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Gezielt investiert

Tischlerei Manecke in Schinne bei Stendal
Gezielt investiert

Holzverarbeitende Handwerksbetriebe in Ostdeutschland haben es nach wie vor in zweierlei Hinsicht schwer, die Umstellung auf die freie Marktwirtschaft erfolgreich zu verkraften: Zunächst gilt es, das früher übliche Arbeiten nach staatlich vorgegebenen Sollmengen und -preisen auf einen freien Wettbewerb umzustellen. Zweitens müssen Maschinen, Werkzeuge und Betriebsmittel modernisiert werden.

Der immer härter werdende Wettbewerb zwingt vor allem dazu, die Fertigungszeiten drastisch zu reduzieren. Das gilt für Betriebe in Ost und West gleichermaßen. Wer heute noch für ein durchschnittlich großes Standardfenster drei Stunden vom Zuschnitt bis zum Endlager braucht, macht Verlust.

Während zahlreiche Betriebe des Handwerks, vor den wettbewerbsentscheidenden Investitionen kapitulieren, hat Obermeister Manecke in Schinne bei Stendal gezielt und schrittweise im Sinne eines Gesamtkonzepts investiert. Heute bestimmen in seinem Betrieb moderne und zugleich universelle Hobel- und Querbearbeitungsmaschinen das Fertigungstempo und die Bearbeitungsqualität. Manecke bezeichnet die nicht unerheblichen Investitionen in die neue Maschinentechnik rückblickend als den eigentlichen Grundstein für die gute Entwicklung seines Betriebes. Jürgen Estrich hat während eines Besuchs in Schinne noch mehr erfahren:
Estrich: Ihr Tischlereibetrieb in Schinne ist in kurzer Zeit auf über 15 Mitarbeiter gewachsen. Liegt diese – wenn man es so bezeichnen will – “Expansion” an der allgemeinen Auftragslage, am Standort Ihres Betriebes, oder haben die Maschinen, Werkzeuge und die sonstige Fertigungseinrichtung diese erfreuliche Entwicklung ausgelöst?
Manecke: Alle Bereiche sind nach 1990 rasch in Bewegung geraten. Bis l994/95 hat uns die gute Auftragslage motiviert, neue Maschinen und verbesserte Arbeitsbedingungen zu schaffen. Generell haben wir alles darauf ausgerichtet, die Ausbau-Aufträge zuverlässig und nach dem neuesten Stand der Technik, auszuführen. Gerade in diesem Punkt mußten wir in Ostdeutschland 1990 fast von Null anfangen.
Estrich: Inzwischen hat sich gezeigt, daß zahlreiche Kollegen nach der Wende, sozusagen im Überschwang, ohne Ziel und Planung Maschinen gekauft haben, nur weil sie imponierten. Wir haben gerade in Ihrem Betrieb gesehen, daß Sie mit wenigen Ausnahmen neue Maschinen im Einsatz haben. Wie sah es denn vor der Wende bei Ihnen aus?
Manecke: 1954 habe ich in dem kleinen Ort “Schinne” als Einmann-Betrieb mit vorwiegend gebrauchten Maschinen und Werkzeugen angefangen. Nach und nach kamen Gesellen und Lehrlinge dazu. Wir fertigten als typischer Handwerksbetrieb im ländlichen Raum alles, was im Ausbau gebraucht wurde – auch Möbel.
Estrich: Seit 1971, also über 25 Jahre, sind Sie Obermeister der Tischlerinnung Stendal und kennen ihre Kollegen im Kreis Stendal so gut wie kaum ein anderer. Sie kennen aber auch die Höhen und Tiefen der Zeit vor und nach der Wende. Wie sind Sie und Ihr Betrieb in die neue Ära eingestiegen?
Manecke: Es war für uns wie für meine Kollegen ein Sprung ins kalte oder richtiger gesagt ins eiskalte Wasser. Es ist schwer zu schildern, was ein Handwerksmeister aus seiner Praxis in einer sozialistischen Planwirtschaft mitbringt, um plötzlich – sozusagen über Nacht – als freier Unternehmer in einer ebenso freien Marktwirtschaft zurecht zu kommen. Wir brauchten damals, und brauchen auch heute und zukünftig, ehrliche und zuverlässige Beratung. Leider gibt es für eine derartige Umstellung keine Lehrbücher und auch keine Patentrezepte. In vielen Fragen mußten wir uns so gut es ging auf unseren eigenen Instinkt verlassen. Nach der Wende standen uns die Kollegen Norbert und Siegfried Heinrichs, uneigennützig und selbstlos mit gutem Rat zur Seite.
Estrich: Wie wir sehen, haben Sie die richtige Entscheidung für den erfolgreichen Neubeginn bzw. für die Umstellung getroffen. Was hat sich betrieblich im einzelnen geändert?
Manecke: Zuerst haben wir gleich 1990 die Möbelfertigung auslaufen lassen, um nach und nach die Massivholz-Bearbeitung mit Schwerpunkt “Fenster und Türen” stark zu machen. Diese Umstellung wurde bis Mitte der 90er Jahre von einer soliden Nachfrage begleitet. Die Betriebsräume wurden umgestaltet, um sofort 1990 einen Weinig-Vierseiter einzusetzen. Das war für uns eine kleine Sensation. Diese leitete jedoch unter dem Druck zunehmender Aufträge eine kontinuierliche Modernisierung des Maschinenparks ein. Der Weinig Profimat 22 soll jetzt gegen einen Profimat23 E mit 5 Spindeln getauscht werden.
Estrich: Mit dem Maschinenkonzept haben Sie sich auf den Ausbau mit Holz im weitesten Sinn, mit Schwerpunkt Fenster- und Türenbau, verlagert – um nicht zu sagen “spezialisiert”. Was hat sich über die anfänglichen Investitionenhinaus geändert?
Manecke: Mit der Modernisierung der Längsbearbeitung allein wären wir auf halber Strecke stehengeblieben. Wir standen vor der Frage, wie die vielfach noch veraltete Fertigungseinrichtung modernisiert werden kann bzw. muß, um Anschluß an den Wettbewerb zu bekommen. An diesem Punkt haben sehr viele Betriebe falsche, folgenschwere Kaufentscheidungen getroffen. Wir sind hingegen mit der Einrichtungsberatung im Zusammenhang mit Weinig-Maschinen sehr gut gefahren. Wir haben gemeinsam geplant, und dabei den Weg, und erst an zweiter Stelle die Maschine, erarbeitet. Als Ersatz für den alten Zapfenschneider und für die Tischfräse als Profiliermaschine folgte die Weinig Unicontrol 6 für Zapfen/ Schlitz, für das Profilieren und Umfälzen der zusammengebauten Rahmen.
Estrich: Die Längs- und Querholzbearbeitung mit Profimat und Unicontrol ist inzwischen für Ihre Fertigung eine unentbehrliche Selbstverständlichkeit. Was hat dieser Maschinenblock im Betrieb sonst noch verändert?
Manecke: Obwohl wir inzwischen mit drei kaufmännischen und drei betrieblichen Lehrlingen insgesamt auf 17 Mitarbeiter gewachsen sind, liegt unsere Stärke in der Vielseitigkeit. Wir brauchen entsprechend anpassungsfähige Maschinen, die nicht auf Serie, sondern auf typische handwerkliche Bau- und Werkteile eingestellt sind. Das Weinig-Maschinen-Konzept paßt in diese Anforderungen. Wir konnten unseren Umsatz um 20 % steigern und gleichzeitig eine hohe Bearbeitungsqualität erreichen. Für den Bahnhof Stendal bauen wir zum Beispiel Fenster nach Denkmalschutz-Vorgaben. Auch bei ständig wechselnden Profilen und Ausführungsdetails ist die neue Längs- und Querbearbeitungsanlage flexibel und schnell.
Estrich: Das Mitwachsen der betrieblichen Einrichtung löst irgendwann die Frage nach mehr Platz aus.
Manecke: Nachdem wir eine neue Halle mit 146 m² Fläche angebaut haben, stoßen wir jetzt an die Grenze der Erweiterungsmöglichkeiten. Im Maschinenraum wurden weitere, neue Maschinen aufgestellt. Interessanterweise nimmt das Zusammenlegen vieler Bearbeitungsprozesse im Vierseiter, wie in der Unicontrol, weniger Platz in Anspruch, als bei mehrstufiger Fertigung auf Standardmaschinen.
Zusätzlichen Platz brauchten wir für die Oberflächenbehandlung und Rahmentrockenstrecke. Für die Fertigung haben wir jeden Platz genau durchgeplant,so daß wir jetzt auf engstem Raum ein sehr hohes Leistungspaket installieren konnten. Das Tempo und die Kapazität wird jedoch in der Längs- und Querholzbearbeitung vorgegeben, auch wenn dieser Maschinenbereich nicht ununterbrochen von früh bis spät ausgelastet ist.
Estrich: Mit 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehören Sie schon zur Klasse der mittelgroßen Betriebe. Besonders beeindruckt hat die Tatsache, daß Sie mit der enormen Rationalisierung keine Arbeitskräfte bzw. Arbeitsplätze abgebaut, sondern mit der Kapazitätserweiterung aufgebaut haben. Weiterhin viel Erfolg und herzlichen Dank für dieses Gespräch. n
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