Im Rahmen des europäischen Leonardo-Programms hatten 10 französische Werkstudenten/innen aus der Stadt Caen und 14 Werkstudenten/innen der Akademie in Ebern Gelegenheit in einem Workshop ihr Können durch gemeinsames Arbeiten und Gestalten zu erproben. Die unkonventionellen Ergebnisse, die in „gemischten Teams“ des Workshops entstanden sind, wurden am Ende in einer gemeinsamen Präsentation der Öffentlichkeit vorgestellt.
Betreut wurde der Workshop von den französischen Professoren Denis Folliot und Gy Beauruelle sowie den Dozenten der Akademie: Eva Warmuth (freie Bildhauerin), Dieter Bätz und Josef Starkl (Innenarchitekten). Die Leitung hatte der Leiter der Akademie für Gestaltung und Denkmalpflege, Innenarchitekt Hans-Peter Lalleike, der bei der Präsentation die Vielfalt und die gute Qualität der Arbeiten würdigte, vor allem aber die Dynamik unter den Teilnehmern, die über einen normalen Stundenablauf weit hinausgegangen sei. Dazu Lalleike: „Wir hatten eine ganz phantastische Arbeitsatmosphäre. Eine Atmosphäre, die alle bereichert hat, nicht nur fachlich, sondern auch persönlich.“
Die erste Phase des Workshops war „Ankommen und Einstimmen zur Kreativität“ durch plastisches Gestalten mit Draht und Gips. Dabei hat sich sehr schnell eine Gruppendynamik entwickelt, mit der sprachliche Grenzen rasch überwunden wurden. Proportionen, Anwenden der Gestaltungsmittel und die Formensprache sind auch ohne Sprache verständlich.
In der zweiten Phase wurde eine experimentelle Aufgabe in einem gemeinsamen Wettbewerb bestritten. Im Vordergrund stand dabei das Erproben und Nutzen materialspezifischer Eigenschaften und die gewonnenen Erkenntnisse für eine Papierkonstruktion mit hoher Tragfähigkeit umzusetzen.
Diese Aufgabenstellung war Vorbereitung zur dritten Phase in der ein Möbel über experimentelle Wege hin entwickelt werden sollte. Das Thema für diese Aufgabe lautete: „Möbel unter Spannung“.
In gemischten Teams wurden dazu verschiedene Arbeits- und Denkmodelle entwickelt, die durch Skizzen ergänzt wurden. Von den Ergebnissen wählte jede Gruppe ihre beste Lösung aus, um diese anschließend in einen funktionsfähigen Möbelprototypen umzusetzen. Die Ergebnisse der verschiedenen Arbeiten wurden jeweils am Ende einer Phase von dem Team im Plenum vorgestellt und gemeinsam diskutiert.
In der Zusammenarbeit zeigte sich, das die Entwurfsideen der deutschen Werkstudenten in der Formenstruktur sehr reduziert waren, im Gegensatz dazu bevorzugten die französischen Werkstudenten im Detail und in der Gesamtstruktur eine gewisse Ornamentik. Somit entstanden interessante und innovative Möbel, in denen beide Strömungen zu einer Einheit zusammenflossen.
Um den „Daheimgebliebenen“ die Vorgehens- und Arbeitsweisen zu veranschaulichen, regten die französischen Dozenten eine Ausstellung in Caen an, in der die entstandenen Objekte des Workshops vorgestellt und die Arbeitsatmosphäre dieser Tage wiedergegeben werden. Ziel der Ausstellung soll sein, über die nationalen Interessen hinaus für die Idee des „Gestalters im europaweiten Handwerk“ zu werben und zu begeistern.
Finanziert wurde der Workshop in Ebern aus Mitteln des Leonardo-Projektes, der Handwerkskammer Unterfranken und der Robert-Bosch-Stiftung.
Handwerk Design
Parallel zu dem Workshop fand das erste Expertenmeeting im Rahmen des Pilotprojektes „Handwerk Design“ statt. Das Pilotprojekt ist ein Auftrag der EU-Kommission im Rahmen des europäischen Bildungsprogramms „Leonardo“ mit dem Ziel, Rahmenlehrpläne, Unterrichtsmittel und Prüfungsvorschriften für den Gestalter im Handwerk zu entwickeln, die Grundlage für ein europäisches Weiterbildungskonzept im gestalterischen Bereich des Handwerks sein können.
Motor und Initiator des Projektes ist Karl-Heinz Feser, Geschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken.
Die Delegationen der Partnerländer des Projektes – aus Irland, Frankreich und Belgien – hatten die Aufgabe zu bewältigen, einen Rahmenlehrplan für die Ausbildung zum europäischen „Gestalter im Handwerk“ zu entwickeln. Federführend in diesem Projekt ist die Akademie für Gestaltung in Ebern der Handwerkskammer für Unterfranken. Sie bringt, so Lalleike, für das Projekt die längste praktische Erfahrung für diesen Ausbildungsweg als „Kapital“ ein.
Lalleike, Leiter des Meetings: „Es ist eine große Herausforderung, die europäische Idee über nationales Denken der verschiedenen Interessen von den Delegationen zu stellen, um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen.“ Dabei zeigte sich, daß die Lehrinhalte in den verschiedenen Sprachen sehr unterschiedlich interpretiert würden. Um einen Konsens in den Diskussionen zu erreichen, bedürfe es Geduld und viel Kreativität.
Für die Weiterbildung zum „Gestalter im Handwerk“ bietet die Akademie in Ebern Lehrgänge an, die als Vollzeitmaßnahme oder in berufsbegleitender Form besucht werden können.
Weitere Infos: Akademie für Gestaltung und Denkmalpflege, Nikolaus Fey Straße 2a, 96106 Ebern, Fax 0 95 31/80 64. n
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