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Gemeinsam stärker

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Gemeinsam stärker

An der Schwelle zum neuen Jahrtausend befindet sich das Tischlerhandwerk in einem tiefgreifenden strukturellen Wandel. Das wirtschaftliche Umfeld, aber auch die Unternehmen selbst verändern sich so schnell wie nie zuvor.

Von Alfred Jacobi

Die Gründe dafür liegen zum einen in den technologischen Neuheiten. Sie betreffen den einzelnen Handwerksbetrieb als Anbieter von Produkten oder Dienstleistungen sowie als Anwender neuer Betriebsmittel. Insbesondere der rasche Technologiewandel in Werkstatt und Büro ist meist mit erheblichen finanziellen Investitionen und Weiterbildungsanstrengungen verbunden.
Zum anderen stehen wir vor einer völlig veränderten Marktsituation. Neue Anbieter aus dem Ausland, die spürbaren Vorteile aufgrund geringerer Belastung durch Steuern, Abgaben und Bürokratie genießen, bringen Bewegung in angestammte Handwerkermärkte. Zudem drängen mit einigem Erfolg Möbelindustrie und Holzhandel in die typischen Marktsegmente von Tischlerbetrieben vor. Handwerksbetrieben fällt es immer schwerer, sich allein über das Produkt oder den Preis zu differenzieren.
Parallel dazu haben sich in den letzten Jahren die Kundenerwartungen verschoben. Hohe Produktqualität – eine Stärke des Tischlerhandwerks – wird bedingungslos vorausgesetzt. Immer wichtiger werden aus Kundensicht Beratung, Planung, Dienstleistung und Service.
Diese Veränderungen stellen das Tischlerhandwerk vor vielfältige Aufgaben und verlangen neues Denken bei den Betrieben und Berufsstandsorganisationen. Eine wichtige Aufgabe wird es sein, mehr Auf-merksamkeit als in der Vergangenheit kooperativen Lösungsstrategien zu widmen. Richtig angegangen und systematisch vorbereitet, können Kooperationen für Handwerksbetriebe ein geeignetes Mittel sein, um ihre Wettbewerbsposition zu stärken.
Eine zwischenbetriebliche Zusammenarbeit bietet die Chance, neue Techniken zu nutzen bzw. Wandlungsprozesse aktiv mitzugestalten. Weder die rechtliche noch die wirtschaftliche Selbständigkeit der Partnerbetriebe geht dabei verloren. Neben der angestrebten Ressourcenbündelung bietet die Kooperation u. a. erhebliche Lerneffekte für die beteiligten Betriebe. Die Kooperation ist ein Selbsthilfe-Instrument für kleine und mittlere Betriebe, das flexible Verbindungen zwischen selbständigen Unternehmen mit zahlreichen Gestaltungsfreiräumen schaffen kann.
Im Tischlerhandwerk hat Kooperation vor allem in zwei Bereichen Sinn. Zum einen bietet sich die Zusammenarbeit von Tischlerkollegen in der Produktionsphase an. Im Vordergrund steht hier die kostengünstige Fertigung durch Einsatz neuer Technologien und Ausnutzung von Volumen- und Spezialisierungseffekten. Der Kunde verlangt zwar die Komplettlösung aus einer Hand, nur muß sich das Handwerk von dem Gedanken verabschieden, sein Leistungsprogramm vollständig selbst herzustellen. Die Kosten für eine Produktion vieler kleiner, unterschiedlicher Lose sind auf Dauer zu hoch. Die Vorteile einer Kooperation dagegen liegen auf der Hand:
• Vermeidung von Überkapazitäten
• Anschaffung sonst zu gering ausgelasteter Spezialmaschinen
• Zusammenlegung einzelbetrieblicher Stärken im Hinblick auf Know-how und Leistungsspektrum.
Der andere große Bereich, in dem Kooperationen mehr denn je eine wichtige Rolle spielen, ist das Marketing. In Zukunfts- und insbesondere in gesättigten Märkten des Handwerks erzwingen die notwendigen Produkt- oder Dienstleistungsinnovationen einen erheblichen Marketingaufwand. Die Überwindung von Markteintrittsbarrieren, der Aufbau und die Pflege von Märkten verlangen hohe Investitionen. Marketingplanung, Verkaufsförderung, Aufbau bzw. Ausbau der Vertriebsstrukturen und Absatzfinanzierung sind für ein einzelnes Unternehmen kaum noch zu bewältigen. Bei diesem Aufgabenbündel ist Kooperation ein adäquates Mittel. In der Markt-einführung mindern sie das Fehlschlagrisiko bzw. steigern die Erfolgschancen neuer Produkte oder Dienstleistungen. Generell gilt: Indem besondere Stärken und Erfahrungen zu einer schlagkräftigen Einheit gebündelt werden, läßt sich Handwerksmarketing professionalisieren. Diese Bündelung kann sich auf einzelne Marketing-Aufgaben bzw. -Instrumente oder auf das gesamte Marketing beziehen.
Aus der Erkenntnis, daß Kooperation für die Zukunft des Tischlerhandwerks zentrale Bedeutung hat, leitet sich auch für die HKH-Tischlerorganisationen – Innungen und Verbände – besondere Verantwortung in diesem Bereich ab. Als moderne Dienstleistungseinrichtungen haben sie sich den vielfältigen Aufgaben zu stellen. Die Förderung des Kooperationsgedankens, das Ausloten von Zukunftsfeldern, die Beratung von Mitgliedsbetrieben, die Ini-tiierung von Gemeinschafts-projekten, die Vermittlung von Partnerunternehmen, das gemeinsame Marketing für die Branche – die Liste notwendiger Unterstützungsmaßnahmen ist lang und anspruchsvoll. Vor allem ist dabei zu berücksichtigen, daß Kooperationen im Regelfall sehr komplexe Aufgaben bei Planung, Gestaltung, Organisation und Führung mit sich bringen.
Aus der Praxis des Fachverbandes Holz und Kunststoff Nordrhein-Westfalen möchte ich beispielhaft einige Projekte nennen, die das Spektrum möglicher Verbandsarbeit zeigen.
Seit 1997 unterhält der Fachverband eine feste Partnerschaft mit dem “Meisterteam”, einer Handwerker-Kooperation von bundesweit über 720 Tischler-, Glaser- und Metallbaubetrieben. Die Einkaufsgemeinschaft verschafft unter anderem durch Sonderkonditionen mit ausgesuchten Top-Lieferanten in allen Zuliefersektoren beachtliche finanzielle Vorteile. Die mögliche Kostenreduzierung – ganz aktuell z. B. bei den Strompreisen – und die Nutzung weiterer Dienstleistungen stärken die Wettbewerbsposition der beteiligten Unternehmen. Mit dem Ausbau dieser Kooperation gibt der Verband seinen Mitgliedern ein starkes Instrument an die Hand, um sich gegenüber der Konkurrenz aus Industrie, Handel und Ausland behaupten zu können.
“Gemeinsam eine Idee voraus.” Unter diesem Motto kooperieren seit vielen Jahren die Kreativen Möbelwerkstätten (KMW), ein landesweiter Zusammenschluß leistungsfähiger Tischlereien, die sich auf individuelle Einrichtungslösungen für den privaten, gewerblichen und öffentlichen Bereich spezialisiert haben. Seit ihrer Gründungsphase vom Verband intensiv betreut, steht die Kooperation längst auf eigenen Füßen. Sie ist ein Beispiel dafür, wie die Branchenorganisation zukunftsträchtige Formen und Felder betrieblicher Zusammenarbeit mit auf den Weg bringen kann.
“Im Einklang mit der Natur” befinden sich seit 1996 rund 20 nordrhein-westfälische Tischlerbetriebe. Denn sie sind Mitglieder der Umweltgemeinschaft im Tischlerhandwerk NRW, organisiert vom HKH-Landesfachverband. Die Betriebe haben eines gemeinsam: Ihre Produkte dürfen das Umweltzeichen der Gemeinschaft tragen. Dafür verpflichten sie sich zu einer konsequent, ökologisch orientierten Betriebsführung – vom ressourcenschonenden Materialeinkauf über die emissionsarme Fertigung hin zur umweltgerechten Verwertung von Rohstoffen. Die Umweltgemeinschaft unterstützt unter anderem ihre Mitglieder bei der Umsetzung einer ökologischen Betriebsführung und fördert die Nachfrage nach umweltgerechten Tischlerarbeiten.
Unter dem Namen “Newcraft – Die Werkstätten-Möbel” initiierte der Fachverband im vergangenen Jahr eine neue Offensive im Möbelgeschäft. Zehn Tischlereien aus Nordrhein-Westfalen entwickeln und vermarkten die Werkstätten-Möbel, die aus der Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gestaltung Offenbach entstanden sind. Die Gebrauchsmöbel, die einerseits in der handwerklichen Tradition stehen, andererseits aber auch neue Fertigungstechnologien gestalterisch umsetzen, werden in den Newcraft-Werkstätten gefertigt: dezentral, umweltgerecht, ohne lange Transportwege und in handwerklicher Qualität. Alle Betriebe verfügen über modernste computergesteuerte Fertigungsmaschinen und umfassendes technisches Know-how. Das Ergebnis: individuell maßgeschneiderte Design-Möbel vom Tischler, zur Vermarktung präsentiert auf der Internationalen Möbelmesse in Köln.
Im Entdecken solcher Kooperationsfelder und deren Entwicklung hin zu festgefügten Formen der Zusammenarbeit – übrigens nicht nur innerhalb des eigenen Handwerks, sondern auch gewerkübergreifend – beweist die HKH-Organisation ihre Stärke. Sie wird untermauert durch weitere Bausteine der Verbandsdienstleistungen: das Führen einer möglichst EDV-gestützten Koopera-tionsdatenbank, die Beratung in Fragen der Betriebswirtschaft und des Marketings etc..
Fruchtbare Zusammenarbeit im Tischlerhandwerk muß sich keineswegs immer in zwischenbetrieblichen Bündnissen niederschlagen. Sie kann auch in Form eines gemeinsamen Marketings auf Innungs-, Landes- oder Bundesebene erfolgen. So hat die langjährige intensive Gemeinschaftswerbung des Verbandes in Nordrhein-Westfalen mit zum po-sitiven Image der Branche beigetragen. Auch der mittlerweile bundesweite “Tag des Tischlerhandwerks”, bei dem möglichst viele Tischlerbetriebe an einem einheitlichen Termin Tage der offenen Tür durchführen, zählt zu den Formen der Zusammenarbeit, bei denen sich die HKH-Organisation als starker Partner seiner Mitgliedsunternehmen bewiesen hat. n
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