1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Ganz schön proper

Ein konkretes Beispiel: die Schreinerei Schweitzer in Ulm
Ganz schön proper

Die Schreinerei Schweitzer hat pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum im vergangenen Jahr zusammen mit der Handwerkerberatung von Festool die Fertigungsabläufe optimiert. Der bereits in der vierten Generation durch Innungsobermeister Thomas Schweitzer geführte Familienbetrieb (siehe Kasten) wurde durch einen Vortrag bei einer Innungsversammlung auf das Projekt des Landesfachverbandes Baden-Württemberg aufmerksam. Heute ist es nicht nur so, dass die Produktivität gestiegen ist, auch von Kunden kam schon ein positives Feedback, wie proper die Werkstatt jetzt ausschaue.

Seinen Standort in der Nähe der Ulmer City wollte Thomas Schweitzer keinesfalls aufgeben: „Von hier aus sind es fünf Minuten in die Innenstadt. So nah am Kunden zu sein, ist ein enormer Vorteil.“ Expandieren kann er in der Talfinger Straße allerdings nicht. Deshalb entschloss er sich, die Fertigungsabläufe unter die Lupe zu nehmen. Ausschlaggebend war die Erkenntnis vorhandener Missstände. „Wir haben oft Werkzeug oder Beschläge gesucht – eine echte Zeitverschwendung.“ Allerdings fehlte Schweitzer die Zeit, daran selber etwas zu ändern. „Ich muss mich um die Aufträge kümmern. Alles andere wäre unwirtschaftlich. Und sonst hat sich für das Thema Ordnung, Organisation und Ablaufoptimierung keiner wirklich zuständig gefühlt. Außerdem war es mir ganz lieb, dass ein Außenstehender mit geschultem Blick das Thema den Mitarbeitern nahe bringt.“

Anfänglich waren die Mitarbeiter skeptisch. Jedoch schon bei der gemeinsamen Erörterung von Problemen und Lösungsansätzen war von der Skepsis nichts mehr zu spüren. Beobachtungen, die bei der Ist-Analyse mit Filmkamera, Fotoaufnahmen und in Gesprächen mit einzelnen Mitarbeitern dokumentiert wurden, zeigten die Problemfelder auf. Joachim Vogg, seit 17 Jahren in der Schreinerei Schweitzer tätig, gibt zu: „Wir haben oft Dinge gesucht, weil vieles keinen definierten Platz hatte.“
Während eines zweitägigen Workshops mit allen Mitarbeitern wurde am konkreten, selbst erlebten Beispiel der genaue Unterschied von Wert schöpfenden und unproduktiven Tätigkeiten erläutert – ein wichtiger Schritt zur Sensibilisierung der Mitarbeiter und um die Voraussetzung zu schaffen, entsprechende Maßnahmen umzusetzen.
Rund vier Wochen später wurde im nächsten Block gemeinsam mit den Mitarbeitern die Einführung einer systematischen Ordnung und Sauberkeit geplant. Von einem Team war ein Muster-Werkstück entwickelt worden, welches nun zunächst unter Beobachtung von Kollegen, die auch die Zeit stoppten, in der vorhandenen Situation gefertigt wurde. Anschließend schlug der Berater Mathias Blankenhorn eine Neuorganisation des Bankraums vor. Dieser sollte großzügiger, offener gestaltet und dadurch flexibler nutzbar werden.
Gemeinsam mit allen Mitarbeitern begann die Planung und Umsetzung: Eine mitten im Raum aufgestellte Trennwand wurde entfernt, mehrere Hobelbänke eliminiert und die Werkzeug-Bereitstellung neu organisiert. Die Details wurden mit den Wünschen der Mitarbeiter abgestimmt und in einem Maßnahmenplan mit definierten Terminen festgehalten. Nur einmal hatte sich der Chef dann doch noch eingemischt: „Als die Hobelbänke raus geworfen werden sollten, habe ich mich gewehrt. Ein, zwei Hobelbänke müssen schon sein, schließlich sind wir eine Schreinerei.“
Diese konkrete Terminierung war für die Mitarbeiter eine starke Motivation zum Handeln. So konnten bereits im nächsten Block die Früchte des Workshops geerntet werden. „Wir haben unheimlich viel Platz gewonnen“, da waren sich alle einig. Durch eine intelligente Energieversorgung, höhenverstellbare Arbeitstische und die Bereitstellung von Werkzeug in Form mobiler Werkzeug-Einheiten können die räumlichen Ressourcen flexibler genutzt werden, so dass Such- und Wegzeiten beinahe halbiert werden konnten. Belegt wurde dies durch eine erneute Produktion des Muster-Werkstücks, wo eine atemberaubende Zeiteinsparung von rund 40 Prozent realisiert wurde.
Ein wichtiger Aspekt war auch die Kennzeichnung von Transportwegen und Stellbereichen sowie die Neugestaltung des Fräserschrankes. Wo früher aufwändig nach dem richtigen Fräswerkzeug gesucht wurde, ist heute alles auf einen Blick ersichtlich. Schreinergeselle Joachim Vogg ist von der Sache überzeugt: „Die banalen Dinge sind die besten. Die farbliche Kennzeichnung der Zwingen zum Beispiel. Alles, was visuell schnell erfasst und zugeordnet werden kann. Die Kennzeichnung von Wegen und Arbeitsbereichen auf den Böden funktionierte vom ersten Tag an. Jeder hält sich daran. Früher mussten wir häufig rangieren, heute kommt man einfach von A nach B, ohne Materialwagen zur Seite schieben zu müssen.“
Auch die einzelnen Verantwortungsbereiche seien eine gute Sache. Den Mitarbeitern waren Verantwortungsbereiche zugewiesen worden, wodurch nochmals das Einbezogensein eines jeden in die Weiterentwicklung der angestoßenen Optimierungsansätze dokumentiert wurde. Eine Schulung, um den Verantwortungsbereich nachhaltig betreuen zu können, war natürlich inbegriffen.
Somit kann sich die Schreinerei Schweitzer jetzt von einer gänzlich neuen Seite zeigen. „Meine Leute sind hochmotiviert“, sagt Thomas Schweitzer heute. „Und ich habe das Vertrauen in meine Mitarbeiter, dass sie die Ordnung beibehalten und weiter entwickeln. Mathias Blankenhorn von der Festool Handwerkerberatung schaut alle zwei, drei Monate vorbei und frischt das Thema wieder ein wenig auf.“
Mathias Blankenhorn
Regina Adamczak
Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de