypen:Vielfältiges Spektrum
Grundsätzlich unterschieden werden muß zwischen Maschinen für die Formteilebearbeitung mit manueller Werkstückführung sowie zur Bearbeitung gerader Kanten in einem Durchlauf mit selbsttätig geführtem Werkstück. Im zweiten Bereich gibt es sowohl festbestückte Maschinenvarianten als auch modulare Bauarten, bei denen die Aggregatebestückung frei gewählt werden kann. Nahezu ausnahmslos ist der Einsatz aller am Markt angebotenen Kantenmaterialien möglich: Massivholz, Kunststoffe und Furnier, Rollenware, Streifen und Leisten.
Im handwerklichen Einsatz werden in der Regel Schmelzkleber verarbeitet, die es in Qualitäten mit unterschiedlichen Eigenschaften und verschiedenen Farben, angepaßt an die verwendeten Kantenmaterialien, gibt.
Eine vom Großteil aller Anbieter abweichende Maschinentechnik bietet die Firma BMS Blaich, bei der die Werkstücke senkrecht geführt, also vertikal bearbeitet werden. Dies ist eine Maschinenvariante für beengte Platzverhältnisse, die in einem Durchlauf anleimt, kappt, bündigfräst und bis zum Finish nachbearbeitet. Die Durchlaufgeschwindigkeit ist zwischen 10 und 25 m/min stufenlos einstellbar.
Brandt bietet mit der KTD-Reihe Formteilmaschinen an, die Rollenware und Fixlängen verarbeiten. Der Schmelzkleber wird wahlweise auf das Kantenmaterial oder das Werkstück aufgetragen. Die angebaute Bündigfräse kommt bei geraden Werkstücken zum Einsatz. Für Formteile mit Innen- oder Außenradien steht eine Bündigfräse zur Verfügung.
Bei Durchlauf-Maschinen mit automatischer Werkstückführung und mehrstufiger Bearbeitung stehen zwei Konstruktionsarten zur Wahl: Im sogenannten ,unteren Einsatzbereich’ mit festbestückten Standardtypen (KD 54/56/68), im ,mittleren/oberen Bereich’ mit einem modularen Grundmaschinenkonzept, das individuell mit Aggregaten bestückt werden kann (KD 70/ 80/90). Der Werkstücktransport hat baureihenmäßig abgestufte, feste Geschwindigkeiten.
Hebrock hat für das Aufbringen vorbeschichteter Kanten (Kunststoff, Furnier, Laminat) auf gerade Werkstücke (AKV 83) sowie auf Formteile (AKV 88F) zwei Maschinentypen im Programm. Der Klebstoff wird hier mit einem Heißluftgebläse reaktiviert. Die Kantenüberstände werden bündig abgekappt und plangefräst.
Zwei weitere Typen (Euro2000/AKV 3005DK) sind mit einem Schmelzkleberbecken für den direkten Kleberauftrag im Durchlauf ausgerüstet. Für die Nachbearbeitung werden HF-Motoren eingesetzt. Mit den Ausbaustufen zweite Frässtation, Ziehklinge, Putzstation und Eckenkopierfräse ist bei der AKV 3005DK eine Fertigbearbeitung der aufgebrachten Kante möglich.
Homag bietet in einer Baureihe (Optimat KL 70) zwei Basistypen an, mit jeweils fester Grundausstattung, Freiplätzen für kundenspezifische Optionen sowie zwei Verleimvarianten für Rollenware bis 3 mm sowie für Massivholz bis 20 mm. Grundsätzlich werden eine SPS-Steuerung ohne Endschalter sowie Frequenzwandler mit automatischem Abbremsen der Bearbeitungsmotoren eingesetzt. Das flexible Aufspannsystem der Aggregate läßt auch eine spätere Nach- oder Umrüstung der Maschine bei veränderten Arbeitsbedingungen zu. Zur Abfall- und Späneentsorgung ist auf gesamter Maschinenlänge ein Transportband integriert. Um unterschiedliche Bearbeitungszugaben berücksichtigen oder bei Reparaturkanten die volle Stärke abfräsen zu können, ist das bewegliche Einlauflineal verstellbar.
IMA hat für den handwerklichen Einsatz zwei Maschinenreihen in modularer Bauweise vorgesehen: Eine Lösung mit integrierter Werkstückführung für den ,Ein-Mann-Betrieb’ (QuadroMat) und eine Baureihe für die Durchlaufbearbeitung im ,gehobenen Innenausbau’ (Compact).
Die QuadroMat ist als Basismodell mit den Funktionen Anleimen, Kappen, Bündig-/Fase-/ Radiusfräsen ausgestattet. Für die anschließenden Nachbearbeitungen stehen erweiterte Typen zur Verfügung. Zur Standardausrüstung gehören eine Streckensteuerung (SPS) und ein platzsparender, automatischer Werkstück-Rücklauf innerhalb der Maschine. Hier erfolgt die Kantenbearbeitung sowohl im Vor- als auch im Rücklauf des Werkstückes.
Augenfällig bei der Compact (4212) ist die Maschinenlänge von nur 4 Metern. Alle Kantenbearbeitungsaufgaben, einschließlich an Soft- und Postformingwerkstücken, werden praktisch mit der Kappsäge und den beiden Mehrfachfräsaggregaten (für Ober- und Unterseite) durchgeführt. Für das Finish stehen noch eine Ziehklingeneinheit und Schwabbelscheiben zur Verfügung. Das Verleimsystem ist für Kantenstärken bis 12 mm ausgelegt. Die Vorschubgeschwindigkeit beträgt konstant 10 m/min, wobei der realisierbare geringe Werkstückabstand einen hohen Durchsatz ermöglicht.
OTT verfügt mit vier Baureihen über ein breites Spektrum an Möglichkeiten für die unterschiedlichsten Erfordernisse der Praxis. Die Profimatic-Reihe mit maximal 10 Aufbauplätzen und die UNIkant/-matic sowie die KANTOmat-Typen können frei bestückt werden. Eine standardisierte Aggregatebestückung haben die Modellreihen Euromatic sowie die völlig geschlossene Atlantic/Pacific, deren Aggregate interessanterweise vertikal angeordnet sind. Beide Ausführungen gibt es alternativ mit und ohne Fügen.
HOLZ-HER macht es mit einem konsequenten Baukastenprinzip möglich, die Maschine den individuellen Anforderungen des einzelnen Betriebes anzupassen. Die Anzahl der benötigten Aggregate bestimmt dann die Maschinenlänge. Je nach Bestükkung beträgt die Vorschubgeschwindigkeit 8/16beziehungsweise 12/16 m/min. Eine stufenlose Regelung von 8 -20 m/min ist ebenfalls möglich, wobei dann eine Sperrolle den kürzesten Werkstückabstand freigibt, um gleichzeitig den Materialfluß zu optimieren. Zum Standard gehören Frequenzwandler mit Motorbremse, die einen schnellen Zugriff auf die Aggregate zuläßt.
Die SCM Group bietet eine sehr breit angelegte Maschinenpalette unter verschiedenen Markennamen und nach Schwerpunktmärkten definiert an (SCM, Olimpic, IDM, Stefani). Für den Einsatz im Handwerksbereich stehen sechs Modelle aus zwei Baureihen zur Verfügung, wobei immer auf die Komplettbearbeitung der Kante Wert gelegt wird. So ist die als „Einsteigermodell“ apostrophierte K 208F (Kunststoffkanten bis 3 mm/Holz bis 8 mm) mit nur 3,80 m Gesamtlänge komplett mit Kappen, 2 x Fräsen, Ziehklingen und Schwabbeln ausgerüstet. Ein Schnellwechselsystem für die Hochfrequenzmotoren und Fräser sowie die mögliche pneumatische Fernverstellung der Aggregate vereinfachen das Einrichten der Maschine beim Bearbeitungswechsel, wie er im handwerklichen Einsatz öfters vorkommt, auf einen geringen Zeitaufwand.
Die Selecta- und Olimpic-Reihe – für Kantenstärken bis maximal 12/16/20/30 mm nach Typen abgestuft – ist modular so aufgebaut, daß eine Ausrüstung mit Aggregaten nach Einzelkriterien möglich ist. Damit soll ein möglichst vielseitiger Einsatz sichergestellt sein, wenn erwünscht, bis hin zu Softformingkanten.
Die Olimpic N 300 bietet hierzu neben dem Aufbringen und Bearbeiten der Kanten noch das vorgeschaltete Profilieren der Platte in einer Maschine an.
IDM hat sein Maschinenprogramm im obersten Leistungsbereich angesiedelt. Obwohl primär für die Serienfertigung ausgelegt, erfordern die einzelnen Bearbeitungsstationen relativ kurze Umrüstzeiten, um die Maschine für einen anderen Bearbeitungsmodus vorzubereiten.
Bearbeitungsaggregate: Flexibilität gefragt
Bei den Bearbeitungsaggregaten sind zweifelsohne – neben der Maschinensteuerung – große Fortschritte erzielt worden. Die Möglichkeiten beginnen beim Fügen der Werkstücke für hochpräzise Verleimungen und enden bei Nachputzeinrichtungen für ein perfektes Oberflächenfinish. Spezielle Aggregate für alle Arten von geformten beziehungsweise gerundeten Kanten werden in vielfältiger Technik ebenso angeboten wie Ziehklingen zur Kleberreste-Beseitigung oder für das Nachwärmen von PVC-/ ABS-Kantenmaterialen, um bei dunklen Farben den sogenannten Weißbruch zu eliminieren.
Besonders Multifunktionsaggregate oder Bearbeitungsstationen, die mit multifunktionellen Werkzeugen bestückt werden können, tragen zu einer hohen Flexibilität bei relativ kurzem Umrüstaufwand bei. Zudem können die Maschinen kürzer werden, was bei beschränkten Platzverhältnissen ein durchaus interessanter Aspekt ist.
Der Katalog für die Aggregateauswahl liest sich bei den meisten Anbietern so:
• Füge-, Vorfräsen
• Kappen
• Bündig-, Radius-, Fasefräsen
• Formfräsen, Eckenrunden
• Profil-, Falz-, Nutenfräsen
• Schleifen
• Fase-, Radius-Ziehklingen
• Schwabbeln, Putzen.
Techniken wie der ,ziehende Schnitt’ beim Kappen sowie das wahlweise manuelle oder motorische beziehungsweise pneumatische Verstellen der Aggregate sind heute Stand der Technik, ebenso wie das kommunikative und bedienergeführte Einrichten der Arbeitsstationen bei programmgesteuerten Maschinen.
Brandt bietet Fügefräsaggregate mit Gleich-/Gegenlauf der Werkzeuge (Kompakt-Diamant-Fräser) für fast alle Baureihen an. Beim Bündigfräsen ist optional eine multifunktionale Werkzeugbestückung für Gerade-Fase-Radius möglich. Schwabbelaggregate stehen mit starren Motoren oder wahlweise mit Oszillation sowie mit Einsatzsteuerung zur Verfügung.
Das Multifunktionsaggregat von Homag wird zum Fräsen der Fase und der Radien eingesetzt mit automatischer Verstellung von Fase 20º auf Radius 2 oder 3 mm. Dabei kann das Aggregat entsprechend der Kantenstärke bei fest vorgegebenen Radien automatisch eingestellt und korrigiert werden. Zum allseitigen Fertigfräsen sowie für die Querbearbeitung von Post- und Softformprofilen wird das Formfräsen FK eingesetzt. Das Umrüsten der Bearbeitungswerkzeuge auf unterschiedliche Profile, beispielsweise bei Radien bzw. Fasen, erfolgt automatisch. Es können bis zu acht Werkzeuge in den Bearbeitungsmotor eingewechselt werden. Bei unterschiedlichen Kantenstärken und gleichen Profilen wird das komplette Aggregat seitlich verfahren.
,Multi’ auch bei der Putzeinrichtung: Mehrfachwerkzeuge zum Abziehen von Fasen und Radien für maximal vier Profile mit automatischer Verstellung.
Bei IMA ist das Kappaggregat – zum besseren Entsorgen der Abschnitte am Oberdruck der Maschine hängend – standardmäßig mit einer elektro-pneumatischen Schwenkeinrichtung versehen. Das ebenfalls angebotene Multifunktionsaggregat übernimmt mit zwei Motoren für Längs- und Stirnkanten die Funktionen Fase-, Kopier- und Funktionsfräsen, wobei die Bearbeitung dieser Kanten mit einem Werkzeug erfolgt. Im Vorlauf wird zunächst die Oberkante bearbeitet, im Rücklauf dann die Unterkante. Die sonst erforderlichen Einstellarbeiten am Bündig- und Kopierfräsaggregat können entfallen.
OTT hat seine Bearbeitungsaggregate über Schwenkarme angeordnet. Eine Einstellung auf die Kantenstärke ist wegen des verstellbaren, automatisierten Einlauflineals nicht erforderlich.
HOLZ-HER setzt für die Längskantenbearbeitung Fräsaggregate mit multifunktionellem Werkzeug ein. So sind verschiedene Anwendungen mit nur einem Werkzeug möglich, wie zum Beispiel Radius 1/2 mm und Schräge 30/15º. Bei Einsatz einer SPS wird die jeweils geforderte Anwendung über insgesamt fünf Stellmotoren am Aggregat eingerüstet. Mit gleicher Technik werden auch die Werkzeuge des Ziehklingenaggregates positioniert, wodurch individuelle Applikationen innerhalb kürzester Zeit zu realisieren sind. Dies gilt sinngemäß auch bei den nachfolgend angeordneten Stationen zur Bearbeitung der stirnseitigen Kanten durch die motorische Verstellung der Tastschuhe sowie des Gesamtaggregates für eine vielfältige Profilbearbeitung wie Kopieren von Postformkanten oder Runden von Kanten mit Radius.
Bei SCM ist die Vielfalt der angebotenen Bearbeitungsaggregate bemerkenswert. Dies gilt sowohl für die Maschinenreihe mit freier Bestückungsmöglichkeit als auch bei standardmäßig ausgerüsteten Modellen. Die generell eingesetzten Hochfrequenzmotoren sind für Einstell- und Umrüstarbeiten leicht zu handhaben oder im Schnellwechsel komplett zu tauschen. Unabhängig von der mechanischen Verstellmöglichkeit aller Aggregate mit digitaler Maßanzeige und Memoryanschlag (Type K208) für den schnellen Wechsel von immer wiederkehrenden Bearbeitungen, steht auf Wunsch die zentrale pneumatische Fernverstellung direkt ab Schaltpult zur Verfügung. Für die Selecta- und Olimpic-Reihe wird ein Fräsaggregat mit zwei HF-Motoren angeboten, das die Plattenränder vor dem Kleberauftrag fräst bzw. richtet, um Unebenheiten der Werkstückkante oder Spuren einer Vorritzsäge zu eliminieren.
Kantenzuführung: Umrüstzeit sparen
Die Kantenzuführung erfolgt grundsätzlich getrennt nach Rollenware (Dünn- oder Folienkanten) und nach bereits abgelängten Streifenkanten aus Dick-PVC, Furnier oder Massivholz. Hierbei wird zwischen zwei Systemen der Kantenzuführung unterschieden:
• Die Kante steht in Bereitschaft für das kommende Werkstück und wird von diesem ,mitgezogen’ oder
• die Kante wird werkstückgesteuert synchron mit der Vorschubgeschwindigkeit zugeführt, was den Schlupf zwischen Werkstück und der Kante verhindert.
Den Transport übernimmt in der Regel (Brandt, Hebrock, Homag, IMA, OTT, HOLZ-HER, SCM) bei Streifenware eine (Stachel) Walze oder bei Rollenware eine gummierte Einzugswalze.
Immer häufiger kommen Mehrfachkantenmagazine für Rollenware zum Einsatz, um auch in diesem Bereich den Umrüstaufwand zu vermeiden (Brandt, Homag, IMA, HOLZ-HER).
BMS Blaich verwendet für seine vertikale Verfahrenstechnik bei Streifenkanten ein automatisches Vakuum-Kanteneinschubmagazin. Hier wird immer nur eine einzelne Kante vom Stapel abgehoben und eingeschoben.
Kleber: Sorten und Auftragssysteme
Voraussetzung für die Qualität der Verbindung vom Werkstück zum Kantenmaterial ist – neben der korrekten Wahl der Klebersorte – die Klebetechnik selbst. Die konstant richtige Temperatur des aufgeschmelzten Klebers ist ebenso wichtig wie eine möglichst kurze offene Strecke, bis Kante und Werkstück zusammengeführt sind (Andruckrollen). Auch ist es für die Festigkeit sowie Haltbarkeit der Klebeverbindung nicht unerheblich, wie oft das Klebergranulat aufgeheizt wurde. Idealerweise sollte möglichst nur die für den momentanen Bedarf benötigte Menge erwärmt werden (auch im Hinblick auf Anheizzeit und Energiebedarf). Ebenso sollte ein Wechsel der Kleberfarbe und/ oder -sorte problemlos und ohne besondere Verlustmengen oder größeren Reinigungsaufwand möglich sein. Ist der Arbeitsgang unterbrochen oder bei Maschinenstillstand muß verhindert sein, daß aufgeschmolzener Kleber nach- oder gar überläuft.
In der Regel wird Schmelzkleber mit Rollen im Gleichlauf (mehrheitlich bei Dünnkanten) oder wahlweise im Gleich-/Gegenlauf (bei stärkeren oder Massivholzkanten) aufgetragen. HOLZ-HER bietet noch eine sogenannte Schwertdüse an, mit der die Distanz zwischen Kleberauftrag und 1. Druckrolle kürzer gehalten werden kann.
Sollen auch Formkanten beleimt werden, muß der Kleberauftrag wahlweise von der Werkstückkante auf das Kantenmaterial umgeschaltet werden können.
Üblicherweise kommen EVA-Klebersorten zum Einsatz, die in den meisten Fällen ausreichend sind. Für einige Einsatzbereiche bei höherer Beanspruchung der Kante oder wenn widerstandsfähige, wasser- und wärmebeständigere Verklebungen gefordert sind, werden Kleber auf PU-Basis benützt.
BMS Blaich verwendet einen austauschbaren Vorschmelzbehälter, von dem der flüssig aufgeschmolzene Kleber per Luftüberdruck durch einen temperaturgesteuerten Durchlauferhitzer zur Auftragsrolle geführt wird. Dabei wird auch das Werkstück beim Durchlauf an der Kante (Auftragsfläche) vorgewärmt, was den Kälteschock mindert.
Brandt setzt Infrarotstrahler zur Konditionierung der Temperatur beim aufgetragenen Schmelzkleber ein. Um das Auslaufen aus dem Vorratsbecken zu verhindern, sitzt dieses unterhalb der Leimrolle. Im oberen Maschinen-Leistungsbereich verhindert eine automatische Dosierschiebersteuerung das Austreten bei Stillstand der Auftragsrolle.
Um die Aufheizzeit zu reduzieren, wird das ,Quickmelt’-Verleimteil angeboten, ein Vorschmelzaggregat in Verbindung mit deutlich reduziertem Auftragsbehältervolumen. Zudem wird bei längeren Arbeitspausen die Temperatur automatisch abgesenkt, damit der Kleber nicht verbrennt.
Hebrock verwendet ein beschichtetes Schnellheizklebebecken mit Rührstab, das eine relativ kurze Aufheizzeit benötigt.
Auch Homag setzt aus vorgenannten Gründen ein ,Quickmelt’-Verleimaggregat ein. Stoppt die Maschine, wird der Kleberbehälter angehoben. Zudem gibt es als Option das Leimsystem ,PU 34’ für eine widerstandsfähigere Verleimung mit Kleber auf Polyurethanbasis.
Zum Austausch des Kleberbehälters verwendet IMA ein PU-Kartuschensystem. Auch ist der Wechsel von Kleberfarbe oder -sorte ohne Werkzeug möglich.
OTT baut das Becken für Schmelzkleber auf EVA-Basis obenliegend ein. Die Kleberauftragsrolle ist generell automatisch gleich-/gegenlaufgesteuert.
Im Zusammenhang mit der Kleberauftragsdüse bietet HOLZ-HER zwei Möglichkeiten an: Ein System für Kleberpatronen sowie das sogenannte ,ultra-granupress’-System. Im ersten Fall wird der in Patronenform gepreßte Kleber bei Bedarf durch eine erhitzte Abschmelzwand in die Düse gedrückt. Das zweite System wird bei größeren Aufschmelzleistungen und schnellen Vorschubgeschwindigkeiten eingesetzt. Hier wird das Klebergranulat im Verleimteil ähnlich der Patrone verdichtet und ebenfalls durch eine erhitzte Abschmelzwand zur Düse gedrückt. Da immer nur die benötigte Menge erhitzt und abgeschmolzen wird (verringerter Energiebedarf), kann der Kleber bei Maschinenstillstand nicht verbrennen. Kleberwechsel ist relativ problemlos möglich. Bei SCM besitzt das teflonbeschichtete Kleberbecken neben der einfach funktionierenden Auftragsmengendosierung eine automatische Rückführung von überschüssigem Kleber. Die Auftragswalze ist ebenfalls beheizt, um Wärmeverlust vorzubeugen sowie einen gleichmäßigen Kleberauftrag auf der gesamten Plattenkante sicherzustellen. Bei den Selecta-Typen wird als Option eine Vorheizung angeboten, damit die jeweils benötigte Menge frisch abgeschmolzen werden kann. Die Auftragsrolle ist umschaltbar von Gleich- auf Gegenlauf. In der Olimpic-Reihe ist bei Softform-Kanten der Kleberauftrag direkt auf das Kantenmaterial möglich.
Bedienung: Hoher Komfort realisierbar
Ob eine manuelle, halbautomatische oder vollautomatische Bedienung der Kantenanleimmaschine sinnvoll ist, bestimmen im wesentlichen die Anzahl der eingesetzten Aggregate, die Einsatzzeiten und natürlich der gewünschte Bedienkomfort.
Jedenfalls muß eine programmierbare Steuerung wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. Das sind beispielsweise deutlich reduzierte Rüstzeiten, mehr Flexibilität für eine vielfältige Teilebearbeitung oder auch das Erfassen wesentlicher Produktionsdaten. Gleichermaßen wichtig – eine größere Produktionssicherheit.
Außerdem muß die verwendete Elektronik zukunftssicher sein. Das heißt, sie muß ,fit’ sein für eventuelle Erweiterungen und Weiterentwicklungen.
Nicht zuletzt sollte der Maschinenverantwortliche das Programmiersystem natürlich verstehen, ohne permanent Schulungsbedarf zu haben. Dies gilt in gleicher Weise für die Bedienung der Maschine selbst, die nach einer einmaligen Grundeinarbeitung verständlich sein muß.
Brandt rüstet bereits im unteren Leistungsbereich (KD 54/56) die Maschinen mit einem modularen elektronischen Steuerungssystem – einer sogenannten Mini-SPS – aus, baugleich und teleservicefähig mit dem verwendeten System im mittleren und oberen Leistungsbereich. Wobei die werkstückbezogene Aggregatsteuerung hier über Endschalter erfolgt, dort über eine berührungslose elektronische Strekkensteuerung, einstellbar über Tastatur und LCD-Display. Interaktives Erstellen von Anwenderprogrammen und die Anzeige relevanter Betriebsdaten (Werkstückmenge, Kantenlänge, Betriebsstunden) sowie das Anzeigen von Fehlern und Bedienhinweisen sind möglich.
Das ,Quicktronic’-System läßt praktisch ein programmiertes Umrüsten der Aggregate auf Knopfdruck vom Bedienpult aus zu. Das bedeutet unter anderem: Fehleranzeige im Klartext, Bedienerführung bei werkstückbezogenen Programmen, Speichern von Bearbeitungsprogrammen und Einsatz numerisch gesteuerter Achsen an wichtigen Aggregaten in Verbindung mit pneumatischer Zwei-Punkt-Verstellung. Die von Homag entwickelte Steuerung („Homatic“) baut auf drei Funktionssäulen auf:
• Bedienrechner (HMI) zur Unterstützung des Anwenders beim Erstellen und Verwalten der Bearbeitungsprogramme; das Multitasking-Betriebssystem macht dies auch während der Produktion möglich
• CNC-Technologie, mit der die Bahnfahrt der einzelnen Achsen (bis zu 16 im Verbund möglich) gesteuert wird
• SPS als Anpaß- und Ablaufsteuerung, die schnelle Reaktionszeiten zuläßt und damit die Qualität der Bearbeitung sowie die Produktionsleistung beeinflußt.
So können je nach Aufgabenstellung zentrale oder verteilte Stationen zur Steuerung von Aggregaten und Abläufen zusammengestellt werden. Automatisch erfaßte Maschinendaten (MDE) werden direkt über den Bedienmonitor ausgewertet und weiterverarbeitet (Statistiken, Nachkalkulation etc.). Der Bedienrechner mit Monitor im Windows-System erlaubt die Führung der Maschine im Klartext einschließlich einer Fehlerdiagnose (Ursachenfindung) und Barcodesteuerung zur Synchronisation zwischen Teile- und Datenfluß.
Die von IMA angebotene Programmsteuerung („Imatronic“) ist ein numerisches System zum Bedienen, Programmieren, Steuern und Überwachen. Mit Industrie-PC, Flachbildschirm und Diskettenlaufwerk ausgestattet steht eine Bedienoberfläche mit Klartext-Kommentar und eine Produktprogrammliste zur Verfügung (Dialogprogrammierung). Durch Eingabe der Maschinen- und Werkstückdaten werden vom Bedienpult aus die Aggregateauswahl und deren Funktionen zur gewünschten Kantenbearbeitung gesteuert, einschließlich Betriebsstatistik und Diagnosesystem.
Die von OTT eingesetzte Strekkensteuerung (SPS) erlaubt eine klare und einfache Bedienerführung mit allen erforderlichen Zustandsanzeigen. Somit können die Funktionen sämtlicher Aggregate über ein standardisiertes Bedientableau gesteuert werden. Ebenso ist die Vernetzung mit der eigenen EDV, auch unter Nutzung von Windows-Programmen, möglich.
Nahezu alle Einstellungen an der Maschine erfolgen bei HOLZ-HER über die zentrale Maschinensteuerung. Die Streckensteuerung (SPS) führt vollständige Bearbeitungsprogramme mit wenigen Befehlen aus und rüstet die Aggregate für eine bestimmte Anwendung: Beispielsweise von ,Bündigbearbeiten Massivholz’ auf ,Radius R3 Kunststoffkanten’. Programme zur Kantenbearbeitung können am PC erstellt und online oder per Diskette an der SPS installiert werden. Hierfür wird eine PC-Programmiersoftware sowie eine Kommunikationsbox an der Maschine angeboten. Aufgrund der modularen Bauweise der Maschinensteuerung verfügt jedes Aggregat über ein eigenes zentrales Steuer- und Rechenwerk (CPU).
Die serienmäßige Betriebsdatenerfassung mißt in jedem Programm Kantenlänge, Stückzahl und Betriebszeiten als Grundlage beispielsweise für eine Nachkalkulation. Alle Maschinensteuerungen bei SCM zielen in erster Linie auf die Bedienerfreundlichkeit ab. Die CNC-Steuerung der K 208F zum Beispiel ermöglicht bedienergeführt den Einsatz aller Bearbeitungsaggregate zentral ab Schaltpult. Vorteilhaft insbesondere beim häufigen Bearbeitungswechsel, da dann an den Aggregaten selbst keine Veränderungen mehr vorgenommen werden müssen. Am Display erscheint ebenso die komplette Diagnose der Vorgänge. Zudem werden Betriebsdaten wie Ist-Stückzahl, Kantenlänge, Betriebsstunden etc. für eine Verwertung zur Verfügung gestellt.
Maschinenumfeld: Handling optimieren
Zum Vervollständigen der gebotenen Möglichkeiten einer automatisierten Kantenbearbeitung sind Hilfseinrichtungen
sinnvoll. Sie können als weiteres Rationalisierungspotential den Nutzeffekt optimieren. Sinnvoll sind vor allem Handlingeinrichtungen zum Auf- und Abstapeln der Werkstücke oder zum Beschicken sowie Rückführsysteme bei einer mehrseitigen Verarbeitung. In Frage kommen kann ebenso der Weitertransport der umleimten Werkstücke zur nächsten Bearbeitungsmaschine im Zusammenhang mit verketteten Arbeitsabläufen. Solche Einrichtungen sparen Personal – Ein-Mann-Bedienung bei durchschnittlicher Werkstückgröße wird möglich – und dienen insgesamt der Arbeitserleichterung.
Die meisten Hersteller von Kantenanleimmaschinen bieten Handlinggeräte an (Brandt, Homag, IMA, HOLZ-HER, SCM). Bei der Quadromat-Reihe von IMA ist der Werkstückrücklauf bereits fester Bestandteil der Maschine und zudem noch in die Bearbeitungsfunktionen integriert.
Grundsätzlich sollte es jedoch möglich sein, diese Hilfseinrichtung entsprechend der Leistungsanforderung und örtlichen Gegebenheiten zu konzipieren, um ein Optimum an Nutzen zu erreichen.
Serviceleistungen:auf hohem Niveau
Um eine möglichst hohe Produktionssicherheit zu haben, sind Servicestützpunkte mit gut geschulten Fachleuten flächendekkend in Kundennähe eine Selbstverständlichkeit, auf die ein Maschinenbenutzer bestehen kann. Die meisten Hersteller haben entsprechende Organisation – entweder direkt oder über ihre Vertriebspartner – installiert. Nicht minder wichtig ist eine absolut zuverlässige, komplette Dokumentation, die natürlich dem aktuellen Fertigungsstand der gelieferten Maschine entsprechen muß. Und – völlig zeitgemäß – wird sie vereinzelt bereits in Form einer CD-ROM zur Verfügung gestellt.
Je komplexer die Möglichkeiten der neu erstandenen Maschinentechnik, um so größer ist der Schulungsbedarf, damit die Fertigkeit des Bedieners und somit die Effizienz gesteigert werden. Hier sollte auf entsprechende Angebote geachtet werden, die sich allerdings nicht nur auf die Inbetriebnahme- beziehungsweise Erstschulung beschränken dürfen.
Die moderne Technik macht’s möglich und Dank Programmsteuerung und Telekommunikation können heute Servicepakete zur Verfügung gestellt werden, die von der Hotline, über die Ferndiagnose bis hin zum Teleservice reichen. Gerade diese Einrichtungen können oftmals längere Maschinenstillstandzeiten oder teure Monteureinsätze verhindern.
Brandt erstellt zu jeder Maschine individuell eine Originaldokumentation, die auf Wunsch auch als CD-ROM erhältlich ist. Zudem sind bei den meisten Typen bereits die Voraussetzungen für den Teleservice geschaffen worden.
Für Homag gehört die Ferndiagnose generell zum Serviceangebot. Durch eine direkte Fehlermeldung über den Monitor an der Maschine kann oftmals bereits ,auf Distanz’ eine Störung beseitigt werden. Unabdingbare Voraussetzung hierfür ist allerdings eine zuverlässige komplette Dokumentation, die jeweils aktuell erstellt wird.
IMA bietet neben Servicestützpunkten in Kundennähe eine 24 Stunden-Ersatzteil-Liefersicherheit. Ebenso gehören eine Hotline, ein Teleservice sowie die Ferndiagnose zum Serviceangebot.
OTT hat zur leichteren Fehlerdiagnose über das Bedienpult entsprechende Texte zur Störungsbehebung hinterlegt. Dabei übernimmt die Steuerung auch eine Überwachungsfunktion. Erforderliche Wartungsintervalle werden ebenfalls am Display angezeigt.
HOLZ-HER hat mit der Maschinensteuerung die hardwaretechnischen Voraussetzungen geschaffen, daß im Servicefall eine Verbindung via Modem von der Maschine zum Servicecenter aufgenommen werden kann. Somit wird eine schnelle Fernwartung beziehungsweise Ferndiagnose über aufgetretene Störungen möglich.
SCM setzt primär auf die eigene Serviceorganisation, die direkt dem Maschinenbenutzer für die Ersatzteilbelieferung, für Kundendienste und Reparaturen zur Verfügung steht. Sie unterstützt ebenso die Vertriebspartner bei deren Funktion für den Erstservice. Um bei Maschinenausfall möglichst rasch helfen zu können, wird vom Zentrallager im Herstellerwerk ein Kurierdienst unterhalten. n
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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